Spielwaren-Einzelhandel freut sich auf Weihnachten

Bundesverband des
Spielwaren-Einzelhandels e.V.
- November 2005

 
Spielzeug bleibt Kult als Kulturgut

Der Einzelhandel bleibt ein krisengestresster Wirtschaftszweig. Viele Bürger fürchten sich vor weiteren finanziellen Belastungen wie z.B. einer Erhöhung der Mehrwertsteuer, steigenden Gesundheitsausgaben oder Rentenkürzungen. Der private Konsum leidet unter den Mehrausgaben für Benzin, Heizöl und Erdgas. Diese volkswirtschaftlichen Probleme sind ausschlaggebend für die schwierige Umsatz- und Ertragsentwicklung. So muss auch die Spielwarenbranche darauf hoffen, dass die neue Bundesregierung endlich wieder Vertrauen schafft, damit die Konjunktur anspringt.

Trotz Konsumzurückhaltung und anhaltender Unsicherheit über die politische Entwicklung in Berlin geht der Spielwaren-Einzelhandel optimistisch ins Weihnachtsgeschäft 2005. Diese positive Grundeinstellung teilen die Händler mit den meisten Konsumenten: Umfragen zufolge freuen sich fast zwei Drittel aller Deutschen auf Weihnachten. Willy Fischel, BVS-Geschäftsführer: „Spielwaren haben alle Chancen, zu Weihnachten beim Konsumenten zu punkten. Denn beim Kind wird zuletzt gespart. Und: Spielzeug ist in Deutschland ein Kulturgut und kein Luxusgut. Gerade in schwierigen Zeiten suchen die Menschen nach echten Werten und Zusammenhalt in der Familie und im Freundeskreis. Die Kultur des Spielens ist deshalb so aktuell wie lange nicht mehr.“

Umsatzzuwachs durch Fußball-WM 2006
BVS erwartet stabiles Jahresgeschäft

Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) rechnet für das laufende Jahr 2005 im deutschen Spielwaren-Gesamtmarkt (inkl. Videospiele) mit einem Umsatzergebnis auf Vorjahresniveau von etwa 3,3 Mrd. Euro (zu Endverbraucherpreisen). Die aktuelle BVS-Umfrage im Facheinzelhandel (Spielwaren-Fachhändler, Warenhäuser, Discounter, Versender etc.) zeigt weiterhin eine sehr unterschiedliche Umsatz- und Gewinnentwicklung bei den Handelsunternehmen auf. Damit hält 2005 der Trend zur Firmenkonjunktur an. Hierbei profitieren zurzeit die Discounter von der Billigwelle. Für das kommende Jahr rechnet der Kölner Verband mit einer Belebung des Umsatzes: „Dank des Großereignisses Fußball-WM werden die Umsätze in 2006 eine runde Sache werden. Wir rechnen für den Spielwaren- und Freizeit-Einzelhandel mit Umsatzzuwächsen in Millionenhöhe“, so Fischel. Ob Lizenzartikel, Videospiele oder Kicker-Aktionsfiguren, der Spielwaren-Einzelhandel erwartet in seinen Geschäften – je nach Lage und Sortiment – einen Ansturm von Fußballfans und WM-Touristen. Besonderes Highlight für den Spielwaren-Einzelhandel ist der Sonderbereich mit der Darstellung relevanter Lizenzprodukte der FIFA WM 2006 im Rahmen der Internationalen Spielwarenmesse im Februar 2006. Damit bestätigt sich die internationale Leitmesse in Nürnberg als Order- und Informationsplattform für den Spielwaren-Einzelhandel aus dem In- und Ausland.

BVS gegen Brüsseler Regulierungswut
Regulierungen mit Augenmaß gefordert

Die zunehmende Anzahl der EU-Richtlinien aus Brüssel ist aus Sicht des BVS kein Qualitätsmerkmal für eine gute Europapolitik. Die Regulierungswut verunsichert nicht nur die Wirtschaft, sondern führt in aller Regel auch zu Kostenbelastungen, die letztlich vom Verbraucher bezahlt werden müssen. Verbraucherschutz ist guter Verbraucherschutz, wenn er dem Konsumenten nutzt und in der Praxis umsetzbar ist.

So begrüßt der BVS die EU-Phthalat-Richtlinie, bemängelt aber viele offene Fragen und fordert Planungssicherheit für den Handel ein. Dies betrifft z.B. die genaue Definition der betroffenen Produkte bzw. Fragen zur zeitlichen Umsetzung. Ebenso kritisch gesehen wird das im deutschen Alleingang geplante Urwaldschutzgesetz. Der BVS: „Es ist richtig, den Verbraucher und die Umwelt zu schützen. Das ist auch im Interesse des Spielwaren-Einzelhandels. Oft fehlt es den Gesetzentwürfen aber einfach an Praxisnähe und unnötige Bürokratie ist vorprogrammiert! Das schadet dann nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der guten Sache.“ Der BVS sieht seine Hauptaufgabe darin, frühzeitig über neue Gesetze und deren Auswirkungen auf den Handel zu informieren. Aktuelles Beispiel ist das Elektronikschrott-Gesetz. Hier hat der Kölner Verband dem Einzelhandel Folder als Kompaktinformation zur Verfügung gestellt. Alle Händler, die Hersteller im Sinne des Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Gesetzes (ElektroG) sind, profitieren von einem BVS-Folder mit allen relevanten Eckdaten sowie einem Rahmenvertrag als Rundum-Sorglospaket von der Registrierung über die Übernahme der Dokumentationspflichten bis zur Organisation der Rücknahme von Elektroaltgeräten.

