Aus den ehemaligen Partnern Toys“R“Us und Amazon werden Rivalen

Brandora Redaktion (Jakobs) im Juli 2006
 

Kampf der Giganten am wachsenden US-Online Markt

Nachdem im März ein Gericht zugunsten von Toys“R“Us entschieden hatte, trennten sich die beiden Geschäftspartner. Toys“R“Us hatte zuvor seine Spielwaren über Amazon.com vertrieben. Nachdem Amazon auch Artikel von Dritten in sein Angebot aufnahm, klagte Toys“R“Us wegen Verletzung seiner Exklusiv-Rechte und bekam Recht. Amazon legte Beschwerde ein, da die Trennung Verluste von bis zu 50 Mrd. US $ verursachen werde, hauptsächlich, weil TToys“R“Us im zweiten Quartal keine Gebühren zahlte. Dies ginge aus einem aktuellen SEC-Filing der Firma hervor.

Toys“R“Us arbeitet nun mit GSI Commerce, Inc., einem führenden Anbieter für e-Commerce Solutions, und Exel (100%ige Tochter von Deutsche Post World Net, einem der größten Logistik-Unternehmen Nordamerikas zusammen. Gemeinsam starteten sie am 1. Juli 2006 einen eigenen virtuellen Spielzeug- und Baby-Shop.

Jerry Storch, Vorsitzender und Geschäftsführer von Toys“R“Us, Inc. erklärte: „Wir freuen uns, mit dem Relaunch unserer beliebten e-Commerce Plattform unsere Stellung als weltweit größter Händler für Spielwaren und Baby-Artikel festigen zu können. In GSI und Exel haben wir ideale Partner gefunden. Sie verfügen nicht nur über fundierte Erfahrung im e-Business; sie legen in ihrer Arbeit auch die Leidenschaft an den Tag, die Toysrus.com und Babiesrus.com zur besten www-Adresse für Baby-Artikel und Spielwaren machen wird. Wir werden unseren Kunden ein ganz neues, ganzheitlicheres Einkaufs-Erlebnis bereiten – in Amerikas größtem Online-Shop für Baby- und Spielwaren.“

Auch Amazon steht mit einem neuen Angebot in den Startlöchern. In seinem neuen Online-Shop (www.amazon.com/toys) finden sich Produkte von führenden Markenherstellern wie Fisher-Price®, Hasbro®, LeapFrog®, Lego®, Mattel® und VTech®. Zusätzlich bietet Amazon das komplette Programm von Ty Plush (inklusive den Beanie Babies® und den Pluffies®) sowie Madame Alexander® Puppen an. Insgesamt umfasst der virtuelle Shop Produkte aus 17 Warengruppen, unter anderem Spielpuppen mit Zubehör, Spiele und Lernspielzeug. Damit deckt Amazon.com alle Altersgruppen ab.

Amazons neuer Baby-Shop (www.amazon.com/baby) bietet zudem eine breite Palette an Produkten für Babies und Kleinkinder an. Hier finden Kunden alles von Schnuffeltüchern über Wickelkommoden bis hin zum ersten Lernspielzeug. Um die Suche nach dem perfekten Geschenk zu erleichtern, richtet Amazon den „Baby Registry“-Service (www.amazon.com/babyregistry) ein. Werdende Mütter können im virtuellen Shop aus dem großen Angebot namhafter Hersteller wie Baby Bjorn®, Babylicious®, Evenflo®, Elegant Baby® und anderen auswählen und Wunsch-Artikel im Baby Registry vormerken lassen. Neben Artikeln aus dem eigenen Warenbestand können über den Marktplatz auch Produkte anderer Händler wie Target, eToys, Discovery Channel Store und Babystyle aufgerufen werden.

„Wir sind unglaublich stolz auf unsere neuen Baby- und Spielwaren-Shops“, erklärt Jeff Benzos, Gründer und Geschäftsführer von Amazon.com. „Noch nie konnten wir unseren Kunden eine so große Auswahl an Qualitätsprodukten anbieten. Dazu genießen sie unser Amazon Premium Paket und natürlich unseren kostenlosen Versandservice. Das ist eine gelungene Kombination, von der unsere Kunden noch jahrelang profitieren werden.“

Toys“R“Us setzt auf seine einzigartige Kombination aus realen und virtuellen Shops. „Bei uns haben unsere Kunden ein ganzheitliches on- und offline Einkaufs-Erlebnis. Werdende Eltern haben mit Toys“R“Us die Möglichkeit, einen Kinderwagen im Geschäft zu begutachten bevor sie ihn auf irgendein virtuelles Baby Registry setzen.“ bemerkt Sprecherin Kathleen Waugh.

Bei diesem Argument schüttelt Amazon nur den Kopf. Kunden bräuchten keine realen Geschäfte. Bereits in den ersten Tagen hätten sich tausende von Kunden in dem Baby Registry eingetragen. „Bei uns kann sich ein potentieller Kunde schon im Voraus davon überzeugen, dass ein bestimmtes Mobile seinem Kind beim Einschlafen helfen wird.“ schlägt Amazon-Sprecherin Patty Smith zurück. Denn sowohl in den Toys Shop als auch in den Baby Store bindet Amazon sein bewährtes Konzept ein: Neben redaktionellen Beschreibungen und Bewertungen haben Kunden die Möglichkeit, eigene Fotos und Bewertungen auf den Produkt-Seiten einzustellen. Somit kann ein potentieller Käufer auf die Erfahrungen anderer Kunden zurückgreifen. Zusätzlich genießt er Amazons einzigartigen Kundenservice und Features wie „persönliche Weiterempfehlungen“ und eben das Baby Registry.

Branchenkenner bestätigen, dass der Spielwaren-Sektor diesen harten Konkurrenzkampf durchaus wert sei. Trotz des legendären Sturzflugs von eToys (jetzt eToys Dircet, Partner von Amazon) zum Ende der dot.com Ära nehme der Anteil an Online-Verkäufen auf dem Spielwaren-Markt ständig zu. Sucharita Mulpuru, Analytikerin von Forrester Research, schätzt, dass im Jahr 2006 der Online-Handel mit Spielwaren und Videospielen 18% des Gesamt-Volumens von 33,22 Mrd. US $ ausmachen wird.

Mulpuru glaubt, dass Amazon mit seiner etablierten Lieferkette und einem größeren Produktangebot klar im Vorteil sei. Andererseits sei Toys“R“Us eine starke Marke und werde sich auf dem Markt behaupten. Allerdings sollten die ehemaligen Partner nicht den Fehler machen, sich ausschließlich auf den gegenseitigen Wettkampf zu konzentrieren und andere Mitbewerber aus dem Auge zu verlieren. Wal-Mart beispielsweise habe in den letzten Jahren seinen Verkauf an Spielwaren on- und offline deutlich gesteigert und zeige das Potential, in Zukunft beide Kontrahenten vom Markt zu verdrängen.