LGB läuft die Zeit davon

Brandora Redaktion - April 2007

 
Modeunternehmer Wöhrl will Unternehmen retten

Dem traditionsreichen Modellbahn-Hersteller LGB droht offenbar das Aus. "Uns läuft die Zeit davon", sagte der Eigentümer Hermann Schöntag. Bislang ist es noch nicht gelungen, weitere Investoren zu finden, um die Kaufsumme von 3.7 Millionen Euro aufzubringen.

Hans Rudolf Wöhrl
Sanierer bei LGB?
Schöntag, der auf der Insel Rügen die Kleinbahn "Rasender Roland" betreibt, hatte im Dezember das insolvente Unternehmen LGB erhalten. Er hat eigenen Angaben zufolge bereits 1,5 Mio. Euro in den Anschub und den laufenden Betrieb des angeschlagenen Modellbahnbauers gesteckt und fürchtet nun enorme Verluste. "Ich habe den Eindruck, dass die Banken nicht an die Firma LGB glauben", sagte Schöntag.

Wie hingegen Insolvenzverwalter Steffen Goede mitteilte, wolle ein Nürnberger Unternehmer E.P. Lehmann gemeinsam mit dem Gesellschafter LGB of America übernehmen. Dem Gläubigerausschuss liege "ein Angebot zur Fortführung des Geschäftsbetriebes" vor. Bei dem Investor handelt es sich Medienberichten nach um den Modehändler und Sanierer der Fluglinien dba und LTU, Hans Rudolf Wöhrl. Dieser habe versucht, "eine fränkische Lösung auf den Weg zu bringen", teilte seine Verwaltungsfirma, die "Intro GmbH" mit. "Es sieht aber nicht so aus, als ob diese eine Chance hat", sagte eine Firmensprecherin.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters hat die Mehrzahl der Banken, denen das LGB-Werksgelände in Nürnberg gehört, den gebotenen Kaufpreis "als zu niedrig" abgelehnt. Lediglich die Sparkasse Nürnberg ist bereit das Angebot zu akzeptieren. Ohne die Zustimmung aller Banken lasse sich das Fortführungskonzept jedoch nicht umsetzen, betonte Goede. Medienberichten zufolge wollten die Banken rund eine Million Euro mehr haben, als "Intro" zu zahlen bereit sei.

Die laufenden, positiven Gespräche mit möglichen Investoren sind laut Schöntag vom "knappen Zeitfaktor" überlagert. Trotzdem halte er es für möglich und wichtig, die Marke und die rund 130 Arbeitsplätze am Standort Nürnberg zu erhalten. Der Einstieg des britischen Investors Kingsbridge, dem bereits Märklin gehöre, sei aber "die denkbar schlechteste Lösung" für LGB, weil die Briten nur an der Marke LGB, nicht aber an dem Nürnberger Werk interessiert seien.

Mittlerweile sind auch die Internetseiten von LGB, www.lgb.com und www.lgb.de stillgelegt. Als Übergangslösung hat LGB of America den Internet-Provider von Lehmann gebeten, alle Besucher der Web-Sites zu lgboa.com weiterzuleiten. Als Service für die deutschsprachigen LGB-Freunde sind die deutschen Versionen der LGB-Produktbibliothek ("LGB and TOYTRAIN Products") und der Wissensdatenbank ("Knowledge Database") dort verfügbar. Natürlich sind alle Produkte auch weiterhin bei Brandora zu finden und ausführlich beschrieben.