HDE News
April 2003

Nur Wirtschaftsaufschwung bringt mehr Lehrstellen

Das Bundeskabinett hat beschlossen, die Ausbilder-Eignungs-Verordnung (AEVO) fr fnf Jahre auszusetzen, um so die Zulassung von Betrieben zur Ausbildung zu erleichtern. Dazu erklrte heute in Berlin der bildungspolitische Experte des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Wilfried Malcher:

Die Erwartung von Bundesbildungsministerin Bulmahn, dass auf diese Weise jhrlich 20.000 Betriebe zustzlich ausbilden knnen, ist zu hoch gegriffen. Mit der einfachen Aussetzung der Ausbilder-Eignungs-Verordnung allein ist es nicht getan. Die Regierung muss darber hinaus durch steuer- und sozialpolitische Entlastungsmanahmen die Voraussetzungen dafr schaffen, dass es wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung kommen kann. Ohne Wirtschaftsaufschwung kein Lehrstellenaufschwung. Anders als Bundeskanzler Schrder, der den Unternehmen mit einer Ausbildungsabgabe droht, zu glauben scheint, ist nicht fehlende Ausbildungsbereitschaft bei den Unternehmen der Grund fr die sich abzeichnende Ausbildungsplatzlcke. Die Wirtschaft erlebt vielmehr seit Mitte letzten Jahres eine besonders tiefe Krise, die zu Rekordzahlen an Arbeitslosen gefhrt hat. Und im Einzelhandel sieht es schon lnger noch dsterer aus.

Der Einzelhandel begrt aber, dass es nun immerhin fr Betriebe leichter wird, die Ausbildungsberechtigung von der zustndigen Stelle zuerkannt zu bekommen. Diese Chance sollten jetzt auch verstrkt Handelsbetriebe nutzen, um neue Ausbildungsverhltnisse zu begrnden und Auszubildende in einem der guten Handelsberufe einzustellen. Die Entscheidung der Bundesregierung ist auch als Beitrag zur Entbrokratisierung zu werten und sollte gerade auch deshalb genutzt und von der Praxis angenommen werden.

In den nchsten Jahren sollte geprft werden, welche arbeits- und berufspdagogischen Anforderungen tatschlich an betriebliche Ausbilder zu stellen sind. Die jetzigen Regelungen und Lehrgangskonzepte wenden sich zu stark an hauptberufliche Ausbilder, wie es sie nur in Grounternehmen gibt. In Klein- und Mittelbetrieben sowie in filialisierten Betriebsstrukturen, wie sie fr den Einzelhandel typisch sind, dominiert hingegen der nebenberufliche Ausbilder, der nicht im gleichen Umfang und in vergleichbarer Tiefe eine arbeits- und berufspdagogischen Qualifizierung braucht.