Spiel des Jahres - Die Nominierten 2016 stehen fest

Spiel des Jahres - Mai 2016

 
Neue Akzente für die Idee des Spiels in Familie und Gesellschaft: Mit dieser Absicht schlossen sich 1977 einige führende Spielekritiker des deutschsprachigen Raums zu einer Arbeitsgruppe zusammen, aus der heraus dann der Verein "Spiel des Jahres e.V." entstand. Dass sich diese Initiative gerade zu jenem Zeitpunkt entwickelte, war kein Zufall: Dank des Engagements Einzelner - unter anderem des Spielekritikers Eugen Oker, der für "Die Zeit" und die "Frankfurter Rundschau" schrieb - war in Deutschland eine Bewegung ausgelöst worden, innerhalb derer erwachsene Menschen die aufregende Welt des Spiels und des Spielens für sich und ihre Familien völlig neu entdeckten. Das Spiel galt bis dahin nicht als Kulturgut. Die Welt des Spiels blieb Kindern vorbehalten, während sich die Erwachsenen mit dem Ernst der realen Welt auseinander zusetzen hatten.

Mit dem ab 1979 jährlich vergebenen Kritikerpreis trug die Jury Spiel des Jahres wesentlich zum Paradigmawechsel im Bereich des Spiels bei. Rückblickend lässt sich sagen, dass es dem Verein gelungen ist, sein Ziel tatsächlich auch zu verwirklichen, nämlich sich werbend einzusetzen für die Werte des Spiels in der Gesellschaft, im Freundeskreis und in der Familie. Oft wird in der Spieleszene die irrige Auffassung vertreten, der Zweck des Vereins sei die Wahl des "Spiel des Jahres". Die Auszeichnung ist aber nur Mittel zum Zweck: Mit ihr will der Verein Impulse für die Entwicklung wertvoller, entsprechend gestalteter neuer Spiele geben. Auf diese Weise sollen Akzente gesetzt und die Verbreitung von Gesellschafts- und Brettspielen gefördert werden.


Die drei Kritikerpreise Spiel des Jahres



"Spiel des Jahres"

Im Mittelpunkt steht der Hauptpreis "Spiel des Jahres", für den alljährlich Spiele von besonderer Qualität nominiert werden. Zusätzlich können alljährlich auch Sonderpreise für herausragende Leistungen verliehen werden. Ergänzend veröffentlicht die Jury eine Empfehlungsliste mit einer Auswahl der besten Spiele des Jahrgangs.



Nominiert für die Wahl zum „Spiel des Jahres 2016“:

 




Karuba

 

Edelsteine, Gold und Tempel locken Abenteurer nach Karuba. Um an die Schätze zu gelangen, bahnen die Spieler ihren jeweils vier Entdeckern Pfade vom Strand durch den Dschungel. Dazu legen sie Wegeplättchen auf freie Felder des eigenen Inselplans – und zwar gleichzeitig mit Runde für Runde identischen Plättchen. Doch ein ausgebautes Netz aus Pfaden allein genügt nicht. Der taktisch denkende Urwaldplaner braucht auch eine Laufstrategie. Wer ein Plättchen abwirft, darf eine Figur voranziehen. Je mehr Pfade auf dem Plättchen sind, desto mehr Schritte sind erlaubt. Und je früher ein Tempel erreicht wird, desto wertvoller sind die dort noch verbliebenen Schätze. Doch lohnt das Vorpreschen, wenn dafür andere Abenteurer im Dschungel ausgebremst werden oder unterwegs Goldnuggets liegen bleiben?

  • Verlag: HABA
  • Autor: Rüdiger Dorn

Begründung der Jury:
Karuba erweitert das Prinzip des simultanen Plättchenlegens um eine weitere Dimension: um die Zeit. Pfad ausbauen oder fix den Abenteurer Richtung Tempel bewegen? Das klassische Legespiel ist hier zugleich auch ein spannender Wettlauf. Dank der klugen Doppelfunktion der Plättchen hebt es sich von vergleichbaren Genre-Vertretern ab. Dass es am Ende nicht nur auf Tempo ankommt, sondern auch clevere Sammler siegen können, macht Karuba zu einem idealtypischen Familienspiel.




Imhotep

Vier Monumente für die Ewigkeit müssen gebaut werden: Pyramide, Tempel, eine Reihe Obelisken und eine Grabkammer. Weil Baumeister Imhotep gerade nicht da ist, sollen sich die Spieler um diese Projekte kümmern. Die Steine hierfür müssen zunächst verschifft werden, um sie anschließend möglichst so einzubauen, dass sie viele Punkte einbringen. Auf dem Markt lassen sie sich in hilfreiche Werkzeuge oder Verzierungen eintauschen. Jeder Spieler steht in seinem Zug vor der Wahl, entweder eines der Boote zu beladen oder es zu einer Baustelle zu entsenden, wo dann alle der Reihe nach ihre eigenen Steine abladen und verbauen. Gutes Timing, taktische Entscheidungen und euch etwas Glück sind nötig, damit die Steine – im Spiel große, griffige Holzwürfel – dort ankommen, wo sie auch hinsollen.