Kleine Kinder – große Kaufkraft
Kaufkraft der Kids bleibt ungebrochen

Die Finanzkraft der knapp sechs Millionen 6- bis 13-Jährigen bleibt ungebrochen und ist der beste Beleg dafür, dass bei den Jüngsten zuletzt gespart wird. Monatlich fließen laut KidsVerbraucherAnalyse 2005 durchschnittlich 21 Euro Taschengeld (2004: 20,50 Euro) und hinzu kommen nicht zuletzt 75 Euro Weihnachtsgeld (2004: 71 Euro), die regelmäßig auch zum Spielzeugkauf eingesetzt werden. Die Ausgaben von Großeltern und Eltern für Weihnachtsgeschenke liegen je Kind bei etwa 200 Euro. Fischel: „Trotz des Siegeszuges von GameBoy & Co. wird weiterhin sehr viel mit klassischem Spielzeug gespielt. Bausteine, Puzzles, Plüschtiere und Puppen haben bei den Kids nichts von ihrem Reiz verloren und zählen zur Grundausstattung in jedem Kinderzimmer.“ Mit der zunehmenden Marktsättigung bei Mobiltelefonen und dank der Discountangebote der Mobilfunkanbieter wird wieder mehr Geld für den Spielzeugkauf frei.

Klassisches Spielzeug nutzt moderne Elektronik
Kabellos Fernsteuern, Lernspielzeug und DVD-Brettspiele sind „in“

Der Einzelhandel stellt ein wachsendes Interesse an Spielzeug und Freizeitartikeln mit eingebauter Elektronik und „eingebautem Lerneffekt“ fest. W. Fischel: „Wer spielt, der denkt, und wer denkt, kommt erfolgreicher durchs Leben. Die wachsende Nachfrage nach Lernspielzeug führen wir vor allem auf den gestiegenen Wettbewerbsdruck in unserer Gesellschaft zurück. Nach dem Pisa-Schock wollen Eltern die bestmögliche Ausbildung für ihre Kinder und das wirkt sich auch auf Spielzeug aus. Und weil Spielzeug heute nicht mehr mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt, sondern Spielspaß mit Lernen verbindet, ist es so erfolgreich. Da legen dann Eltern auch einmal mehr Geld an.“ Immer vielfältigere und preiswertere elektronische Funktionen machen zudem klassische Spielzeuge wie Kuscheltiere, Fahrzeuge und sogar Bücher noch lebendiger und attraktiver. Der Megatrend 2005: Kabellos Fernsteuern - egal ob Autorennbahn, Metallauto oder UFO – alles kann jetzt wie von unsichtbarer Hand fahren oder fliegen. Die Spielzeugüberraschung des Jahres 2005 kam erst in der zweiten Jahreshälfte: SuDoku das faszinierende Zahlenrätsel aus Japan fesselt quer durch alle Altersstufen. Zahlreiche Verlage haben zuletzt Spiele auf den Markt gebracht, die an das Spielprinzip von SuDoku anknüpfen. Außerdem stark in 2006: Tamagotchi und alles rund um Star Wars.

Als Megatrend der Zukunft prognostiziert der Kölner BVS eine neue Generation von Gesellschaftsspielen, die die Vorteile von Brett- und Computerspiel vereinen. Fischel: „Auf einem Touchscreen werden echte Figuren bewegt, die dank eingebautem Chip dem Rechner ihren Standort melden. ‚Hybride Spiele’ bieten – weil echte Spieler mitspielen – sowohl kommunikativen Spielspaß und jede Menge Simulationen sowie Audio- und Videoinhalte.“ Aktuell in den Spielwarengeschäften verfügbar sind bereits „sprechende Brettspiele“ mit eingebautem Sprachchip sowie DVD-Brettspiele, bei denen Videosequenzen von DVD in den Spielverlauf eingebaut werden.

Die Spielwaren- und Freizeitwelt kennt keine Altersgrenzen
Spielwaren-Fachhandel nutzt Potenziale im Erwachsenenmarkt

In Zeiten stagnierender Geburtenraten gewinnen alternative Zielgruppen an Gewicht. Die Ergebnisse der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die über 65-Jährigen konsumfreudiger sind als vielfach erwartet. Sie konsumieren monatlich Waren und Dienstleistungen im Gesamtwert von rund 19 Mrd. Euro. Während in Deutschland die Haushalte durchschnittlich 75 % des Einkommens für den Konsum ausgeben, sind es bei den 65- bis 80-Jährigen mehr als 80 %.

W. Fischel: „Wer wachsen will, braucht neue Zielgruppen. Wie erwartet, widmet sich der Spielwaren-Einzelhandel verstärkt der Zielgruppe der erfahrenen Erwachsenen: Dabei geht es heute nicht mehr nur um Sammlerpuppen und Modelleisenbahn. Best-Ager haben mehr Zeit und Geld sowie ausgeprägte Ansprüche an Qualität und Komfort. Dies betrifft z.B. hochwertige Spiele-Editionen, Erwachsenen-Puzzles, Seidenmalerei oder Sport-Zubehör.“ Dies unterstreicht, dass es sich nicht um Seniorenprodukte handelt, sondern um attraktives Spielzeug, das den hohen Qualitäts- und Komfortansprüchen der erfahrenen Erwachsenen entspricht. Ebenso muss auch die Industrie motiviert werden, ihre Produkte nach diesen Ansprüchen weiterzuentwickeln. Das reicht von der lesbaren Bedienungsanleitung geht über ästhetisch anspruchsvolle Spiele bis zu Spiel und Sport für körperliche Fitness (Nordic Walking etc.).