Wenn der Avatar die Kleidung anprobiert: So shoppen wir in 20 Jahren
Für ein neues Outfit müssen wir schon heute nicht mehr vor die Tür gehen. Wir shoppen mit dem Laptop auf dem Sofa und mit dem Smartphone überall dort, wo wir uns gerade aufhalten. Die Digitalisierung hat unser Einkaufsverhalten radikal verändert. Dank Virtual Reality und Spracherkennungssoftware wird es sich weiter wandeln. Wie wir in 20 Jahren einkaufen, können wir allerdings nur mutmaßen: Tauchen wir in Holo-Welten ab und lassen Avatare unsere Kleidung anprobieren? Wie wirken sich neue Technologien, Ressourcenknappheit und gesellschaftliche Umbrüche auf unseren Konsum aus? In der QVC Zukunftsstudie Handel 2036 „Wie kauft Deutschland übermorgen ein?“ wagen zehn Experten aus Handel, IT und Wissenschaft einen Ausblick. Aber auch Konsumenten aus der Generation X, Y und Z kommen zu Wort: Trendbüro Hamburg und TNS Infratest befragten, im Auftrag von QVC Deutschland, mehr als 1.000 Deutsche zu ihren Wünschen für die Shoppingwelt 2036.
Eine wichtige Erkenntnis der Studie: Egal, wie sich die Technologien entwickeln – der Mensch bleibt das Gegenüber des Handels. Und beim Shopping will er unterhalten werden. 22 Prozent aller Deutschen stellen sich bereits „virtuelle Einkaufswelten, die mittels Brillen betreten werden“ für die Zukunft vor. 37 Prozent erwarten „den digitalen Assistenten in der Umkleidekabine, der das Hemd in einer anderen Größe besorgt“. Bei allem technischen Fortschritt ist es den Deutschen aber wichtig, den Bodenkontakt zu behalten. 77 Prozent stimmen dieser Aussage zu: „Gerade, weil so viel in Zukunft virtuell abläuft, werden Erlebnisse in der realen Welt umso wertvoller.“
Virtuelle Welten begeistern – aber menschliche Nähe bleibt wichtig Die Digitalisierung schreitet voran, und zugleich sehnen wir uns nach dem nicht Kalkulierbaren, dem nicht Automatischen. „In den Geschäften der Zukunft werden wir spielerischen Elementen begegnen und vermutlich mit digitalen Assistenten einkaufen, die heute bereits beginnen unseren Alltag zu erobern“, sagt der Hamburger Trendforscher und Studienleiter Prof. Peter Wippermann. „Mit diesen neuen Möglichkeiten wächst aber auch der Wunsch nach sozialem Halt. Je stärker wir in virtuelle Welten eintauchen, desto wichtiger wird menschliche Nähe.“ Diese herzustellen wird eine große Aufgabe für den Handel sein.
Einkaufen ist Pflichtprogramm – Shopping berührt die Seele Zwar können sich 23 Prozent der Deutschen vorstellen, in Zukunft Beratung durch Computer, Avatare, Holografien oder Roboter zu nutzen. Doch ohne Menschen geht es auch in Zukunft nicht. Sie bleiben als Empfehlungsgeber gefragt, sind entweder live oder im Hintergrund mit dabei. 42 Prozent der Männer und jede dritte deutsche Frau stimmen zu, man könne künftig mit Freunden auch online oder über das Smartphone shoppen. 31 Prozent ist es (sehr) wichtig, beim Shopping den Rat von guten Freunden einzuholen: Sie machen den Unterschied aus zwischen reinem Einkaufen und spaßbetontem Shopping, das sich immer stärker trennt. Alltagsprodukte einzukaufen wird zum Pflichtprogramm, das auch ein Chat-Bot begleiten kann: „Wenn der Service gut und freundlich ist, ist es egal, ob ein Computer oder ein Mensch dahintersteckt“, sagen 48 Prozent der Deutschen. Shopping hingegen berührt die Seele: Man kauft nicht ein, weil man etwas Bestimmtes braucht, sondern um Gleichgesinnte zu treffen.
