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Der weltweit größte Spielwarenhersteller Mattel hat 1,5 Millionen in China hergestellte Spielzeuge vom Weltmarkt genommen, weil sie vermutlich mit bleihaltiger Farbe bemalt wurden. Betroffen davon ist auch ein Spielzeug der Mattel-Marke Fisher-Price, das in Deutschland vertrieben wurde. Bereits im Juni musste RC2 rund 1,5 Millionen hölzerne Spielzeugeisenbahnen aus den Regalen entfernen lassen, ebenfalls „Made in China“ und ebenfalls mit bleihaltiger Farbe eingefärbt
Vor wenigen Wochen war der ehemalige Chef der chinesischen Arzneimittelbehörde hingerichtet worden. Zuvor hatte ihn ein Pekinger Gericht für schuldig befunden, gegen Schmiergeldzahlungen Medikamente ohne ausreichende Prüfung für den Verkauf freigegeben zu haben. Darunter auch ein Antibiotikum, das für den Tod von mindestens zehn Menschen verantwortlich gemacht wird. Es ist aber nicht nur der Skandal um Spielzeug mit überhöhtem Bleigehalt, der Chinas billige Konsumgüter international in Verruf bringt. Frostschutzmittel in Zahnpasta, Tierfutter, das mehrere Hundert Vierbeiner in den USA tötete, gesundheitsgefährdende Rückstände in Fisch und Kleidung, das sind nur einige Schlagzeilen der letzten Monate. Nach mehreren schweren Unfällen mussten 450.000 chinesische Autoreifen zurückgerufen werden und auch das verheerende Abschneiden des chinesischen Brilliance-Exportmodells im ADAC-Crashtest haben die Verbraucherschützer weltweit aufgerüttelt. So nebenbei werden noch Marken kopiert und gefälscht und die Hinweise auf Kinderarbeit mögen trotz Auditierung der Unternehmen nicht verstummen. Beim EU-Frühwarnsystem Rapex in Brüssel, bei dem die Mitgliedsländer Sicherheitsmängel bei Konsumgütern anzeigen, gingen im vergangenen Jahr fast 1000 Meldungen ein – die Hälfte davon betraf Waren „Made in China“. Das ist gefährlich – nicht nur für die für Kinder und Haustiere, sondern auch für die Beziehungen zwischen China auf der einen Seite und den USA und der EU auf der anderen. Ist da nicht ein schlechtes Licht auf „Made in China“ hilfreich für die westlichen Volkswirtschaften? Können Qualität und Spielwert nicht verlorenes Terrain zurückgewinnen lassen? Ist bald gutes Spielzeug auch international seinen Preis wert? Haben Schlagworte wie Menschenrechte, Kinderarbeit und Produktpiraterie einen Einfluss auf das Kaufverhalten? Die Kehrseite der Medaille sieht aber auch nicht besser aus. Getreu dem Motto „Wer nicht in China produziert, ist selber Schuld“ werden geschätzte 70 bis 80% aller Spielwaren weltweit in China produziert. Den meisten traditionellen deutschen Unternehmen, die ihre Puppen, Plüschtiere oder Modellbahnen noch in Deutschland fertigen – und das mängelfrei - geht es nicht besonders gut. Obwohl die Anzahl der teuren Mitarbeiter schon unter einen tragbaren Wert rationalisiert wurde, Investitionen nur noch als Fremdwort definiert werden und demografische Zahlen katastrophale Werte erreichen, gibt es noch ein paar „Dumme“, die am Produktionsstandort Deutschland festhalten. Das Heil im Export können diese Unternehmen nicht finden, denn konkurrenzfähige Preise lassen sich nur über eine weitere Reduktion der Kosten erzielen. Was für ein Dilemma, denn das Gütesiegel „Made in Germany“ verblasst bei den deutschen Abgabepreisen. Doch fraglich bleibt – trotz aller Kritik an „Made in China“ – auch die Mitschuld der Hersteller. Mattel hat laut Bericht der Wiener „Die Presse“ einen Vorzeigestatus für Produzenten, die in China fertigen lassen. Zulieferer und Materialien werden streng geprüft. Wenn ein so genannter „Big Player“ nach eigenem Standard und eigener Norm in China produzieren lässt, dann trägt er auch die volle Verantwortung für die Produktqualität. Jedes westliche Testinstitut verfügt in China oder Hong Kong über Niederlassungen – es kostet zwar Geld, aber ein gewisser Qualitäts- und Sicherheitsstandard kann und muss gewährleistet sein. Ausreden dürfen nicht zählen. Wenn europäische und amerikanische Produzenten dafür sorgen, dass China bald zur drittgrößten Volkswirtschaft und zum Exportweltmeister aufsteigt (jeweils vor Deutschland), dann sollten sie auch dafür sorgen, dass dies nicht zu Lasten der Qualität geht. Der Verbraucher wird dies auf Dauer nicht tolerieren. |