Goleo bringt NICI in gehörige Schieflage

NICI - 17. Mai 2006


NICI stellt Insolvenzantrag

Der Plüschtier-Hersteller NICI galt als eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern - bis die Firma die Lizenz für das WM-Maskottchen "Goleo VI" erwarb. Jetzt führte die geringe Beliebtheit des Plüschlöwen das Unternehmen in eine tiefe Krise. Hohe Produktionszahlen, verbunden mit einem unerwartet geringem Absatz beim Goleo-Sortiment und erheblichen Lizenzgebühren, haben bei NICI zu einem Liquiditätsengpass mit akuter Zahlungsunfähigkeit geführt. Nun hat der Spielzeughersteller am Dienstag reagiert und beim Amtsgericht Coburg den Insolvenzantrag gestellt. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft in Hof inzwischen wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung gegen das Unternehmen. Ein Anwalt habe Anzeige erstattet, sagte ein Sprecher der Behörde.

Welche Auswirkungen eine Insolvenz drei Wochen vor Beginn der Fußball-WM in Deutschland auf die Herstellung des WM-Maskottchens habe, sei noch unklar, sagte Marketingleiter Uwe Klimach "Das wird derzeit alles diskutiert." NICI hatte die Exklusivrechte für die Herstellung von "Goleo VI"-Plüschartikeln erworben und stellt die Plüschfigur in vielen Varianten her: Von der 10cm kleinen Mini-Version bis zum zwei Meter großen Löwen. Aber auch Geschenkartikel wie Kissen, Spardosen, Fotohalter und Schlüsselanhänger sind im Sortiment. Mindestens fünf Millionen Mal wurden Produkte um den Plüschlöwen, nach Angaben des "Deutschlandfunks", produziert. Für das WM-Maskottchen, mit dem aus dem lateinischen "Leo" für Löwe und dem englischen "Goal" für Tor zusammengesetzten Namen, wurde sogar eine neue Lagerhalle errichtet.

Mit dem Insolvenzantrag hofft das Management, schnell und flexibel auf die schwierige Situation reagieren und dem Tagesgeschäft wieder nachgehen zu können, erläuterte Klimach: "NICI hat einen hohen Marktwert und volle Auftragsbücher. Wir werden alles tun, um die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen". Ziel sei keinesfalls die Schließung des Unternehmens, sondern schnell und flexibel auf die schwierige Situation zu reagieren, um dem Tagesgeschäft wieder nachgehen zu können".

In der Kritik steht offensichtlich besonders der NICI-Firmengründer und ehemalige Vorstandsvorsitzende Ottmar Pfaff, der nach Angaben des Aufsichtsrats-Chefs Albert Preis schon vor Tagen seines Amtes enthoben worden war. Pfaffs Posten hat nun vorerst Helmut Meinhardt übernommen, der bei NICI bislang Vorstand für Betrieb und Personal war. Der neue Chef muss sich aber von Anfang an mit einem Insolvenzverwalter auseinander setzen. Diese Aufgabe liegt in den Händen des Rechtsanwalts Michael Jaffé, wie ein Sprecher des Amtsgerichts Coburg mitteilte. Jaffé war zuvor bereits mit dem Zusammenbruch des Medienimperiums von Leo Kirch betraut worden.

NICI hatte in die von EM.TV erworbene „Goleo“-Plüschtier-Lizenz der FIFA große Hoffnungen verbunden, obwohl das Risiko nur sehr schwer kalkulierbar war. NICI wird wohl sehr hohe Lizenzgebühren gezahlt haben, wie hoch sie wirklich sind, will keine der beiden Seiten öffentlich machen. Das von der Jim Henson Company - den Vätern der „Muppets“ und der „Sesamstraße“ - entworfene Zotteltier sollte in Millionenauflage auf den Markt kommen und getragen von der WM-Euphorie im Gastgeberland für Umsatzsprünge sorgen. Doch das Maskottchen schaffte es bislang nur schwer in die Herzen der Fußball-Gemeinde.

Entstanden ist die Firma NICI aus kleinsten Anfängen in den 70er Jahren, den Basteleien von Marina Pfaff für die Tochter Nicole. Am 1. Juni 1986, dem 17. Geburtstag ihrer Tochter gründeten die Eltern Ottmar und Marina Pfaff die Nici GmbH. Seit 1999 ist NICI eine Aktiengesellschaft mit weltweit etwa 550 Mitarbeitern. Neben "Goleo" und anderen Plüschtier-Charakteren aus TV-Kindersendungen vertreibt das oberfränkische Unternehmen modische Geschenkartikel. Mit seinem Firmensitz im oberfränkischen Altenkunstadt galt NICI bislang als eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern. In der Firmenzentrale sitzten Management, Produktdesigner und Entwickler. Hergestellt werden die Produkte – wie in der Spielwarenbranche nicht unüblich – in Asien. 2004 erwirtschaftete NICI bei einem Umsatz von 130 Millionen Euro einen Gewinn von 12,2 Millionen Euro. 2005 war der Umsatz auf rund 155 Millionen Euro gestiegen.