Ganz oben auf dem Wunschzettel: personalisierte Produkte Doch was landet dann im Warenkorb? Die Experten der Zukunftsstudie erwarten, dass sich auch die Produkte selbst in den kommenden zwanzig Jahren verändern. Die maßgeschneiderte Jeans aus dem 3D-Drucker ist mehr als nur Gedankenspielerei. Personalisierte Produkte sind schon jetzt gefragter denn je. 81 Prozent der deutschen Frauen geben an, es sei (sehr) wichtig, dass ein Produkt genau ihren Wünschen und Bedürfnissen (zum Beispiel Farbwunsch, Körpermaße) entspreche; unter den befragten Männern stimmen 68 Prozent zu. Jeder dritte Deutsche kann sich sehr gut vorstellen, dass es 2036 „Produkte gibt, die direkt im Laden speziell für mich produziert werden.“ Und 28 Prozent halten es für möglich, Produkte gleich mit dem 3D-Drucker zu Hause auszudrucken.
Automatisch Zeit sparen: Der Drucker der Zukunft bestellt seine Patronen selbst Im Jahr 2036 wird die Arbeit vermutlich noch stärker mit der Freizeit verschmelzen. Zeit wird daher zum knappen Gut. Beim alltäglichen Einkauf will man sie sparen. Über alle Generation hinweg ist für 70 Prozent der Deutschen ein „schneller, unkomplizierter Ablauf“ beim Einkauf bereits heute (sehr) wichtig. Dass in Zukunft Geräte selbst Nachschub bestellen und man Dinge des alltäglichen Bedarfs nicht mehr selbst organisieren muss, erscheint vielen als gute Alternative: Jeder Dritte kann sich (sehr) gut vorstellen, automatische Bestellungen zu nutzen, wenn ein Produkt zu Hause ausgeht, beispielweise indem der Drucker selbst Druckerpatronen nachbestellt. Und für 41 Prozent der Deutschen ist es keine Zukunftsmusik, künftig im Alltag nebenher zu shoppen, „zum Beispiel beim Blick in den Schrank per Sprachkommando“.
Wer Daten und Taten spendet, kauft günstiger ein Um neben Zeit auch noch Geld zu sparen, sind viele Deutsche zu einer Gegenleistung bereit. Zum Beispiel in Form von persönlichen Informationen: Mehr als jeder Dritte zeigt sich gewillt, „für billigere Angebote Daten herzugeben.“ Auch klassische Aufgaben des Handels selbst zu übernehmen, schreckt viele nicht mehr ab. Für 59 Prozent der Deutschen ist klar: „In Zukunft kaufe ich billiger, wenn ich ‚mithelfe‘, zum Beispiel an der Self-Scanning-Kasse.“
Weitere Ergebnisse unter: www.QVC-Zukunftsstudie.de
Teilnehmende Experten: Prof. Dr. Norbert Bolz (Medienphilosoph), Mathias Bork (CEO QVC Deutschland), Dr. David Bosshart (CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts in Zürich), Dr. Kirsten Brodde (Blog-Gründerin und Autorin), Robert Heinemann (Senior Director Center Management der ECE Projektmanagement), Jürgen Müller (Gründer der Personalberatung SUITS für Spitzenkräfte im Mode- und Lifestyle-Business), Michael Schuster (Partner und Gründer von SpeedInvest, einem Venture Capital-Fonds für Start Ups), Anne M. Schüller (Keynote-Speaker, Managementdenkerin, Business-Coach und Bestsellerautorin), Prof. Peter Wippermann (Trendforscher, Berater, Autor und Keynote-Speaker für Zukunftsthemen), Dr. Gerd Wolfram (Gründer von IoT Innovation & Consult, ein Unternehmen für innovative Technologielösungen), Alexander Taro Zerdick (Director Sales Google Hamburg)
Studienhintergrund In zwei Konsumentenworkshops sowie im Rahmen einer Online-Befragung; n=1.007; repräsentativ für Deutschland. Vergleichsdaten wurden jeweils für Männer und Frauen sowie für die Generation Y (16-30 Jahre) und Generation X (31-45 Jahre) erhoben, Befragungszeitraum: August 2016. TNS Infratest/Trendbüro Hamburg |