(Berlin) Reuters
27. Juni 2003

Deutsche Verbraucher fassen wieder etwas Vertrauen

Die deutschen Verbraucher fassen nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wieder Vertrauen und lassen auf ein besseres Konsumklima hoffen.

Der GfK-Konsumklima-Indikator für Juli sei auf 4,0 nach 3,8 Zählern für Juni gestiegen, erklärte die GfK am Freitag exklusiv über Reuters: "Die Aussichten für eine leichte Erholung des Konsumklimas zum Jahresende 2003 sind somit etwas gestiegen." Große Erwartungen setzten die Verbraucher in ein Vorziehen der dritten Steuerreform-Stufe um ein Jahr auf 2004. Eine anhaltende Verbesserung der Binnennachfrage kann es der GfK zufolge aber erst bei einer Besserung am Arbeitsmarkt geben.

Mit der Umfrage im Juni scheine sich immer mehr zu bestätigen, "dass die Talsohle des Konsumklimas im Frühjahr dieses Jahres durchschritten wurde", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Positiv fiel bei der Erhebung auf, dass sich die Verbraucherstimmung in allen drei abgefragten Teilbereiche Konjunkturerwartung, Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung verbesserte. Dabei blickten die Verbraucher nach dem Ende des Irak-Krieges und der Sars-Epidemie vor allem deutlich weniger pessimistisch in die Zukunft, die Konjunkturerwartungen stiegen um fast 13 Punkte auf nun minus 15,3 Zähler.

Die günstigere Verbraucherstimmung hat sich offensichtlich bereits in der jüngsten Geschäftsklima-Umfrage des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) bemerkbar gemacht: Im Juni hatte sich vor allem im Einzelhandel das Klima verbessert.

VERBRAUCHER SETZEN WIEDER ETWAS HOFFNUNGEN IN DIE POLITIK
"Vermutlich bekommen die Verbraucher wieder das Gefühl, dass die Politik ernsthaft gewillt ist, die notwendigen Reformen in den sozialen Sicherungssystemen anzupacken", sagte Bürkl. Mit der Konjunktur- zog auch die Einkommenserwartung um 8,6 Zähler auf minus vier Punkte an. Auch die Zurückhaltung beim Kauf langlebiger Produkte nahm ab, die Anschaffungsneigung verbesserte sich um gut zehn Stellen auf minus 29,7 Punkte. Allerdings liegen alle Teilindikatoren weiter unter dem langjährigen Durchschnitt, dem der Wert von Null entspricht.

Positiv auf die Verbraucherstimmung wirkt sich derzeit nach den Worten Bürkls vor allem die Hoffnung auf ein Vorziehen der milliardenschweren Steuerentlastung 2005 um ein Jahr aus, über die voraussichtlich am Wochenende vom Bundeskabinett entschieden wird. "Eine Nettoentlastung könnte die Binnennachfrage nachhaltig stärken und der Konjunktur neue Impulse geben", sagte Bürkl. Wenn sich aber herausstelle, dass bei der Gegenfinanzierung der Entlastung den Verbrauchern im gleichen Umfang an anderer Stelle Geld entzogen werde, würde die Stimmung wieder einen Dämpfer erhalten. "In diesem Falle wären die positiven Effekte der Reform vermutlich wirkungslos", sagte er.

Kaufkraftstabilisierend wirke zurzeit das ruhige Preisklima, sagte Bürkl. Mit Inflationsraten von etwa einem Prozent werde weiter Druck von den Einkommenserwartungen genommen. Außerdem wirke sich die Erholung am Aktienmarkt günstig auf die Einkommenssituation der Konsumenten aus. Das gravierendste Problem bleibt aus Sicht der GfK jedoch ungelöst: "Eine nachhaltige Verbesserung für die Binnennachfrage wird es aber vermutlich erst dann geben, wenn für die Verbraucher eine Besserung auf dem Arbeitsmarkt sichtbar wird."