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Durch den Kontakt mit Isa von Bernus, der Ehefrau des Dichters, Philosophen und Alchimisten Alexander von Bernus, erfuhr Käthe Kruse vom leerstehenden Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Unger in Donauwörth. Käthe Kruse war mit dem Produktionsstandort in Bedrängnis geraten, seit Bad Kösen der Russischen Besatzungszone zugeordnet wurde und suchte nach alternativen Standorten. So wurde 1945 ein Zweigbetrieb unter der Leitung ihres Sohns Max Kruse in Bad Pyrmont - das damals Englisch besetzt war - gegründet. Der Zweigbetrieb in Donauwörth entstand 1946 unter der Leitung von Sohn Dr. Michael Kruse. Donauwörth war damals von den Amerikanern besetzt. 1947 wurde in Donauwörth die Herstellung von Puppen und Schaufensterfiguren aufgenommen. Zum Hauptsitz der Käthe Kruse Manufaktur wurde Donauwörth dann schliesslich 1950. Heute ist der Firmenstandort Donauwörth immer noch der Hauptsitz der Käthe Kruse GmbH mit Verwaltung, Design und Vertrieb, sowie Produktion der in kunsthandwerklicher Tradition gefertigten klassischen Käthe Kruse Puppen. 1983 benannte der Donauwörther Stadtrat in der Promenade einen Weg nach Käthe Kruse. Zugreisende werden seit den 1990er Jahren schon am Bahnsteig auf die Premiummarke, die Kinderaugen – jung und alt – zum Leuchten bringt, aufmerksam gemacht. Auch wer mit dem Auto nach Donauwörth fährt, wird auf die Stadt der Käthe Kruse Puppen an der B2 aufmerksam gemacht. Nachdem 1988 die Familie Adler-Kruse ihre umfangreiche Sammlung samt Bild- und Archivmaterial der Stadt übereignete, wurde 1993 nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Erdgeschoss des ehemaligen Kapuzinerklosters, das Käthe-Kruse-Puppen-Museum eingerichtet. Gudrun Reißer hat dort die Familien- und Firmengeschichte für Besucher detailliert aufgearbeitet. Heute leitet Thomas Heitele das Museum. In Donauwörth entstand 1957 die Puppe „Däumlinchen“, die von Hanne Adler-Kruse entwickelt wurde. Sie brachte einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Bis zur Einführung der Spielpuppen war sie das meist verkaufteste Modell der klassischen Puppen. Unter der Geschäftsleitung von Hanne Adler-Kruse und Heinz Adler (1958 – 1990) wurde 1967 auch die Produktpalette um Spielzeuge für Babys und Kleinkinder erweitert. Viele „Klassiker“ - unter anderem das Frotteepüppchen - sind auch heute noch in der Kollektion. Käthe Kruse Puppen Museum Käthe Kruse Manufaktur - Tag der offenen Tür kostenloser Shuttleservice zwischen Museum und Manufaktur: zu jeder ½ Stunde Abfahrt vom Käthe Kruse Museum, Pflegstrasse 21 (13.30 Uhr / 14.30 Uhr / 15.30 Uhr / 16.30 Uhr / 17.30 Uhr) zu jeder vollen Stunde Abfahrt in der Käthe Kruse Manufaktur, Augsburger Str 18 (14.00 Uhr / 15.00 Uhr / 16.00 Uhr / 17.00 Uhr / 18.00 Uhr Käthe Kruse – uneheliches Kind, Schauspielerin und kreative Puppenmutter
