Wir sprachen mit Messechef Ernst Kick

BRANDORA Redaktion (Kerstin Barthel) - 22. Januar 2016

 

 
Die Welt zu Gast in Nürnberg

In wenigen Tagen ist es endlich soweit. Die Spielwarenmesse, das Branchenhighlight schlechthin, öffnet zum 67. Mal ihre Pforten. Längst ist sie mehr als eine reine Orderveranstaltung. Von Jahr zu Jahr wird das Rahmenprogramm noch besser auf die Ansprüche der Aussteller und Besucher abgestimmt, um einen umfassenden Branchenüberblick zu gewähren. Wir haben mit Ernst Kick, Vorstandsvorsitzender der Spielwarenmesse eG, über die Weiterentwicklung des Events gesprochen und dabei erfahren, warum sich ein Besuch in Nürnberg auch im Jahr 2016 auf jeden Fall lohnt.

BRANDORA: Herr Kick, in wenigen Tagen beginnt die Spielwarenmesse in Nürnberg. Geben Sie uns einen Geheimtipp: Welchen Messestand, welche Präsentation sollten wir auf gar keinen Fall verpassen?

Ernst Kick: Da alle scharf auf Neuheiten sind, führt kein Weg an der TrendGallery, dem New Exhibitor Center und dem Gemeinschaftsstand der Jungen Innovativen Unternehmen in Halle 3 vorbei. Steuern Sie aber auch Stände von Ausstellern an, die Sie noch gar nicht kennen. Denn dort können Sie spannende Neuheiten für Ihr Sortiment entdecken.

Die Spielwarenmesse ist die größte ihrer Art weltweit. Facts & Figures: Was erwartet die Besucher im Jahr 2016?

Über 2.800 Aussteller aus rund 60 Ländern, die auf 170.000 m² ihre Artikel vorstellen, erwarten die Besucher. Das ist das umfangreichste Angebot von Qualitätsspielwaren, das weltweit auf einer Messe angeboten wird. Auf die Händler und Einkäufer wartet jede Menge Inspiration, wie sie ihre Kunden mit neuen Spielideen überraschen können.

Zwölf Nationen präsentieren ihre Produkte auf der Messe in eigenen Länderpavillons – darunter auch Australien, Indien und Thailand. Womit spielen Kinder in „Down under“, was erfreut Jungen und Mädchen auf dem Subkontinent?

Down Under spielen die Kinder nicht viel anders als in anderen westlichen Ländern. In Indien spiegelt die Vorliebe für Hightech-Spielwaren die Vorreiterrolle des Landes in der IT-Industrie wider. Sehr schönes Holzspielzeug gibt es hingegen in Thailand und viele bekannte Spielzeugklassiker, die dort auch beliebt sind.

In der „TrendGallery“ können die Messebesucher die neuesten Trends und Innovationen der Branche kennen lernen. Was verbirgt sich hinter „Train your Brain“, „Everday Hero“ und „Design to Play“?

Unser TrendCommittee hat weltweit drei Trend festgestellt. Es kommen gerade viele Spielwaren auf den Markt, die geistige Fitness und das Hirn trainieren. Der Trend „Train your brain“ fördert also freies Denken und unterstützt das Erlernen von kognitiven Fähigkeiten. Der Trend „Everday Hero“ belegt, dass immer mehr Spielwaren Kinder dabei unterstützen, ihre Träume zu verwirklichen. Sie sind bereit mit einer Idee zu einem sozialen Projekt oder einem Produkt einen positiven Fußabdruck in der Gesellschaft zu hinterlassen. Beim Trend „Design to Play“ überraschen Spielwarenhersteller mit völlig neuen Ansätzen für die Farb- und Formgebungen. Spielspaß und Ästhetik beflügeln sich gegenseitig und vor allem die Fantasie beim Spielen.

Mit dem Service-Tool „Matchmaking Account“ („Verabredung zum Spiel“) und dem „Toy Business Forum“ hat die Spielwarenmesse zwei Serviceinstrumente geschaffen, von denen vor allem Händler profitieren können. Was verbirgt sich dahinter?

Wenn die Händler neue Ideen zu Trends, Lizenzen und Marketing suchen, sind sie im Toy Business Forum richtig, unsere Wissensplattform mit Vorträgen. Da gibt es Mittwoch bis Sonntag täglich von 13:00-15:00 Uhr kostenfreies Wissen, wie Händler ihre Geschäfte ankurbeln können. Unser Matchmaking unterstützt die Händler bei der gezielten Suche nach besonderen Angeboten. Denn damit können Aussteller und Fachbesucher über den Katalogeintrag auf www.spielwarenmesse.de/matchmaking hinaus viel detailliertere Angaben machen, was sie anbieten. Mit der Ticketnummer schalten Fachbesucher ihren Premiumaccount frei.

