Die Nominierten 2022 stehen fest

Spiel des Jahres - Mai 2021

Nominiert für die Wahl zum Spiel des Jahres 2022

Das Spiel des Jahres 2022 wird von der Jury Spiel des Jahres am Samstag, den 16. Juli 2022 verkündet.




Cascadia von Randy Flynn (Kosmos)

Im Grenzgebiet zwischen dem Nordwesten der USA und Kanada liegt die Region „Cascadia“, die sich durch ihre abwechslungsreiche Tier- und Pflanzenvielfalt auszeichnet. Im gleichnamigen Legespiel wetteifern bis zu vier Naturfreund:innen darum, ein punkteträchtiges Biotop zusammenzustellen, in dem möglichst große Landflächen der gleichen Art zusammenhängen. Diese Aufgabe bildet aber nur eine Ebene der zweigeteilten Knobelaufgabe ab, denn die heimischen Tiere ziehen nur ein, wenn die geographischen Gegebenheiten stimmen. In einer Partie sind die Bären Einzelgänger und wollen niemanden um sich haben, in der nächsten sind sie Rudeltiere und wollen als Vierergruppe kuscheln. Nur wem es durch geschickten Landschaftsausbau gelingt, Bär, Fuchs, Bussard, Hirsche und Lachse glücklich zu machen, kann eine Partie dieses wunderschönen und zugänglichen Legespiels für sich entscheiden.

„Cascadia“ ist ein wahres Wohlfühlspiel. Die Spielzüge sind immer belohnend, selbst wenn die angebotene Auswahl nicht immer passend liegt. Besonders gelungen ist die zweigeteilte Puzzleaufgabe, für die eine gute Balance zwischen den passenden Landschaften mit den richtigen Tiersymbolen gefunden werden muss. Für die hohe Wiederspielbarkeit sorgen die modularen Regelkarten, die die Spielenden jede Runde vor neue Herausforderungen stellen sowie eine optionale Kampagne.




Scout von Kei Kajino (Oink Games)

Man kann sich gut vorstellen, dass es auch in der bunten Zirkuswelt einen heftigen Konkurrenzkampf um die besten Talente gibt. Zumindest in diesem Kartenspiel schlüpfen wir in die Rolle eines solchen Talentsuchers, um Artisten aus dem Ensemble unserer Mitspielenden abzuwerben (engl: to scout). Dass diese Bilder nur in unserem Kopf entstehen und auf den Zahlenkarten nicht optisch aufgegriffen werden, tut dem Spielspaß dabei keinen Abbruch. Zu gut funktioniert dafür die simple Spielmechanik, dass die Handkarten nicht verändert und neu sortiert werden dürfen, wir aber dennoch möglichst lange Zahlenreihen oder mehrere gleiche Karten als Show darbieten wollen. Damit dies gelingt dürfen die neu angeworbenen Artisten beliebig in die Hand eingefügt werden, wodurch sich neue Möglichkeiten zum Ausspielen ergeben. Jede neue Darbietung muss die aktuell ausliegende Showtruppe überbieten. Wem es zuerst gelingt, alle Karten in Auftritte umzuwandeln, gewinnt die aktuelle Runde.

Die Emotionen schlagen Salto, wenn es einem gelingt, die Kartenhand geschickt vorzubereiten und im richtigen Moment die perfekte Show abzuliefern. Die kurze Spieldauer sorgt dafür, dass „Scout“ auch trotz des vorhandenen Glücksfaktors nie frustriert. Das in seiner Einfachheit unscheinbar wirkende Spielprinzip entfaltet schnell einen Sog, der die Gruppe nach dem letzten Akt nach weiteren Zugaben rufen lässt.




Top Ten von Aurélien Picolet (Cocktail Games)

Gemessen auf einer Skala von 1 bis 10: Welchen Nutzen hat eine goldbeschlagene Grillzange bei einem Schiffsunglück? Solch abstruse Überlegungen fordert das kreative Partyspiel „Top Ten“ von den Spielenden ein. Als Orientierung erhalten alle zuvor eine geheime Zahlenkarte mit den Werten zwischen 1 und 10. Zu dieser Zahl geben nun alle reihum einen Begriff, einen Satz oder auch eine kurze Schauspieleinlage in Relation zur aktuellen Fragestellung ab. Eine ratende Person versucht daraufhin, alle Antworten in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ist eine defekte Luftmatratze wirklich höher auf der Nützlichkeits-Skala einzuordnen als besagte Grillzange, und wo ordnet sich das morsche Vierkantholz ein? Und von 1: absoluter Flop bis 10: Party des Jahrhunderts, wo ordnet sich da die Vereinsgaststätte Oggelsbeuren im Vergleich zur Dachterrasse in Manhatten ein? Dass das Punktezählen bereits nach wenigen Runden in Vergessenheit gerät, spricht für diese kreative und kooperative Gruppenaufgabe, die vor allem durch ihre abwechslungsreichen und irrwitzigen Fragen für großes Gelächter in den Runden sorgt.