  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Phil Walker-Harding

 

Begründung der Jury:
Achtung, Baustelle! Wenn die Spieler zwar gemeinsam, aber doch konkurrierend alt-ägyptische Monumente aus griffigen Holzwürfeln auf dem Tisch zusammensetzen, dann ist das ein echter Hingucker: Obelisken, Pyramiden, Grabkammer und Tempel wachsen als dreidimensionale Bauwerke heran. Toll! Der schlanke, taktische Mechanismus mit seinen immer wieder kniffligen Entscheidungen formt zusammen mit dem stimmigen Material ein rundes und spannendes Familienspiel aus dem Wüstensand.




Codenames

 

Zwei Geheimdienstchefs wollen ihren Teammitgliedern mitteilen, welche Agenten zur eigenen Organisation gehören. Da die Konkurrenz zuhört, suchen sie abwechselnd Assoziationen, um die Codenamen der Spione zu umschreiben. Es dürfen aber lediglich minimale Informationen übermittelt werden: immer nur ein Wort und eine zugehörige Zahl. Letztere gibt einen Hinweis darauf, wie viele Codenamen eigener Spione zum genannten Begriff passen. Je mehr, desto besser. Eine nur von den Geheimdienstchefs einsehbare Matrix bestimmt, welche der 25 ausliegenden Wortkarten die Agenten oder nur unbeteiligte Personen sind. „Fluss - 3“ soll auf „Bach“, „Bett“ und „Po“ hindeuten. Versteht mein Team das? Ein falscher Tipp beendet den Zug. Wer hat zuerst all seine Agenten erraten? Aber Vorsicht! Es lauert auch ein Attentäter …

  • Verlag: Czech Games Edition
  • Autor: Vlaada Chvatil

Begründung der Jury:
Einer ersten Partie Codenames folgt oft die zweite. Dann die dritte, die vierte. Das Spiel mit Assoziationen übt einen Sog aus, dem sich kaum jemand entziehen kann. Möglichst viele Wörter mit einem Begriff zu umschreiben, ohne auf Wörter der Konkurrenz hinzuweisen – diese wiederkehrende Aufgabe ist wie ein Rätsel, das man unbedingt lösen möchte. Gute Varianten für zwei oder drei Spieler runden dieses Teamspiel ab. Wer gerne mit Sprache jongliert, wird Codenames lieben.




Das „Spiel des Jahres 2016“ wird am 18. Juli 2016 in Berlin gekürt.




"Kinderspiel des Jahres"

Der Preis "Kinderspiel des Jahres" wurde 2001 vom Verein "Spiel des Jahres" als zweiter Hauptpreis gestiftet. Er löste den „Sonderpreis Kinderspiel“ ab. Der Kritikerpreis soll sowohl Familien mit Kindern als auch Erziehern eine eigene Orientierungshilfe geben und auf herausragende Kinderspiele aufmerksam machen. Dabei stehen Spiele im Vordergrund, die Kindern im Alter bis zu 8 Jahren Spielvergnügen bereiten, aber auch im gemeinsamen Spiel mit Eltern oder älteren Geschwistern Spaß machen.




Nominiert für die Wahl zum „Kinderspiel des Jahres“:

 

Leo muss zum Friseur

 

Wenn einem stattlichen Löwenmännchen die Mähne über den Kopf wächst, geht es zum Friseur – zumindest im Spiel. Pünktlich um acht Uhr morgens macht sich Löwe Leo auf den Weg zum Friseursalon. Dabei muss er sich sputen, denn Affe Bobo schließt seinen Laden pünktlich um acht Uhr abends. Um Leo in diesen zwölf Stunden zum Salon zu lotsen, überlegen die Spieler gemeinsam, welche Handkarten sie ausspielen, um passende Wegeplättchen aufzudecken. Ansonsten verquatscht sich der Löwe mit anderen Tieren und verliert wertvolle Stunden. Zum Glück haben die Spieler fünf Tage Zeit, um nach und nach ihr Wissen über die Verteilung der Wegeplättchen zu erweitern und clever zu nutzen. Ein spannendes Lauf- und Merkspiel, bei dem schlaue Löwenflüsterer stets den Überblick behalten müssen, um gemeinsam zu gewinnen.

