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Offensichtlich sind die Babys den Deutschen immer mehr wert. Denn auch in diesem Jahr sind die Umsätze des Handels mit der Ausstattung für Säuglinge und Kleinkinder weiter gestiegen. Nach einem Plus in diesem Segement im Jahr 2006 von rund 4 Prozent, legte der Umsatz auch in den ersten sieben Monaten 2007 wiederum um ca. 4 Prozent zu. Steigende Umsätze bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate lassen den Schluss zu, dass pro Baby mehr Geld ausgegeben wird. Nach dem BBE-Branchenreport Baby- und Kinderausstattung 2006 liegt das Marktvolumen bei 5 Mrd. Euro. Davon entfällt knapp die Hälfte auf die Babyausstattung. Die Branche ist von einem harten Wettbewerb gekennzeichnet. Wettbewerbsdruck und Preisverfall stehen nach der BTE-Umfrage an erster und zweiter Stelle der negativen Umsatzeinflüsse. Als wesentliche Wettbewerber werden Internetanbieter und Fachmärkte bezeichnet. Aber auch die Aktionsware der Lebensmitteldiscounter und die preiswerten Angebote von Möbelhäusern beeinflussen das Geschäft zu Ungunsten des Fachhandels. Marktanteile verschieben sich daher in die unteren Preislagen. Exklusive Vertriebsvereinbarungen sind in der Branche eher die Ausnahme. Deshalb schmerzt auch die mangelnde Preisdisziplin durch die Unterbietung von unverbindlichen Verkaufspreisempfehlungen namhafter Hersteller. Aber der Fachhandel ist nicht chancenlos. Er profitiert von dem Trend zu höherwertiger Ware, die gerade bei der Erstausstattung von vielen Käufern bevorzugt wird. Auch für den Kauf von anspruchsvollen Geschenken wird oft der Fachhandel gewählt. Seine Beratungsqualität ist auch ein entscheidendes Argument bei der Erstausstattung und für technisch anspruchsvolle Artikel wie Kindersitze oder Kinderwagen. Mit Recht hat sich die Branche auch Sorgen um die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung gemacht. Denn bei aller Freude über positive Umsatzzahlen muss der von der Mehrwertsteuererhöhung verursachte Anstieg von 2,6 Prozent herausgerechnet werden. Dann bleiben nur noch gut 1,4 Prozent höhere Bruttoerlöse übrig. So setzt der Handel auf einer Skala negativer Umsatzeinflüsse die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung immerhin auf Platz 3. Große Sorgen bereiteten nach wie vor die negative Entwicklung der Geburtenrate, die weiter rückläufig ist. 2006 wurden mit 672.724 Kindern zwei Prozent weniger als 2005 (686.799) geboren. Im Zehnjahresvergleich von 2006 zu 1997 ist die Geburtenrate sogar um 17 Prozent gesunken. Tatsächlich sinkt die Geburtenzahl in Deutschland seit dem Pillenknick Anfang der 70er Jahre drastisch. Nach den ersten Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das I. Quartal 2007 sind die Geburten immerhin gegenüber dem I. Quartal 2006 nicht weiter zurückgegangen. Ob dies den verschiedenen Maßnahmen der Bundesregierung wie Elterngeld etc. zu verdanken ist, muss abgewartet werden. An dem Geld alleine kann die Kinderbereitschaft aber nicht liegen, denn für Kindergeld, Kinderzuschlag und Sozialgeld etc. erhalten die Familien mit Kindern alleine 30 Mrd. Euro an jährlichen Transferleistungen. Trotzdem nimmt das Problem der Kinderarmut zu. Nach einer Meldung des Kinderschutzbundes lebten im März dieses Jahres mehr als 1,9 Mio. Kinder unter 15 Jahren auf Sozialhilfeniveau. Ein wachsender Teil der Gesellschaft ist aufgrund seiner Einkommen nicht mehr in der Lage, seine Kinder dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechend auszustatten. Die Folgen der fallenden Geburtenrate sind kaum absehbar. Experten haben errechnet, dass zwischen 1972 und 2000 knapp 10 Mio. Kinder zu wenig geboren sind, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Davon sind praktisch alle gesellschaftlichen Bereiche betroffen. Die Rede ist von „demographischem und wirtschaftlichem Niedergang“, vom „demographischen Orkan“. Einziger Ausweg ist, dass die Deutschen wieder mehr Kinder bekommen. Dies ist möglich, wie das Beispiel Frankreich zeigt. Liegt die statistisch gemessene Geburtenrate hierzulande bei 1,4 Kindern je Frau, konnte sie in Frankreich durch eine familienfreundliche Politik wieder auf 2,1 Kinder erhöht werden. Ganz entscheidend für die Geburtenrate, da sind sich alle Experten einig, ist die Haltung der Frauen. Viele Frauen wollen Kinder haben, wollen aber gleichzeitig die von ihnen gewünschte Lebensbiographie realisieren können, ohne dabei Armutsrisiken und berufliche Nachteile einzugehen. Das Elterngeld und der Ausbau der Kinderbetreuung weisen in die richtige Richtung. Ihnen müssen aber weitere Maßnahmen zur Entlastung der Familien und zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie folgen. Entscheidend ist, dass die Frauen nicht zwischen Beruf oder Kindern wählen müssen. Einen wesentlichen geburtenfördernden Effekt haben die Betreuungsangebote für Kinder. Hier belegt Deutschland nur einen hinteren Platz bei den vergleichbaren Staaten. So liegt der Anteil ganztägig betreuter Kinder bis zwei Jahren in Dänemark bei 61,7 Prozent, in Frankreich bei 28 Prozent und in Deutschland nur bei 9 Prozent. In der Gesellschaft kann man aber auch Änderungen bei Verhalten und Einstellungen gegenüber Kindern beobachten. Viele Frauen unterliegen einer großen Belastung durch die Doppelrolle von Beruf und Mutter. In den Haushaltsablauf werden aber auch zunehmend Männer einbezogen, die ihre Vaterrolle bewusst annehmen. Dazu gehört auch ein ausgeprägtes Interesse an unseren Produkten, die ja technischer und lifestyliger geworden sind. Der Kauf von Sicherheitssitzen, modernen Kinderwagen und Kinderspielzeug sind durchaus Bereiche, die Männer für sich reklamieren oder zumindest mitbestimmen wollen. Positive Anstöße kommen auch von den Medien. Sie zeigen, dass Lifestyle-Vorbilder aus der Popkultur und andere die Öffentlichkeit sowohl an ihrer Schwangerschaft, als auch an dem Aufwuchs ihrer Kinder teilhaben lassen. Wie geht es weiter? Diese Einschätzung wird auch von 55 Prozent der vom BTE befragten Einzelhandelsunternehmen geteilt, die von einer weiteren Umsatzverbesserung in 2007 ausgehen. Gut 20 Prozent planen auf Vorjahresbasis und nur knapp ein Viertel sieht die Umsatzentwicklung pessimistisch. Von der kommenden Messe Kind + Jugend verspricht sich der Handel einen umfassenden Überblick über das nationale und internationale Angebot. Gesucht werden Anregungen für eine Optimierung der Sortimente und neue Produkte. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Kinderwagen, Kinderautositze, Kindermöbel, textile Babyausstattung sowie Lernspielzeug. |