Die Nominierungen zum „Spiel des Jahres 2021“ wurden verkündet

Spiel des Jahres - Mai 2021

Noch nie wurde so viel gespielt wie in den vergangenen Monaten, die durch die Pandemie geprägt waren. Für viele Menschen gehören die gemeinsamen Erlebnisse am Spieltisch zu den Lichtblicken im Tagesablauf, wo so vieles anders ist und wir unsere Kontakte weitgehend auf den eigenen Haushalt beschränken müssen.

Die Preisverleihung „Spiel des Jahres 2021“ findet am 19. Juli 2021 in Berlin statt.




Nominiert zum Spiel des Jahres 2021 wurden:




  • Die Abenteuer des Robin Hood
  • von Michael Menzel
  • Kosmos
  • Vielseitiges Storyspiel für 2 bis 4 Personen ab 10 Jahren
  • Illustration: Michael Menzel
  • für 2 bis 4 Spieler:innen
  • Altersangabe: ab 10
  • Einstieg: mittel
  • Dauer des Spiels: ca. 60 Minuten
  • Preis: ca. 50 Euro

In „Die Abenteuer des Robin Hood“ erleben wir die bekannte Geschichte wortwörtlich von einer anderen Seite. Ein Begleitbuch leitet uns durch die insgesamt sieben Kapitel des kooperativen Abenteuers im Sherwood Forest. Wie ein Adventskalender mutet der Spielplan an, auf dem herauslösbare Plättchen mit Wachen, Burgtoren oder auch Höhleneingängen mit Nummern markiert sind. Diese Zahlen verweisen auf die zu lesende Seite im Buch und lassen uns mit den Einwohner:innen des Dorfes Dialoge führen. Die Zugreihenfolge, Ereignisse und Aktionen der Gegner werden durch das zufällige Ziehen von farbigen Scheiben und Würfeln aus einem gemeinsamen Beutel angenehm unkompliziert verwaltet. Die unverbrauchte Bewegungsmechanik ermöglicht das freie Erkunden der Spielwelt, die voller Geheimnisse und Gefahren steckt.




  • Zombie Teenz Evolution
  • von Annick Lobet
  • Scorpion Masqué
  • Vertrieb: Asmodee
  • Humorvolle Rettungsmission für 2 bis 4 Personen ab 8 Jahren
  • Illustrationen: Nikao
  • für 2 bis 4 Spieler:innen
  • Altersangabe: ab 8
  • Einstieg: mittel
  • Dauer des Spiels: ca. 20 Minuten
  • Preis: ca. 25 Euro

Die Schule haben wir im Vorgängerspiel „Zombie Kidz Evolution“ bereits erfolgreich gerettet, doch nun ist die ganze Stadt bedroht. Aus den Kindern wurden junge Teenager und erneut obliegt ihnen die Aufgabe, die Untoten aufzuhalten. In den vier Ecken des Stadtplans lagern überlebenswichtige Ressourcen, die in die gesicherte Schule gebracht werden müssen. Diese Kisten müssen durch geschicktes Positionieren in die Schule gebracht werden, bevor die Zombiehorden die Stadt einnehmen. Die kurzweiligen Partien und das sehr einfache Grundgerüst an Regeln werden mit mit der Zeit im Legacy-Stil erweitert und stets anspruchsvoller. Umschläge halten die neue Mechaniken, Charaktere und Spezialeigenschaften bereit. So bleibt die Rettungsmission über die gesamte Kampagne hinweg abwechslungsreich und motivierend.




  • MicroMacro: Crime City
  • von Johannes Sich
  • Edition Spielwiese
  • Optisches Detektivspiel für 1 bis 4 Personen ab 10 Jahren
  • Illustration: Johannes Sich, Dan
  • Altersangabe: ab 10
  • Einstieg: leicht
  • Dauer des Spiels: 15 bis 45 Minuten
  • Preis: ca. 25 Euro

Fröhliche Menschen in Cafés. Kinder, die sich eine Kugel Eis vom Marktstand wünschen. Kunstliebhaber auf einer Vernissage. Doch mit unserem geschulten Detektivblick durchschauen wir diese vermeintliche Harmonie der Bewohner von Crime City. Über ein Dutzend Mord- und Todesfälle gilt es auf dem wuseligen und riesigen Stadtplan im Wimmelbildstil aufzuklären. Wer hatte ein Motiv, dem Skateboardfahrer ein Messer in den Rücken zu stoßen? Warum wurde der Bürgermeister vor seinem Tod mit einem großen Geldkoffer am Hafenufer gesichtet? Indizien und Spuren geben uns Hinweise auf den Tathergang und so entsteht eine spannende Rekonstruktion, komplett ohne Text und mit minimalem Regelwerk. Eifersucht, Hinterlist und Missgunst sind zwar die zentralen Themen in diesem kooperativen Suchspiel, es verpackt diese aber zuckersüß in augenzwinkernden und detailverliebten Zeichnungen.




