Anklage gegen Ex-Chef

ROCO/ Salzburger Nachrichten
Juli 2007

 
Bericht der Salzburger Nachrichten vom 21. Juli

Im Fall der Pleite des Modelleisenbahn-Herstellers Roco hat die Salzburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen Peter Maegdefrau, ehemals Eigentümer und Geschäftsführer des einst 570 Mitarbeiter starken Unternehmens, eingebracht. In der mit 3. Juli datierten Anklageschrift wird dem 45-jährigen Manager aus Freilassing betrügerische Krida (Anm. der Redaktion: Ein Straftatbestand im österreichischen Strafgesetzbuch, bei dem durch die Verheimlichung oder Verringerung des Vermögens, die Befriedigung eines Gläubigers vereitelt oder geschmälert wird)und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen angelastet. Bereits im Sommer 2005, als die Roco-Gruppe in Konkurs geschlittert war, hatte die Staatsanwaltschaft gegen Maegdefrau gerichtliche Vorerhebungen eingeleitet.

Im Insolvenzverfahren gegen die „alten“ Roco -Firmen wurden von 880 Gläubigern 53 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Roco wurde von einer Auffanggesellschaft übernommen und umstrukturiert. Die Firmenzentrale übersiedelte von Hallein nach Bergheim.

Maegdefrau wird in der den SN vorliegenden Anklage vorgeworfen, als alleiniger Geschäftsführer der Roco Modellspielwaren GmbH und der Roco Anlagen GmbH „Vermögensbestandteile beiseite geschafft“ bzw. „beiseite zu schaffen versucht und veräußert zu haben“. Dadurch sei den Gläubigern der insolventen Gruppe ein Schaden von zumindest 87.506 Euro entstanden. Konkret soll der Ex-Chef in einem Anklagefaktum 77.506 Euro vom Geschäftskonto unberechtigt auf sein Privatkonto überwiesen haben. In einem anderen habe er Maschinen und Betriebsausstattung weit unter Wert veräußert: Schaden: 10.000 Euro.

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Maegdefrau zwischen 9. April 2002 und 31. Mail 2005 grob fahrlässig die Zahlungsunfähigkeit von Roco herbeigeführt hat. Im Frühjahr kam es laut Anklage zu einem massiven Umsatzeinbruch. Maegdefrau habe gewusst, dass sich die Verbindlichkeiten „bereits 2003 anhäuften und 2004 massiv ausweiteten“; die Roco Modellspielwaren GmbH sei bereits Ende 2004 „objektiv zahlungsunfähig“ gewesen.

Der Ex-Firmenchef bestreitet alle Vorwürfe: „Ich bin völlig unschuldig und werde das auch belegen. Ich lasse mir auf Grund von nachweislich falschen Annahmen keine Krida anhängen.“ Die Anklage strotze vor Fehlern, sagt Maegdefrau. „Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Da steht etwa drinnen, dass ich seit April 2002 Geschäftsführer der Roco Holding war. Diese wurde aber erst im Mai 2005 gegründet. Zudem sind im Gutachten die Vermögenswerte der Roco -Gruppe nicht vollständig erfasst. In den Aufstellungen fehlt unter anderem Roco in Deutschland, wo wir immerhin 60 Prozent unseres Umsatzes gemacht haben.“

Der Manager – vor seinem Roco -Engagement bei KTM beschäftigt – sieht sich als Opfer einer Intrige. „Der Raiffeisenverband hat mir Firma, Vermögen und Ruf genommen. Das möchte ich alles zurück. Ich habe vor eineinhalb Jahren eine Klage bei Gericht eingebracht. Die erste Tagsatzung soll im Oktober sein.“ Auf der anderen Seite sieht sich Maegdefrau Klagen des Raiffeisenverbands gegenüber. Einer Wechselklage über zwei Mill. Euro sowie einer Pfandrechtsklage, mit der ihn der Verband zwingen will, die Geschäftsanteile aller Gesellschaften an die ehemalige Hausbank zu übergeben. Das Landesgericht hat Raiffeisen Recht gegeben – Maegdefrau hat dagegen berufen.

„Wir haben uns in allen Punkten korrekt verhalten und bis zuletzt versucht, mit Peter Maegdefrau eine vernünftige Lösung zu finden. Erfolglos. Deshalb ist es auch zur Insolvenz der Roco -Gruppe gekommen, die tief in die Verlustzone gerutscht war“, erklärt Heinz Konrad, Direktor des Raiffeisenverbands.