Stern.de vom 19. Juni 2003
von Martin Oversohl


Garfield schnurrt seit 25 Jahren

Er frisst Lasagne und Pizza, ist frech und faul, ein Griesgram und ein Egozentriker - und dennoch die weltweit beliebteste Katze. Als Garfield bringt der gestreifte Zottel täglich 263 Millionen Leser von 2570 Zeitungen zum Schmunzeln. Damit hat er es bis in die Seiten des Guinness-Rekordbuchs geschafft. Nun gibt es für Garfield einen weiteren Grund, die Kalorien zu missachten und in die Riesentorte zu beißen: Vor 25 Jahren, am 19. Juni 1978, bleckte er zum ersten Mal seine weißen Zähne in den Comicstreifen. Mittlerweile sind seine gezeichneten Katzenphilosophien der weltweit meist verbreitete Comic.

Mensch im Katzenfell
Aber fett? Nein, Garfield ist nicht fett. «Ich habe die perfekte Figur für mein Gewicht», pflegt er zu argumentieren. Und sein Schöpfer Jim Davis erklärt: «Garfield ist ein Mensch im Katzenfell.» Menschen hätten lediglich ein schlechtes Gewissen, weil sie dick seien, gerne länger schliefen und keinen Sport trieben. «Garfield sagt uns Gut so! Nimm noch einen Nachtisch, schlaf weiter, warum soll man sich anstrengen?».

Natürlich ist Garfield nicht alleine die Karriereleiter hinaufgetippelt: Nebenrollen im heiteren Skript haben immer wieder sein trotteliges Herrchen Jon Arbuckle, der ziemlich dämliche, unbeholfene und sabbernde Hund Odie und sein geliebter Teddybär Pooky. Und im 1981 gegründeten Unternehmen Paws (Muncie/US- Bundesstaat Indiana) kümmern sich 56 Mitarbeiter um Wohl und Wehe Garfields. Ihre Philosophie: «Wenn wir für den Kater sorgen, wird der Kater auch für uns sorgen.»

Das erste Buch zeichnete 1980 bereits den Weg vor, den der dicke Kater nehmen sollte: «Garfield at Large» (Garfield in Groß) gab der Titel vor. Bis heute sind international mehr als 130 Millionen Bücher in 26 Sprachen verkauft worden. 1983 standen Davis und sein Comic- Haustier sogar mit sieben Titeln gleichzeitig auf der Liste. Und natürlich hat es der TV-süchtige Garfield auch bereits selbst zum Fernsehstar geschafft: «Here comes Garfield» (Hier kommt Garfield) wurde 1982 ausgestrahlt, zwischen 1988 und 1995 lief «Garfield & Friends» in mehr als 120 Folgen.

Name stammt vom streitsüchtigen Großvater
Davis hat sich die Katervorlage aus dem eigenen Haus besorgt: Für Figur und Verhalten dienten dem heute 62-Jährigen die zahllosen Katzen auf der Rinderfarm seiner Eltern als Vorbild. Den Namen erhielt der Kater nach Angaben des Verlags vom streitsüchtigen Großvater, James Garfield Davis. Heute schnurrt keine Katze mehr durch das Haus des Mannes, der den berühmtesten Kater der Welt ins Leben rief: Die Frau von Jim Davis ist allergisch gegen die Tiere.

Davis Erfolgsrezept ist simpel: Witz und Humor Garfields sollten allgemein bleiben, damit sich jeder wiedererkennen kann. Die Komik dreht sich also vor allem ums Essen und ums Schlafen. Soziales oder Politisches kommt ihm nicht über die Lippen, um nicht zu polarisieren. Und natürlich muss Garfield international bleiben: «Wir vermeiden Reime, Wortspiele oder Umgangssprache, damit Garfield überall verstanden wird.»

Seinen Geburtstag soll Garfield unter anderem auf der Leinwand feiern. Die 20th Century Fox bereitet nach Angaben des deutschen Verbreiters Bulls Press GmbH (Frankfurt) einen Film vor, der von Weihnachten 2003 an in die US-Kinos kommen soll.


Jim Davis, US-amerikanischer Comiczeichner und Garfield-Schöpfer