Im Dezember hatte die Messe Nürnberg große Pläne verkündet: Neben einer Modernisierung des über 40 Jahre alten Hallenkomplexes soll auch die Schaffung weiterer Ausstellungsflächen verwirklicht werden – vor allem durch den Bau der neuen, von Stararchitektin Zaha Hadid entworfenen Halle 3c bis 2018. Welche Möglichkeiten werden sich durch diese Expansion für die Spielwarenmesse ergeben? Können die vielen interessierten potenziellen Neu-Aussteller Hoffnungen machen, die momentan aus Platzgründen noch nicht dabei sein können?

Auf die Größe der Spielwarenmesse hat die neue Halle erstmal wenig Einfluss. Denn sollte die NürnbergMesse GmbH nach Fertigstellung der Halle 3c beginnen, andere Hallen zu renovieren, würde die Summe der Ausstellungsfläche erstmal konstant bleiben.

Längst ist die Spielwarenmesse eG auch international als Veranstalter tätig und hat das erfolgreiche Nürnberger Konzept exportiert, so nach Mumbay, Istanbul und Moskau. Sind weitere Standorte geplant?

Im Moment konzentrieren wir uns zusammen mit unseren Teams vor Ort auf den Ausbau der nationalen Fachmessen rund ums Kind genannt Kids India, Kids Turkey und Kids Russia.

Viele Firmen und Verbände aus der Spielwarenbranche sind in und um Nürnberg ansässig – der Zusammenhang zur Messe ist unverkennbar. Sind „Toys & Co.“ somit ein „Jobmotor“ für die Region?

Es stimmt, dass die Spielwarenbranche Nürnberg und der Region viele Arbeitsplätze bringt. Als Jobmotor würde ich jedoch eher Branchen zählen, die zusätzliche Jobangebote schaffen. Das sehe ich rund um die Spielware zurzeit nicht.

Ein Besuch der Spielwarenmesse ist ausschließlich Fachbesuchern vorbehalten – sehr zum Leidwesen vieler Kinder. Doch die Branche hat ihre begeisterungsfähige Zielgruppe nicht vergessen: Unter dem Motto „Die Spielwarenmesse kommt in die Stadt“ lassen Messe und viele Unternehmen aus der Region den „Toon Walk“ durch Nürnbergs Straßen ziehen. Was erwartet Familien und Junggebliebene, wenn sich Homer Simpson und Biene Maja zwischen Burg und Lorenzkirche tummeln?

Die Toon Walk Parade durch die Innenstadt ist das Highlight unseres ToyCity Programms zur Spielwarenmesse. Es ist unglaublich, wie die Stadt vibriert, wenn all die Helden der Kleinen und Großen als Plüschfiguren durch die Stadt ziehen. Drumherum gibt es jede Menge Spielmöglichkeiten beim Nürnberger Spielefest im Eckstein, beim Tipp Kick Turnier im Südpunkt, Führungen auf den Spuren der Spielzeugstadt oder durchs Spielzeugmuseum und Deutsche Spielearchiv Nürnberg.

Namhaften Spielwarenherstellern wie Märklin oder Käthe Kruse drohte vor wenigen Jahren der Konkurs; nun schwimmen sie – teils unter neuer Geschäftsführung – wieder obenauf. Gutes bleibt?

Gutes hat immer die Chance, zu bleiben. Die Kunst dabei ist, die Produkte mit Fingerspitzengefühl und vor allem die Geschäftsabläufe an veränderte Marktanforderungen anzupassen.

Vor dreißig Jahren hat der Nachwuchs begeistert mit LEGO und Playmobil gespielt. Auch heute lassen diese Produkte immer noch Kinderherzen höherschlagen. Doch wie sieht der Spielwarenmarkt der Zukunft aus – wird die Digitalisierung „analoges“ Spielzeug verdrängen?

Solange Fantasie in der Welt sein wird, solange werden auch Spielwaren ohne digitale oder elektronische Funktionen Kinder begeistern. Und bekanntlich haben ja gerade Kinder jede Menge Fantasie.

Nach der Messe ist vor der Messe: Hinter den Kulissen dürften längst die Vorbereitungen für die Spielwarenmesse 2017 angelaufen sein. Können Sie uns schon einen kleinen Ausblick geben, was die Besucher im kommenden Jahr erwarten wird.

Es stimmt, dass wir unserer Zeit voraus sind und bereits die Ausstelleranmeldung für 2017 vorbereiten. Doch für die konkrete Ausrichtung der Besucherangebote, wollen wir immer erst sehen, wie unsere Angebote auf der aktuellen Spielwarenmesse laufen.

Am Abend des 1. Februar schließen sich die Tore der Messe. Was macht Ernst Kick am 2. Februar?

Abends werde ich sicherlich die Füße hochlegen. Aber dann heißt es, Ärmel hochkrempeln, die gelaufene Spielwarenmesse auswerten und die nächste planen.