Begründung der Jury:
Selten war Scheitern schöner. Dieses Spiel entfaltet seinen vollen Reiz durchaus erst im zweiten oder dritten Durchgang – aber wie: Dann sind Gedächtnis und vorausschauendes Denken gefragt. Dann kochen Emotionen hoch. Dann wird diskutiert und beratschlagt, gestöhnt und gelacht, wenn Leo mal wieder seine Zeit verplempert. Sein Namensvetter, Autor Leo Colovini, hat mit seinem kollektiven Gedächtnisspiel Einzigartiges geschaffen. Gut gespielt, Leo!




Mmm!

Die Katze lässt das Mausen nicht – und die Mäuse lassen das Mopsen nicht. Die hungrigen Nager wollen eine Vorratskammer plündern und Käse, Möhren und Co. an dem wachsamen Stubentiger vorbeischmuggeln. Die Spieler sammeln gemeinsam Leckereien und reservieren mit Hilfe von drei Würfeln nach und nach Teile der Nahrungsmittel, um diese später komplett und von der Katze unbemerkt abzutransportieren. Doch Vorsicht: Nehmen die Mäuse den Mund zu voll, kommt die Katze näher, und reservierte Stücke sind wieder verloren. Gelingt es den Spielern, alle Köstlichkeiten komplett herauszuschaffen, bevor Samtpfote die Kammer erreicht, haben sie gewonnen. Um bei diesem kniffligen Katz-und-Maus-Spiel die vorteilhaftesten Züge zu machen, muss das Team stets Chancen und Risiken gegeneinander abwägen.

 

Begründung der Jury:
Unbeschreiblicher Jubel oder der große Katzenjammer – beides ist möglich, wenn sich gegen Ende der knackigen Partie die Mieze der Speisekammer nähert. Mmm! erzeugt auf unnachahmliche Weise ein Gemeinschaftsgefühl. Jeder ist in jedem Moment dabei, jeder leistet seinen kulinarischen Beitrag auf dem Weg zum Festmahl. Besonders positiv: Das Spiel fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Es funktioniert mit jeder Spielerzahl gleich gut, sogar alleine und auch zu sechst.




Stone Age Junior

 

Ackerbau und Viehzucht, Jagen und Sammeln: Wie die Menschen in der Steinzeit ihre Welt eroberten und gestalteten, stellt dieses Spiel sehr einprägsam, spannend und kindgerecht dar. Auf den Feldern des Spielplans bekommt man Rohstoffe, geht in den Tauschhandel oder baut Hütten – wofür man allerdings ganz bestimmte Materialien benötigt. Wohin man seine Figur bewegen darf, bestimmen verdeckt liegenden Plättchen am Spielfeldrand; die muss man erst einmal erkunden und sich dann merken, wo was liegt, um gezielt an seinem Dorf zu bauen: Wer als Erster drei Hütten errichtet hat, gewinnt. Ein anspruchsvolles „Kennerspiel“ für Kinder, das Planung und ein gutes Gedächtnis erfordert: Wer sich auf die taktischen Herausforderungen einlässt, wird mit einem reichhaltigen Spielerlebnis belohnt.

Begründung der Jury:
Einer ersten Partie Codenames folgt oft die zweite. Dann die dritte, die vierte. Das Spiel mit Assoziationen übt einen Sog aus, dem sich kaum jemand entziehen kann. Möglichst viele Wörter mit einem Begriff zu umschreiben, ohne auf Wörter der Konkurrenz hinzuweisen – diese wiederkehrende Aufgabe ist wie ein Rätsel, das man unbedingt lösen möchte. Gute Varianten für zwei oder drei Spieler runden dieses Teamspiel ab. Wer gerne mit Sprache jongliert, wird Codenames lieben.




Das „Kinderspiel des Jahres 2016“ wird am 20. Juni 2016 in Hamburg gekürt.




"Kennerspiel des Jahres"

Der Preis "Kennerspiel des Jahres" wurde 2011 vom Verein "Spiel des Jahres" als dritter Hauptpreis gestiftet. Das "Kennerspiel des Jahres" soll denjenigen Menschen eine Orientierungshilfe bieten, die schon längere Zeit spielen und Erfahrung beim Erlernen neuer Spiele mitbringen.




Nominiert für die Wahl zum „Kennerspiel des Jahres“:

 

Pandemic Legacy – Season 1

 

Vier gefährliche Viren bedrohen die Menschheit. In gemeinsamer Mission unternehmen die Spieler den Versuch, Heilmittel zu entwickeln und das Leben auf der Erde zu retten. Sie reisen in infizierte Städte, teilen ihre Erkenntnisse und bekämpfen die Seuchen. Doch die Erreger breiten sich aus, Krankheitsausbrüche verschlimmern die Lage, in Epidemie-Zentren kommt es zu Unruhen. Und das sind nur die Sorgen im Januar. Im Gegensatz zum normalen „Pandemie“ folgt die Legacy-Version einer Geschichte, die Monat für Monat neue Überraschungen offenbart. Sticker werden auf den Plan geklebt, Boxen mit neuem Material geöffnet, Karten zerrissen, Regeln ergänzt. Erfolge und Katastrophen hallen nach und beeinflussen alle Folgepartien. Wie sieht wohl Ihre Welt im Dezember nach maximal 24 Rettungsversuchen aus?

