Kind + Jugend 2006 als Stimmungsbarometer: Kinderausstattungs-Branche optimistisch gestimmt

Kind + Jugend - Juni 2006

 
Die Kind + Jugend 2006, weltgrößte Messe für Kinderausstattung, ist das Stimmungsbarometer der Branche. Bestätigt wird dies von rund 600 Unternehmen aus über 40 Ländern, die vom 15. – 17. September 2006 ihre Produktneuheiten in Köln präsentieren. Aktuelle Trends und Entwicklungen sind in den Bereichen Kindermöbel, Sicherheitssitze, textile Ausstattungen, Kinderwagen, Hygieneartikel, Spielwaren sowie Mode für Babys und Kleinkinder zu erwarten.

Obwohl sich die Geburtenrate in Deutschland auf dem niedrigsten Stand befindet, ist die Kinderausstattungs-Branche optimistisch gestimmt. Dies steht allerdings nicht im Zusammenhang mit den Bemühungen der Regierung, Familien künftig besser zu fördern. Hierdurch erwarten die Unternehmen erst langfristig eine positive Entwicklung. Im Hinblick auf die angekündigte Erhöhung der Mehrwertsteuer im kommenden Jahr deutet sich in einigen Bereichen die Tätigung von Vorratskäufen an.

Als sicher kalkulierbares Standbein bewerten die meisten Unternehmen den Export. In den europäischen Ländern, in denen die Geburtenraten weitaus höher als in Deutschland liegen, bieten sich gleich bleibend gute Absatzchancen. Daher betrachten die Unternehmen die Messe Kind + Jugend als wichtige Plattform zur Knüpfung neuer Geschäftskontakte.

Die Orderbereitschaft des hiesigen Handels bewerten die Hersteller im Großen und Ganzen positiv - auch wenn sich die Lagerhaltung immer mehr zu Lasten der Produzenten verschiebt. Daraus resultierende kürzere Lieferzyklen haben jedoch zur Folge, dass der Lieferant kaum mehr weiß, welche Artikel gut laufen. In allen Sparten setzen die Hersteller mehr denn je auf Beratung, Service und Innovation. Der Sicherheitsgedanke und Umweltbestimmungen spielen bei Produzenten und Verbrauchern eine immer größere Rolle und setzen einen Innovationsprozess in Gang, der der gesamten Branche zugute kommt. Bei der Baby- und Kinderbekleidung hat sich der Markt konsolidiert. Im ersten Quartal 2006 verzeichnete der Bundesverband des Deutschen Textilhandels e.V. bei Kinderbekleidung ein Umsatzplus von 1% und bei der Babybekleidung ein Minus von 1%.

Steigerungsraten sieht der Handel im Bereich Kleinkind- und Babyspielzeug und baut sein Sortiment pädagogisch geprüfter Spielzeuge für alle Entwicklungsphasen des Kindes weiter aus. Zwar lässt sich auch in diesem Segment die demographische Entwicklung nicht verleugnen, doch sind Schenkbedürfnis und Schenkfreude größer, je kleiner die Familie ist. Eltern, Großeltern und Verwandte bedenken die wenigen Kinder mit wesentlich großzügigeren Geschenken.

Qualität und Service gefragt
Beim Endverbraucher registriert die Kinderausstattungs-Branche einen leichten Anstieg der Kauffreudigkeit, aber auch eine klare Zweiteilung in der Kundenstruktur. Die eine Hälfte legt Wert auf Qualität und Originalität. Sie entscheidet sich für hochwertige Produkte mit langer Haltbarkeit ohne Reklamationen. Dieser Kundenkreis erwartet nicht nur ein gutes Beratungs- und Service-Angebot, sondern wünscht auch das Besondere. Überzeugt ein Produkt durch edle Materialien und ausgefallenes Design, sind Eltern bereit, einen entsprechenden Preis dafür zu zahlen. Bei Kindermöbeln beispielsweise ist die Marke „Made in Germany“ wieder gefragt.

Die zweite Verbrauchergruppe greift vorwiegend zu Billig- oder Lifestyle- Produkten und geht häufig im Internet auf Schnäppchenjagd. Sobald ein Zweitkauf nötig wird, stellen auch diese Kunden erhöhte Anforderungen an Qualität und Service und wenden sich an den Fachhandel. Produkte im mittleren Preissegment, die bis vor kurzem noch eine Favoritenstellung bei den Verbrauchern einnahmen, sind zum Bedauern der gesamten Kinderausstattungs-Branche gar nicht mehr gefragt.

Viele Hersteller, die ihre Waren über den Fachhandel vertreiben, beklagen die Fixierung der Kunden aufs Internet. Die Weitergabe von Baby- und Kinderausstattung an Freunde und Bekannte oder auf Tauschbörsen beschert der Branche ebenfalls Umsatzeinbußen. Dieser so genannte graue Markt kann mit rund 25 – 30 % des Marktvolumens beziffert werden. So werden die Unternehmen die Messe Kind + Jugend 2006 neben der Einführung innovativer Produkte auch wieder zur Erschließung neuer Märkte nutzen.