Der Hersteller des WM-Maskottchens Goleo, die Nici AG aus dem oberfränkischen Altenkunstadt, ist nun offiziell pleite.

NICI - August 2006

 
Das zuständige Amtsgericht Coburg eröffnete am Dienstag das Insolvenzverfahren über die Spielzeugfirma, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Mitte Mai hatte der Vorstand des Unternehmens wegen akuter Zahlungsunfähigkeit die Insolvenz beantragt. Insolvenzverwalter Michael Jaffé sagte, mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei nun der Weg frei für Verhandlungen mit potenziellen Investoren und damit einen Erhalt des Unternehmens.

Jaffé betonte am Dienstag: «Es gibt eine beträchtliche Nachfrage von Interessenten aus dem In- und Ausland.» Die ersten Angebote von strategischen Investoren und von Finanzinvestoren lägen bereits vor. Zunächst müsse Nici jedoch wirtschaftlich auf Vordermann gebracht werden. Ziel sei es, die Kostenbelastung des Unternehmens um 35 bis 40 Prozent zu senken. Dazu gehöre auch der Abbau von 120 Arbeitsplätzen auf dann noch rund 430 Stellen. Dies werde bereits Ende August erreicht sein. «Der Betrieb muss kostendeckend arbeiten können, sonst wird kein Investor einsteigen», betonte der Insolvenzverwalter. Derzeit laufe der Geschäftsbetrieb normal weiter.

In die Pleite ist Nici wohl durch betrügerische Machenschaften des Managements gerutscht. Die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt gegen den ehemaligen Nici-Vorstandschef Ottmar Pfaff. Der Firmengründer steht unter Betrugsverdacht. Er soll Luftbuchungen vorgenommen haben, um Verluste zu verschleiern. Pfaff sitzt seit Mai 2006 in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft Hof will die Anklageschrift bis zum Herbst fertig haben. Der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt will den Fall nach eigenen Angaben «beschleunigt zu Ende bringen». Derzeit würden noch die Beweise zusammengetragen. Besonders kompliziert sei die Ermittlung der Schadenshöhe. Nach den bisherigen Erkenntnissen habe Pfaff eine Art «Schneeballsystem» betrieben. Er habe Kunden überhöhte Rechnungen gestellt und diese Rechnungen noch vor der Bezahlung weiterverkauft, sagte Schmitt.

Das ursprünglich für die Insolvenz mitverantwortlich gemachte Maskottchen der Fußball-Weltmeisterschaft, der Plüschlöwe Goleo, ist hingegen wohl nicht schuld. Das Produkt sei insgesamt eine Million Mal verkauft worden, betonte ein Unternehmenssprecher. Nici habe mit Goleo 17 Millionen Euro Umsatz gemacht.