  • Verlag: Z-Man Games / Vertrieb: Asmodee
  • Autoren: Matt Leacock / Rob Daviau

Begründung der Jury:
Pandemic Legacy ist nicht einfach nur ein Spiel, es ist ein Erlebnis. Die Spieler dürfen sich wie Protagonisten in einer packenden Fernsehserie fühlen. Der von den Autoren Matt Leacock und Rob Daviau erdachte Plot gibt zwar die Rahmenhandlung vor. Doch wegen der Unumkehrbarkeit von Entscheidungen und den damit einhergehenden Folgen für alle weiteren Partien ist jeder Spielzyklus sowohl endlich als auch einzigartig. Das eh schon grandiose Pandemie wird zum Meisterwerk.




T.I.M.E Stories

Berufsbild Zeitreise-Agent: Wer wollte nicht schon mal in die Vergangenheit reisen und sich dort in Ruhe umschauen? Das geht hier leider nicht: Denn als Spezialisten der T.I.M.E-Agency sorgen die Spieler für Ordnung im temporalen Gefüge, indem sie künstliche Störungen und Gefahren beseitigen. Dazu schlüpfen sie vor Ort in Wirtskörper und renken mysteriöse Zwischenfälle in vergangenen und alternativen Welten wieder ein. Sollte die Zeit dafür ablaufen: kein Problem, die Mission wird einfach neu gestartet. Diesmal sind die Spieler aber mit mehr Vorwissen ausgerüstet und können Hürden umgehen und Gegner austricksen. So entblättern sich an exotischen Schauplätzen spannende Kriminalfälle und düstere Geheimnisse, die gemeinsam bewältigt werden. Ein erzählerisch dichtes, mitreißendes Spielerlebnis.

  • Verlag: Space Cowboys
  • Autor: Manuel Rozoy

 

Begründung der Jury:
Zeitreisen üben eine Faszination in Film und Literatur aus - mit T.I.M.E Stories erobern sie nun die Spielewelt. Das innovative und mitreißende Konzept erlaubt es den Spielern, in unterschiedlichste Szenarien einzutauchen, um geheimnisvolle Rätsel zu lösen. Läuft die Zeit ab, nutzen sie erworbenes Wissen im nächsten Anlauf. So entfesselt T.I.M.E Stories ein packendes Gruppenerlebnis, das zwischen Krimi und Rollenspiel, zwischen Vergangenheit und Zukunft pendelt.




Isle of Skye

 

Wer wird König der Insel Skye? Um diesen Titel wetteifern die Häuptlinge, indem sie ihr Clangebiet ausbauen. Jeweils ausgehend von ihrer eigenen Burg legen die Spieler Landschaftsplättchen an. So gewinnen sie Wiesen, Gewässer und Gebirge hinzu, mehren den Tierbestand, errichten neue Bauwerke, steigern das Einkommen. Aber nur wer geschickt Handel treibt und weitsichtig mit seinem Geld umgeht, erhält die gewünschten Ausbauten. Wie das? In jeder Runde legen die Spieler Preise für ihre Plättchen fest und binden so zunächst Kapital. Vorkaufsrecht haben aber die Kontrahenten. Was nicht verkauft wird, muss selbst bezahlt werden. Wer macht Schnäppchen? Wer zahlt zu viel für Ladenhüter? Wer kriegt die passenden Plättchen, um möglichst gut die stets neue Kombination an Wertungskriterien zu erfüllen?

  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autoren: Alexander Pfister / Andreas Pelikan

Begründung der Jury:
Isle of Skye wirkt dank schlanker Regeln einfach, und doch ist es faszinierend herausfordernd. Wie im richtigen Leben brauchen die Spieler in diesem Lege- und Wirtschaftsspiel Erfahrung, um ihr Geld taktisch schlau zu verwalten und einzusetzen. Darüber hinaus überzeugt Isle of Skye mit einem flexiblen Wertungssystem, das in jeder Partie die Ziele neu definiert. Die elegante Verzahnung vieler innovativer Mechanismen und Ideen grenzt an Perfektion.




Das „Kennerspiel des Jahres 2016“ wird wie das „Spiel des Jahres 2016“ am 18. Juli 2016 in Berlin gekürt.