Spielemarkt im Retro-Fieber

Piatnik Deutschland - Mai 2007

Nostalgie ist derzeit Trumpf an den heimischen Spieltischen. Jetzt kommen die großen Klassiker der 60er- und 70er-Jahre zu neuen Ehren: Scrabble, Typ Dom und Rummikub sorgen in aktueller Aufmachung und zeitgemäßen Editionen für Begeisterung.

Kreuzworträtsel am Spielbrett

Das spielerische Jonglieren mit Worten und Zahlen hat seine Anziehungskraft keineswegs verloren. Als Prototyp des Kreuzworträtselspiels gilt das weltberühmte Scrabble, 1931 erstmals unter dem Namen „Lexico“ erschienen. Zum 50. Geburtstag der deutschsprachigen Version brachte Piatnik die Scrabble-Jubiläumsausgabe als originalgetreue Reproduktion der klassischen Erstausgabe auf den Markt. Sie wird mit dem ursprünglichen Buchstabenset (119 Holzsteinchen), Bänkchen aus Holz und einem hochwertigen, in Leinen gefassten Spielbrett geliefert.

Der Gag dabei: Anders als bei der internationalen Edition ist der Buchstaben-Vorrat auf die Gegebenheiten der deutschen Sprache zugeschnitten, wodurch sich deutlich längere Worte bilden lassen. Zusätzlich kommt nun ein Scrabble mit größeren, leichter lesbaren Buchstaben auf den Markt – speziell für die Bedürfnisse älterer Menschen. Und für den kommenden Herbst ist „Super Scrabble“ angesagt, eine Variante mit deutlich vergrößertem Spielplan.

Beinahe zeitgleich mit Scrabble entwickelte der Österreicher Franz Weigl mit „Typ Dom“ ein ganz ähnliches Spiel, bei dem es ebenfalls um das Bilden möglichst langer Worte ging. Großer Vorteil von „Typ Dom“ war der Mechanismus des Spiels: Die kluge Konstruktion der patentierten Buchstabensteine machte ein Verrutschen der gelegten Spielsteine praktisch unmöglich. Trotzdem kam das Spiel nicht an den internationalen Erfolg von Scrabble heran. Bei der Weltausstellung 1939 in New York in höchsten Tönen gelobt - man sprach sogar vom „Gesellschaftsspiel des Jahrhunderts“ - führte die Rohstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg zu Produktionsproblemen und das Spiel geriet beinahe in Vergessenheit. Seit 1977 wird Typ Dom von Piatnik produziert und beweist seit damals mit stabilem Absatz seine Qualität.

Langzeit-Bestseller

Ebenfalls bald siebzig Jahre alt ist das Kultspiel „Rummikub“. Auch dieses Spiel folgt einem einfachen, bekannten Muster: Wie im Kartenspiel Jolly oder Rommé müssen Spielsteine in bestimmten Kombinationen abgelegt werden. Rummikub ist Globalisierung par excellence: Es wird nahezu überall in der Welt gespielt und wurde in 19 Sprachen übersetzt. Würde man alle verkauften Spielsteine aneinanderreihen, reichten sie mehr als zweieinhalb Mal rund um die Erde. Besondere Rummikub-Euphorie entsteht alle drei Jahre bei der Weltmeisterschaft. Zuletzt nahmen 31 Nationen teil, die Siegerin, Jacqueline Beekman, kam aus Holland.

Einfach Tradition

Meist sind es die einfachen Spielmechanismen, die den beständigsten Erfolg verzeichnen. „Nicht Schnickschnack, sondern Geradlinigkeit macht ihren Reiz aus. Das Leben ist kompliziert genug“, bestätigt auch Arno Miller, Herausgeber der österreichischen Spielefachzeitschrift „Die Spielwiese“. Das klar Überschaubare sei es, das den Menschen helfe, den Alltag zu vergessen und zu entspannen. Und nichts anderes ist Spielen: Das gemeinsame Eintauchen in eine andere Welt.

Zudem seien Spiele wie Scrabble, Typ Dom oder Rummikub ein ideales Bindeglied zwischen den Generationen. „Es geht um den gemeinsamen Nenner zwischen einer abtretenden Generation, für die Spiel vom Arbeitsethos verboten worden ist, und einer antretenden Generation, für die Spiel zu einer Lebensform wurde“, so Historiker Dr. Rainer Buland vom Institut für Spielforschung am Salzburger Mozarteum. Wichtig: Was man schon als Kind kennengelernt hat, erzeugt keine Berührungsängste. Man kann dem Spiel vertrauen, weiß, was ungefähr passiert, und kann sich darauf einlassen. Der aktuelle Boom der Spiele-Klassiker liefert den besten Beweis für dieses Erfolgsrezept.