Ravensburger: Lang lebe der König!

Ravensburger - Oktober 2005

 

Ein toller Erfolg für die Ravensburger Reihe alea: Das Spielepublikum wählte das Strategiespiel ‚Louis XIV’ auf den 1. Platz des Deutschen Spielepreises 2005. In dem Spiel von Autor Rüdiger Dorn blüht die Bestechung am Hofe des Sonnenkönigs. Unablässig lassen sich die zwölf Schlüsselfiguren im Leben des Herrschers schmieren. Dafür verschaffen sie ihren Auftraggebern auf unterschiedlichste Weise Einfluss. Und der König selbst? Seine Hoheit gibt sich immer nur sporadisch die Ehre. Aber attention: Wer in seine Nähe kommt, wird stets doppelt belohnt! „Louis XIV“ ist ein bestechendes Strategiespiel - auch wegen der authentischen Rollendramaturgie sowie der aufwändigen Aufmachung mit edel gestalteten Porträttafeln und Spielkarten.

Die zwölf handtellergroßen Miniaturgemälde liegen in gehörigem Abstand zueinander, schachbrettartig auf dem Tisch. Drum herum und in den Zwischenräumen lagern die Insignien der Macht: Ringe und Helme, Kronen und Zepter, Spielkarten und Geldmünzen. Ohne die läuft nichts bei Hof. Egal ob Mutter, Bruder, Gattin oder Sohn – jede der vier Personen im inneren Zirkel der Macht hält viele Exemplare eines Machtsymbols parat. Zu haben sind die natürlich nur für den, der die jeweiligen Bedingungen erfüllt: ausreichend Geld oder Einfluss-Steine, eine Art Parallelwährung im königlichen Palais. Nur wer sich in jedem Durchgang aufs Neue mit den passenden Machtgegenständen einzudecken weiß, kann bei Hof Missionen ausführen und so im langen Schatten des Sonnenkönigs gedeihen.

Im Umkreis der vier Hauptpersonen erwarten auch acht Minister und Mätressen Besuch. Diese Günstlinge des Alleinherrschers sind keinesfalls zu unterschätzen: der hochintrigante Kriegsminister François-Michel Louvois zum Beispiel, General Condé oder dessen Gegenspieler Henri de Turenne , allesamt gewähren sie jede Menge exklusiver Vorteile. Natürlich nicht für lau. Dummerweise gehen Geld und Einfluss-Steine irgendwann zur Neige und müssen neu beschafft werden. Aber auch da sind die Damen und Herren der äußeren Sphäre gern behilflich… Bei wem es sich gerade lohnt, Geld oder Steine zu investieren, hängt ganz von den fünf Einfluss- und zwei Missionskarten ab, die in jedem Durchgang neu aufgenommen werden. Gut möglich, dass die attraktivere der beiden Missionskarten ihrem Besitzer eine erkleckliche Prämie von drei Louisdor pro Durchgang verspricht – freilich nur, wenn dafür zwei Helme beschafft werden. Mit dieser Ansage ist klar, um wessen Gunst diesmal zu buhlen ist: Armeechef le Grand Dauphin! Nur schade, wenn sich unter den eigenen Einflusskarten mit den Bildern der Adeligen gerade kein großer Dauphin befindet.

Aber Moment mal! Vielleicht lässt er sich ja doch auf ein tête-à-tête ein. Denn mit maximal drei eigenen Einfluss-Steinen darf man auch Persönlichkeiten zumindest in der unmittelbaren Nachbarschaft einer gerade angesagten Figur aufsuchen – wenn man in Kauf nimmt, dass unterwegs Einfluss verloren geht. Zu dumm nur, wenn der Wunschkandidat seine Gunst dann schnöde doch einem anderen erweist, nur weil der im letzten Moment eine Intrigenkarte zückt.

Nach und nach entwickeln die Konkurrenten um Einfluss auf die Chargen des Königs das nötige Gespür dafür, bei welchen der jeweils fünf Figuren es sich lohnt, zuzulangen, wie man direkte oder indirekte Kampfansagen eines Gegners pariert, und wie man den Zufall ein wenig in den Griff bekommt, den der unberechenbare König mit seinem flüchtigen Wesen verkörpert. Denn der Staat ist immer noch er.

„Louis XIV“ ist für ca. 20,- Euro im Handel erhältlich und ist geeignet für zwei bis vier Ränkeschmiede mit Spaß an einem strategischen Spiel, das das 17. Jahrhundert authentisch eingefangen hat. Den Regeln liegen sogar kurze Biographien der 13 historischen Personen bei.