Über Nacht berühmt wurde die junge Puppenkünstlerin, als sie sich 1910 an der Ausstellung ‚Spielzeug aus eigener Hand‘ im Warenhaus Hermann Tietz in Berlin (heute KaDeWe) beteiligte. In einer Pressekritik wurde vom „Ei des Kolumbus“ gesprochen: „Vor diesen Puppen stehen Laien und Künstler bewundernd.“ 1911 nahm Käthe Kruse an einer internationalen Puppenausstellung in Florenz teil - und eine Firma aus den USA bestellte im Spätherbst jenes Jahres 150 ihrer in Handarbeit gefertigten Puppen. Als ein weiterer Auftrag aus Amerika eintraf (500 Puppen) wurde die Atelierwohnung in Berlin zu klein. Mittlerweile war Sohn Michael geboren und das nächste Kind, Jochen, kündigte sich an. Als zudem die inzwischen dreijährige Hanne im Sommer 1912 schlimmen Keuchhusten bekam, wurde der Luftkurort Bad Kösen zur neuen Heimat. In der damaligen Friedrichstraße fand sie zudem eine geeignete Werkstätte. Bald wurde auch das Wohnhaus in der früheren Kukulauer-Straße 11 erworben und 1923 eine neue Werkstätte im ehemaligen „Pädagogium“ eingerichtet (heute Bettenhaus einer Reha-Klinik). Bis zu ihrem Weggang nach Donauwörth im Jahre 1950 erblickten dort mehrere 100 000 Käthe-Kruse-Puppen das Licht der Welt. Postkarten, Bücher, Schaufensterfiguren (ab 1928) und Sonderanfertigungen wie die Puppe „Notstandskind“ haben mitgeholfen, die Depression der 1920er Jahre sowie die beiden Weltkriege zu überstehen. Käthe Kruse war nicht nur eine kreative und geschäftstüchtige Frau, sondern zeigte durchaus Herz, wenn Mitarbeiterinnen sie um Hilfe baten. 1937 erhielt die Chefin für eine Schaufensterpuppenszene auf der Weltausstellung in Paris die Goldmedaille. Doch die 1940er Jahre brachten Not und Elend allerorts. Nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland wurde Bad Kösen in die sowjetische Besatzungszone eingegliedert. Die Söhne Max (jüngster Spross) und Michael bemühten sich in Bad Pyrmont und Donauwörth (Gudrun Reißer: „Michael war kurzzeitig im ‚Krebs‘ untergebracht“) um neue Produktionsstätten. Als sich in der nunmehrigen DDR die wirtschaftliche und politische Situation verschärfte und Enteignung drohte, flohen sie in den Westen. Einige bewährte Mitarbeiter folgten. Die Bad Kösener Werkstätte wurde bis 1954 treuhänderisch verwaltet und in einen volkseigenen Betrieb überführt. Bis 1964 stellten die „VEB Puppenwerkstätten Bad Kösen“ Puppen im Stil von Käthe Kruse unter der Bezeichnung „Kösener Künstlerpuppen“ her. Bis heute produziert der Betrieb Spielzeugtiere (Plüschtiere). 1948 wurde Bad Pyrmont aufgegeben und beide Betriebe in Donauwörth zusammengelegt. Ab 1949 wohnte die Familie Kruse in einer gründerzeitlichen Villa in der Kapellstraße. 1956 erhielt Käthe Kruse das Bundesverdienstkreuz und im gleichen Jahr zog sie mit ihrer ältesten Tochter Maria nach München. 1958 gab Max Kruse die Geschäftsleitung an Hanne Adler-Kruse (gest. 2002) und ihren Mann Heinz Adler. 1952 war diese, wie sie selber einst formulierte, der Not gehorchend als künstlerische Leiterin in den Betrieb zurückgegangen. Das Unternehmen blieb bis 1990 in Familienbesitz. In Andrea-Kathrin und Stephen Christenson und der Familie des Fürsten zu Castell-Castell wurden Nachfolger gefunden. 2013 übernahm die inernationale Hape Holding die Käthe Kruse Manufaktur. Nach einem ereignis- und erfolgreichen Leben - Käthe Kruse erreichte jenen weltweiten Ruhm, der ihrem Mann versagt blieb - starb die Künstlerin und Unternehmerin kurz vor ihrem 85. Geburtstag am 19. Juli 1968 in Murnau und wurde in Zell-Ebenhausen beigesetzt. |