Helmut Roloff von Gollnest & Kiesel KG zur Spielzeugsicherheit

Brandora News - September 2007


Die augenblickliche resonanzreiche Medienberichterstattung verkennt die Anstrengungen, die Spielwarenhersteller bereits für Spielzeugsicherheit unternehmen.

Vor einigen Wochen hat der weltgrößte Spielwarenhersteller Mattel Millionen Spielzeuge aus chinesischer Produktion wegen der Verwendung bleihaltiger Farben vom Markt gerufen. Seitdem finden wir in allen Medien nahezu täglich Meldungen über die Gefährlichkeit chinesischer Spielwaren und die Notwendigkeit, die Sicherheitsbestimmungen zu verschärfen.

Wir sind kein Weltmarktführer sondern ein eher kleines, mittelständisch geführtes Spielzeugunternehmen. Die Mehrzahl unserer rund 1.800 verschiedenen Spielzeuge sind aus Holz gefertigt und unter den Markennamen HEIMESS, goki, ’cause und „Toys pure“ im Fachhandel erhältlich. HEIMESS Baby-Spielzeug aus Holz wird komplett in Deutschland gefertigt. Aber viele Spielzeuge der anderen Marken werden auch in Betrieben Chinas hergestellt. Die meisten deutschen Spielzeughersteller fertigen mindestens zum Teil in China. Rund 80 Prozent der Spielwaren werden in Fernost hergestellt.

Nirgendwo auf der Welt gibt es umfassendere und strengere Bestimmungen zur Spielzeugsicherheit als in Europa. Der amerikanische Konzern hat die Spielwaren nicht zurückgezogen, weil er sie für möglicherweise gefährlich gehalten hat, sondern weil sie gegen die Bestimmungen verstießen.

Wir beachten die Richtlinien zur Spielzeugsicherheit im Interesse der gesunden Entwicklung der Kinder auch dann, wenn sie uns teilweise fragwürdig erscheinen. Wir entwickeln und prüfen unsere Spielzeuge mit dem Fachwissen und der Erfahrung von 26 Jahren Spielzeugherstellung. Autorisierte, unabhängige Institute überprüfen unsere Spielwaren zusätzlich regelmäßig entsprechend den Richtlinien der Europäischen Union. Ein Spielzeug, dass uns nicht sicher erscheint, wird nicht in den Markt gebracht.

Mit der Markteinführung übernehmen wir auch die volle Verantwortung für die Sicherheit des Spielzeugs. Wir sind uns dieser großen Verantwortung gegenüber dem Verbraucher bewusst. So wie wir verfahren alle anderen deutschen Hersteller, die wir kennen.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse werden dem Fachpublikum alljährlich rund eine Million verschiedener Spielzeuge vorgestellt. Die Zahl der berechtigten Reklamationen wegen möglicher Verstöße gegen die Spielzeugsicherheit bewegt sich weit unterhalb des Promillebereichs.

Niemand ist frei von Fehlern. Zu unserem großen Bedauern auch wir nicht. Deshalb kann es auch bei Spielzeug einmal zu Beanstandungen kommen, die wir augenblicklich in unserer Produktionsplanung berücksichtigen. Auch großen deutschen Automobil- und Babykostherstellern sind schon Fehler unterlaufen, die dann im Gegensatz zu Spielwaren akut Menschleben gefährdet haben. Niemand kommt der Gedanke, Autos mit dem Schriftzug „dieses Auto gefährdet Menschenleben“ auf der Kühlerhaube zu versehen oder Biertrinker mit dem Hinweis zu warnen „Trinker dieser Biermarke haben nach dem Biergenuss auch Kinder verprügelt“. Schnullerketten tragen den Hinweis, dass sich Babys damit auch erdrosseln könnten, obwohl es einen solchen Fall im Geltungsbereich der EU noch nicht gegeben hat und vorgeschriebene Sollbruchstellen dies auch verhindern.

Noch nie waren die Kinder in deutschen Kinzerzimmern sicherer vor gesundheitlicher Gefährdung durch klassische Spielwaren als heute. Aber: vollständige Sicherheit wird es niemals geben. Deshalb wird die Wahrnehmung der elterlichen Aufsichtspflicht auch in Zukunft weiter notwendig bleiben. Die Gefährdungen im Haushalt gehen aber eher von den Teppichböden aus, auf denen Kleinkinder spielen, von alltäglichen Gegenständen, die sich Kinder in den Mund stecken und die keinem Kriterium für Spielzeugsicherheit standhalten und von widernatürlichen Mediengewohnheiten, die bereits in jüngstem Kinderalter antrainiert werden.

Wir wünschen uns, dass in die berechtigt kritische Berichterstattung auch diese Gesichtspunkte hin und wieder einfließen mögen, um Eltern nicht den Blick für die vielen tatsächlich in jedem Haushalt vorhandenen Gefahren für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder zu versperren. Sie können überzeugt sein, dass wir deutsche Hersteller die Produktion von Spielzeug auch als Auftrag für die Entwicklung unserer Kinder verstehen.

Die teilweise überzogene Reaktion auf die Mattel-Rückrufaktion trifft leider auch uns sehr stark. Die chinesische Regierung scheint mit einem sofort wirksamen Exportstopp für Spielzeug den vermeintlich in China flächendeckend herrschenden Qualitätsstandards und Arbeitsbedingungen begegnen zu wollen. Diese Maßnahme ist auch auf Teile einer maßlosen Berichterstattung zurückzuführen. Uns und andere deutsche Hersteller bedroht diese Maßnahme existentiell, weil sie unser Weihnachtsgeschäft betrifft. Kinder sollen sich auch in diesem Jahr über ein qualitativ hochwertiges und sicheres Spielzeug freuen dürfen.