„Top Ten“ ist garantierter Spielspaß. Die redaktionell toll ausgewählten Szenarien kitzeln ungeahnt kreative Antworten und Ideen aus allen Teilnehmenden mit einer großen Bandbreite an Emotionen. Das Einsortieren der Antworten, selbst bei sehr knappen Zahlenabständen, erzeugt ein fantastisches Gruppengefühl mit vielen erinnerungswürdigen Momenten, über die man noch lange lacht.




Empfehlungsliste

  • 7 Wonders: Architects von Antoine Bauza (Repos Production)
  • Echoes – Die Tänzerin von Dave Neale und Matthew Dunstan (Ravensburger)
  • Magic Rabbit von Julie Dutois, Romaric Galonnier, Ludovic Simonet und Cecile Ziegler (Funbot)
  • My Gold Mine von Michael Loth, Christof Schilling und Hans Joachim Höh (Kosmos)
  • So Kleever von François Romain (Repos Production)
  • Trek 12: Himalaja von Bruno Cathala und Corentin Lebrat (Lumberjacks Studio)



Nominiert für die Wahl zum Kinderspiel des Jahres 2022

Das Kinderspiel des Jahres 2022 wird von der Jury Spiel des Jahres am Montag, den 23. Juni 2022 verkündet.




Auch schon clever von Wolfgang Warsch (Schmidt)

Ein Kindergeburtstag braucht Ballons, einen Holzzug mit Kerzen drauf, Geschenke und Kuchen. All dies erwürfeln sich die Kinder und streichen das, was sie durch die Würfel ergattern konnten, auf ihrem Zettel ab. Manche Dinge müssen in einer bestimmten Reihenfolge weggestrichen werden, von manchen Sachen braucht man mehr als ein Symbol und manchmal bekommt man sogar ein Bonuskreuz geschenkt. Da müssen alle gut aufpassen und nicht nur auf ihren eigenen Zettel schauen. Denn hier ist man auch dran, wenn man nicht selber gewürfelt hat. Die Kinderversion von „Ganz schön clever“ besticht durch eine kindgerechte Umsetzung und einen schnellen, spannenden Einstieg.

Wenn Kinder nach zwei, drei Würfelwürfen merken, was hier von ihnen verlangt wird, gibt es meist kein Halten mehr. Jeder Wurf wird immer genauer analysiert, immer besser mit dem eigenen Zettel verglichen und irgendwann auch mit denen der mitspielenden Kinder. Das Thema „Kindergeburtstag“ hilft dabei ungemein, denn damit kann sich jedes Kind sofort identifizieren. Die Kinderspielumsetzung von Wolfgang Warschs Erfolg „Ganz schön clever“ ist ein gelungenes und sehr eigenständiges Kinderspiel geworden. Auf diesen Geburtstag will man immer wieder eingeladen werden!




Mit Quacks & Co. nach Quedlinburg von Wolfgang Warsch (Schmidt)</p>

Äpfel, Mais und Beeren bringen Esel Quacks und seine Freunde auf Trab. Die liefern sich ein tierisches Wettrennen in „Mit Quacks & Co. nach Quedlinburg“, der kindgerechten Neuerfindung von „Die Quacksalber von Quedlinburg“, dem Kennerspiel des Jahres 2018. Wie im großen Vorbild werden Plättchen aus einem Beutel gezogen – die hier für kerngesunden Treibstoff aus Obst und Gemüse stehen und auch für Sondereffekte gut sind. Regelmäßig dürfen neue Plättchen gekauft werden. Ein bisschen Pech bei dem Verlauf halten weder Kuh noch Esel auf. Denn Glück beim Nachziehen der Plättchen ist das eine Geheimnis des Erfolgs, eine gute Strategie beim Nachkaufen und Bestücken des eigenen Beutels das andere: in einem taktischen Wettrennen, das komplexe Mechanismen perfekt für die Zielgruppe herunterbricht.

