Die Toys“R“Us Landesgesellschaften in den USA und Kanada haben Insolvenz angemeldet

BRANDORA Redaktion - 19. September 2017

 
Europäische Toys“R“Us Landesgesellschaften bleiben vom eröffneten Restrukturierungsverfahren nach amerikanischem „Chapter 11“ und kanadischem „CCAA“ unberührt

Die Toys“R“Us Landesgesellschaften haben Gläubigerschutz nach „Chapter 11“ in den USA bzw. nach dem „CCAA“ (Companies‘ Creditors Arrangement Act) in Kanada eingeleitet. Dieser, nach Unternehmensangaben, wohlüberlegte und entscheidende Schritt wurde zum Zweck der Rückkehr auf eine nachhaltige Erfolgsspur für das Unternehmen getroffen. Entscheidend ist, dass die operativen Gesellschaften in Europa, Asien und Australien nicht Teil des Restrukturierungsprozesses sind. Am 26 September sollten die Zahlen zum zweiten Quartal bekanntgegeben werden. Da kurz vor Veröffentlichung nun die Erklärung stattfand, ist wohl kaum mit beruhigenden Ergebnissen zu rechnen.

Der Gang zu den Gerichten war unvermeidlich, denn Gerüchte kursierten, so dass der Druck der Lieferanten immer größer wurde. Die für die wichtige Weihnachtssaison notwendige Warenausstattung der 1.600 Filialen war kaum noch möglich. Lieferstop und Vorauskasse standen im Raum! Mehr als 40 Prozent seines Umsatzes macht der Handelsriese im vierten Quartal. Ein Großteil seiner Weihnachts-Strategie baut auf exklusive Produkte sowie Werbungs- und Marketingzuschüsse der Lieferanten.

Die Rechtsanwaltskanzlei Kirkland & Ellis war bereits beauftragt worden, eine Restrukturierung der Finanzsituation vorzunehmen. Das erste Quartal verlief sehr schlecht. Es wurde ein Nettoverlust von 164 Millionen Dollar ausgewiesen, das sind 38 Millionen mehr als im Vergleichszeitraum 2017. Der Umsatz sank um 4,1 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Die Schuldenlast, aufgrund der anhaltenden Verluste, beträgt aktuell mehr als 440 Millionen Dollar, davon sind 400 Millionen Dollar gleich im nächsten Jahr fällig. Hinzu kommen mehr als 5 Milliarden US Dollar Verpflichtungen, die aus der Übernahme im Jahr 2005 stammen.

Das Unternehmen war vor fast 70 Jahren von Charles Lazarus gegründet worden. 1987 öffneten die ersten Filialen in Deutschland, was hier zu einer ersten, großen Gefahr für den traditionellen Spielzeughandel führte. Da aber für das amerikanische Unternehmen wiederum das Internet zur ernsten Bedrohung wurde und nie ein Konzept gegen amazon und die andere namhaften Player gefunden wurde, verstärkte sich der Druck auf den Händler. Detlef Mutterer hatte im März diesen Jahres die Geschäftsführung für die Toys R Us Gesellschaften in Zentraleuropa (Deutschland, Österreich und Schweiz) sowie Polen übernommen.

Im Jahr 2005 wurde das Unternehmen für 6,6 Milliarden Dollar von Hedgefonds übernommen und privatisiert. Der Händler befindet sich heute zu gleichen Teilen im Besitz von Kohlberg Kravis Roberts & Co., Bain Capital und Vornado Realty Trust. Die Restrukturierungsmaßnahmen waren in den vergangenen Jahren zahlreich, das Filialnetz wurde verdünnt, große Flagship-Stores geschlossen und auch die Online-Strategien mehrfach überarbeitet. Leider bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

Die Restrukturierungsverfahren nach „Chapter 11“ in den USA und nach dem „CCAA“ in Kanada ermöglichen es den dortigen Landesgesellschaften, ihre Schuldenlast während des laufenden Geschäftsbetriebes signifikant zu reduzieren. Mit der Umsetzung beabsichtigt Toys“R“Us seine langfristigen Verbindlichkeiten von derzeit etwa 5 Milliarden US-Dollar erheblich zu reduzieren und damit Ressourcen zur gezielten Reinvestition in das weiterlaufende Geschäft freizusetzen. Darüber hinaus strebt das Unternehmen auch zukünftig an, maßgeblich in die Verbesserung des Einkaufserlebnisses für seine Kunden sowohl in den Filialen als auch den Online-Shops zu investieren, um die Wettbewerbsposition von Toys“R“Us in dem sich rapide verändernden Handelsumfeld nachhaltig zu stabilisieren und auszubauen.