Stern.de vom 4. Juli 2003


Comic goes Hollywood

Es geht um Emotionen, aufgestaute Emotionen, extrem mächtige Emotionen. Die lässt Dr. Bruce Banner in seinem Alltag als Wissenschaftler kaum heraus - bis er eine Überdosis Gammastrahlen abbekommt. Danach ist sein Körper eine tickende Zeitbombe. Wenn Banner Wut in sich verspürt, kann er diese nicht kontrollieren und verwandelt sich in ein giftgrünes, haushohes, vor Kraft strotzendes Monster: den Hulk. Als wäre seine unkontrollierte Zerstörungswut nicht problematisch genug, wachsen mit jeder Verwandlung auch noch Banners private Probleme proportional zu seinem Bizepsumfang: Seine Verlobte Betty Ross weiss nicht, was mit dem Liebsten passiert, wenn er grün sieht. Zu allem Überfluss ist ihr Vater auch noch ein schießwütiger Fünf-Sterne-General mit einem neuen Lieblingsziel: dem Hulk. Apropos Vater: Bruce Banners Daddy mischt auch mit - und ist der Schlimmste von allen...

Der Hulk - groß wie Godzilla, grün wie Kermit und sehr, sehr wütend - könnte übrigens auch zur Gallionsfigur einer ganz anderen Art von Machtkampf werden: Die mit dem Streifen eingeführte neue Preispolitik des Verleihers UIP nämlich führt dazu, dass Sie den Film womöglich vergebens im lokalen Kinoprogramm suchen werden. Die führende deutsche Kinokette CinemaxX teilte am Dienstag in Hamburg mit, dass sie ebenso wie viele andere Kinobetreiber auf den Einsatz des US-Blockbusters "Hulk" verzichten werde. "Die Kino-Eintrittspreise haben ein Niveau erreicht, das wir als obere Grenze sehen", sagte CinemaxX-Vorstand Hans-Joachim Flebbe. Verständlich - welcher Kinobetreiber will schon das Risiko eingehen, dass auch seine Kunden an der Kinokasse angesichts horrender Preise urplötzlich groß, grün und sehr, sehr wütend werden könnten...

Hulk, dem grünen Choleriker, werden die Querelen um seine Leinwand-Wiedergeburt egal sein. Immerhin hat mit ihm nun wieder ein Comic-Held den Sprung vom Heft auf die Kinoleinwand geschafft. Seine Ahnengalerie der Superhelden lässt sich sehen: Superman, Spiderman, Batman, X-Men. Mit "Bulletproof Monk", der "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "Hellboy" stehen bereits weitere Comic-Adaptionen parat, die Leinwände zu erobern.