So gerne wie hier greifen Kinder selten nach Obst und Gemüse: Wunderbar, wie Wolfgang Warsch ein Kennerspiel kindgerecht komprimiert hat zu einem Wettrennen, das dank leichten Einstiegs und nachvollziehbarer Geschichte die Kinder sofort in ihren Bann zieht. Dank vieler Varianten wächst es mit ihren Fähigkeiten. Ohne Quatsch: Wenn das Glück mitunter querschießt und die Köpfe richtig qualmen, zeigt „Mit Quacks und Co. nach Quedlinburg“ seine Qualitäten.




Zauberberg von Jens-Peter Schliemann und Bernhard Weber (Amigo)

Wenn der Zauberer Balduin ruft, eilen die Zauberlehrlinge zu ihm. Doch der Weg den Berg hinunter ist lang. Zum Glück gibt es die Irrlicht-Kugeln, die die Kinder nutzen, um den Lehrlingen den Kugelbahn-Weg hinunterzuhelfen – sofern die Irrlichter auf sie treffen. Denn einmal bei der Kugelbahn eingeworfen, macht das Irrlicht, was es will – geht mal nach links, mal nach rechts. Dann sind da noch die Hexen, die ebenfalls zum Zauberer wollen und sich auch bewegen, wenn sie vom Irrlicht getroffen werden. So entsteht ein magischer Wettlauf, bei dem alle mitfiebern wohin die Irrlicht-Kugel hinrollen wird. Vom flotten Aufbau über Detailregeln wurde bei diesem faszinierenden kooperativen Spiel alles gut durchdacht, sodass sich Kinder immer wieder vom „Zauberberg“ verzaubern lassen möchten.

In „Zauberberg“ kommt die beliebte Kugelbahn auf eine neue Art zum Einsatz: sie wird der Schauplatz für magische Wettrennen: kooperativ, in Teams oder auch allein. Der attraktive Spielaufbau zieht die Kinder an den Spieltisch und der innovative Murmelmechanismus lässt sie nicht mehr so schnell los. Hier folgen angeregten Diskussionen zur Platzierung von Murmeln gebannte Blicke auf die Kugelbahn. Das ist ein Gesamtpaket, das die Kinder immer wieder bezaubert.




Empfehlungsliste

  • Die Villa der Vampire von Guido Hoffmann und Jens-Peter Schliemann (Drei Magier)
  • Fröschis von Haim Shafir (Amigo)
  • Golden Ei von Oliver Igelhaut (Igel Minis)
  • Honey von Anna Oppolzer und Stefan Kloß (Pegasus Spiele)



Nominiert für die Wahl zum Kennerspiel des Jahres 2022

Das Kennerspiel des Jahres 2022 wird von der Jury Spiel des Jahres am Samstag, den 16. Juli 2022 verkündet.




Cryptid von Hal Duncan und Ruth Veevers (Osprey Games / Skellig)

Die Wissenschaft der Kryptozoologie beschäftigt sich mit Fabelwesen wie dem Yeti, dem Monster von Loch Ness oder dem Wolpertinger. Auch in „Cryptid“ bekommen wir diese sagenumwobenen Kreaturen nie zu Gesicht, aber zumindest grenzen wir ihren Bestimmungsort ein. Die Suche beginnt als gemeinschaftliche Safari von bis zu fünf Suchtrupps, denen jeweils nur ein geheimes Indiz für den Aufenthalt des gesuchten Wesens zugespielt wird. So weiß eine Person also beispielsweise mit Sicherheit, dass das Monster sich in der Wüste ODER im Sumpf aufhalten muss. Eine andere Partei könnte den Hinweis haben, dass sich das Monster im Umkreis von drei Feldern rund um blaue Hinkelsteine befindet. Durch geschicktes Befragen der einzelnen Mitspielenden versuchen nun alle, an die geheime Schlüsselinformation der anderen zu kommen. Die Fragen müssen wahrheitsgemäß beantwortet werden und neue Hinweise für alle sichtbar auf dem Spielplan markiert. Falsche Rateversuche müssen durch die Preisgabe eigener Informationen bezahlt werden. So zieht sich Runde für Runde und Informationshäppchen um Informationshäppchen das Dekduktionsraster enger um das eine Feld, auf dem sich das „Cryptid“ nur logisch befinden kann. Wer schlussfolgert cleverer und findet das Monster vor allen anderen?

Die hohe Kunst in „Cryptid“ ist es, den Mitspielenden wichtige Informationen über den Lebensraum des mystischen Wesens zu entlocken, ohne dabei das eigene Wissen preiszugeben. Es ist ungemein befriedigend, aus dem Meer an Hinweisen nach und nach den einzig logisch denkbaren Aufenthaltsort zu schließen. Was als harmlose Gemeinschaftsaufgabe beginnt, entwickelt sich mit fortlaufender Spieldauer zu einer angenehm fordernden Kopfnuss.