Empfehlungsliste




Harald Schrapers, Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres, kommentiert den Brettspieljahrgang

Noch nie wurde so viel gespielt wie in den vergangenen Monaten, die durch die Pandemie geprägt waren. Für viele Menschen gehören die gemeinsamen Erlebnisse am Spieltisch zu den Lichtblicken im Tagesablauf, wo so vieles anders ist und wir unsere Kontakte weitgehend auf den eigenen Haushalt beschränken müssen. Für die Jury Spiel des Jahres war das genauso. Wir haben soviel gespielt wie immer, mussten die Zahl der Spielpartnerinnen und -partner zugleich aber häufig auf engste Freunde oder die eigenen Familien begrenzen. Gleichzeitig haben wir andere Wege des Austausches gefunden, haben digitale Plattformen genutzt, und konnten so auch Feedback von außerhalb unserer engsten Kreise in unsere Eindrücke einfließen lassen. Dabei standen wir, die zehn Jurymitglieder, in einem so engen Kontakt wie noch nie, trotz der Distanz. Das Ergebnis ist eine Auswahl an 15 herausragenden Titeln, von denen wir überzeugt sind, dass sie die Spielerinnen und Spieler begeistern können. Nicht nur jetzt, sondern auch in der Zeit nach der Pandemie. Wir freuen uns sehr, wenn wir dann auch wieder mit Kolleginnen und Nachbarn, in Spielekreisen und auf Messen spielen können. Spiele, die wir aufgrund der Einschränkungen nicht ausreichend ausprobieren konnten, können auch noch 2022 ausgezeichnet werden, falls sie sich als empfehlenswert erweisen.

Harald Schrapers, Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres
Trotz Corona haben wir im vergangenen Jahrgang rund 300 deutschsprachige Neuheiten gespielt und beurteilt, die Zahl der Veröffentlichungen war unverändert hoch. Es waren viele spannende Spiele dabei, für die wir uns bei den Autorinnen und Autoren herzlich bedanken. Auffällig war allerdings, dass die Spielanleitungen überdurchschnittlich oft mängelbehaftet waren, was womöglich an pandemiebedingten Einschränkungen der Testmöglichkeiten lag. Wir hoffen, dass sich das künftig wieder ändern wird und auch den Erstauflagen gut verständliche Anleitungen beiliegen. Positiv ist es, dass sich Autoren und Verlage zunehmend um Diversität bemühen, was in der Sprache, in den dargestellten Rollen und den Illustrationen deutlich wird.

Eines ist in diesem Jahr unverkennbar: Es gibt mehr und insbesondere auch bemerkenswert gute kooperative Kampagnenspiele. Mit der Pandemie hat das wohl nichts zu tun, denn der Trend hat schon in den Vorjahren eingesetzt. In diesem Jahr haben es gleich drei derartige Titel auf die „rote“ Nominierungsliste geschafft: „Die Abenteuer des Robin Hood“, „MicroMacro: Crime City“ und „Zombie Teenz Evolution“. Diese bieten Gemeinschaftserlebnisse über mehrere Kapitel – mal bekämpfen wir die Kriminalität in einer Wimmelbild-Stadt, mal den Sheriff von Nottingham und mal die Untoten. Hier bewerben sich nun drei Titel um den Hauptpreis, die das gemeinsame Erleben einer Geschichte in den Vordergrund rücken. Die Entscheidung darüber fällt am 19. Juli.

Zusätzliche Abwechslung und Vielfalt bietet die Empfehlungsliste. Hier finden sich mit dem Eisenbahnspiel „Switch & Signal“ und dem lustigen „Biss 20“ zwei weitere kooperative Titel. Komplettiert wird die Auswahl durch das Detektivspiel „The Key: Sabotage im Lucky Lama Land“, das taktische „Chakra“ sowie das flotte Kartenspiel „Punktesalat“.

Die Auswahl an erstklassigen Kennerspielen war in diesem Jahr größer denn je, auch hier wird der Sieger am 19. Juli gekürt. Nominiert sind das raffinierte Kartenspiel „Fantastische Reiche“, das große Abenteuerspiel „Die verlorenen Ruinen von Arnak“ und das kooperative Steinzeitepos „Paleo“. Auch das ist ein Kampagnenspiel, das gemeinsam mit dem empfohlenen „Aeon’s End“ den Trend zum Kooperativen bekräftigt. Ein Trend, der nicht von der Jury gesetzt wird, sondern der der Kreativität der Autorinnen und Autoren entspringt. Außerdem stehen das Zwei-Personen-Spiel „Riftforce“ sowie zwei sehr anspruchsvolle Titel auf der „anthraziten“ Liste: „Gloomhaven: Die Pranken des Löwen“ und „Wasserkraft“. Diese beiden Spiele richten sich an diejenigen, die vor umfangreichen Regelwerken und langer Spieldauer nicht zurückschrecken. Auch das ist ein Teil der Vielfalt des Kulturgutes Spiel.