Dune: Imperium von Paul Dennen (Dire Wolf)

Basierend auf der weltberühmten Romanreihe von Frank Herbert und grafisch angelehnt an der aktuellen Kinoverfilmung von Denis Villeneuve entführt uns „Dune: Imperium“ auf den Wüstenplaneten Arrakis. Dort wollen wir nicht nur das wertvolle Spice und die knappen Wasserressourcen möglichst effizient einsetzen, sondern streben auch nach Macht und Einfluss bei den vorherrschenden Fraktionen: Stehen wir hoch in der Gunst der Raumgilde, können wir auf einen Schlag sehr viele Truppen in den aktuellen Konflikt senden, während uns Verhandlungen mit der Bene-Gesserit-Schwesternschaft beispielsweise mächtige Intrigenkarten auf die Hand geben. Der klassisch wirkende Arbeiter-Einsetzmechanismus wird gekonnt erweitert, indem immer eine passende Handkarte ausgespielt werden muss. Der Erwerb von neuen Karten ermöglicht neue Strategien und mehr Optionen. Auch wenn am Ende jeder Runde ein Konflikt auf dem Schlachtfeld ausgetragen wird, ist „Dune: Imperium“ kein konfrontatives, sondern ein hoch interaktives Spiel. Es ist wichtig, die Pläne der Konkurrenz zu erkennen und in die eigene Planung mit einzubeziehen. Da bereits zehn Punkte zum Sieg genügen, endet fast jede Partie in einem spannenden und nervenaufreibenden Finale, bei dem thematisch passend auch oft eine einzelne glücklich gezogene Karte den Unterschied macht.

„Dune: Imperium“ nutzt seine berühmte Lizenz auf eindrucksvolle Weise, um eine spielerisch überzeugende Version des Wüstenplaneten auf den Tisch zu zaubern. Auch Menschen ohne Vorkenntnisse finden an der Geschichte gefallen und können sich auf die stimmig umgesetzten Machtkämpfe der Häuser einlassen. Das Spiel überzeugt mit seiner strategischen Tiefe und spannenden Konflikten, deren Ausgang oft überraschend ist. Die Limitierung auf zehn Siegpunkte sorgt für eine hohe Dynamik, eine angenehme Spieldauer und konstante Anspannung.




Living Forest von Aske Christiansen (Pegasus Spiele)

Der Wald brennt. Wie in der Realität ist das ebenso in „Living Forest“ eine Bedrohung für uns alle. Aus diesem Grund arbeiten alle Spielenden ein Stück weit zusammen, um die drohende Gefahr einzudämmen. Sie löschen Flammen, forsten den Wald mit neuen Bäumen auf und sammeln magische Lotusblüten, die dem heiligen Hain seine Kraft wiedergeben. Erreicht am Ende einer Runde eine Person in einer dieser drei Disziplinen mindestens zwölf Punkte, endet das Spiel und der Wald ist gerettet. Durch die Möglichkeit, den Mitspielenden zumindest ein paar dieser Siegpunkte abluchsen zu können, ist das Spiel hoch interaktiv und bis zum Schluß spannend. Unterstützt werden wir durch Naturgeister, von denen wir uns nach und nach mehr in unser Kartendeck holen. Doch Vorsicht! Einige von ihnen sind Einzelgänger, und so müssen wir stets abwägen, ob wir weitere Tierkarten zur Unterstützung aufdecken wollen. Denn sollte zu Beginn einer Runde der dritte Einzelgänger gezogen werden, sind die Aktionsmöglichkeiten auf ein Minimum reduziert. Es gilt also, rechtzeitig mit dem Aufdecken der Karten aufzuhören.

Drei zentrale Faktoren machen den Nervenkitzel und Reiz von „Living Forest“ aus: Das spannende Wettrennen auf zwölf Punkte, das riskante Zocken beim Kartenaufdecken und die hohe Interaktion mit den Mitspielenden. Besonders motivierend sind die drei unterschiedlichen Siegbedingungen, die für einen hohen Wiederspielreiz sorgen und je nach Spielverlauf für eine sich stets veränderte Dynamik sorgen.




Empfehlungsliste

  • Arche Nova von Matthias Wigge (Feuerland)
  • Khôra: Aufstieg eines Imperiums von Head Quarter Simulation Game Club (Iello)
  • Witchstone von Reiner Knizia & Martino Chiacchiera (R&R / Huch)