Nintendo News
Oktober 2003

Nintendo mit Verlust im ersten Halbjahr - GameCube-Preis und Umsatzprognose gesenkt - Druck auch auf Game Boy

Rote Zahlen durch GameCube und starken Yen

Der Nintendo Konzern hat im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (Start am 1. April) vermutlich erstmals einen Verlust geschrieben. Das Unternehmen teilte letzten Freitag in Tokio mit, man erwarte für diesen Zeitraum ein Minus von umgerechnet rund 23 Millionen Euro. Noch im Mai war Nintendo von einem Gewinn von 115 Millionen Euro, in dem am 30. September beendeten Halbjahr ausgegangen.

Auch die Erwartungen für das gesamte Geschäftsjahr korrigierte Nintendo. Bis Ende März 2004 rechnen die Japaner mit einem um 38,8 Millionen Euro verringerten Nettogewinn von etwa 465 Millionen Euro (bei einem voraussichtlichen Umsatz von 4,27 Mrd. Euro). Das vorhergehende Geschäftsjahr hatte Nintendo bei einem Umsatz von 3,91 Mrd. Euro noch 521,9 Millionen Euro Nettogewinn gebracht.

Die Verschlechterung der Ergebnisse, in Folge des starken Yen, betraf laut Nintendo nur geringfügig das Kerngeschäft. Hauptsächlich sei sie auf Kursverluste bei Bareinlagen in der Höhe von rund fünf Mrd. Dollar zurückzuführen. Bei Nintendo sei es nämlich Teil der Unternehmenspolitik, Gelder, die in Übersee verdient wurden, auch in diesen Regionen anzulegen, weil die Zinsraten in Japan extrem niedrig sind. Für die gesenkte Umsatzprognose macht Nintendo seine Entscheidung, den Preis für die Spielkonsole GameCube zu senken, verantwortlich.

GameCube Preis auf unter 100 Euro gesenkt

Wie Nintendo bekannt gegeben hat, wird der Preis des Nintendo GameCube ab dem 17. Oktober 2003 von vormals 199,95 Euro auf 99,99 Euro (UVP) gesenkt.

"Nintendo-Fans können sich auf bestes Gameplay zum besten Preis freuen," kommentiert Axel Herr, Managing Director von Nintendo Deutschland "Unsere umfangreiche Spielepalette umfasst eine ganze Reihe exklusiver Softwaretitel und bietet jeder Altersgruppe den ultimativen Spielspaß. Das belegen auch die zahlreichen Auszeichnungen für die GameCube-Titel. Kurz: Bei diesem neuen Preis kann es sich schlicht keiner mehr leisten, auf den Nintendo GameCube zu verzichten!"

Darüber hinaus können Spielefans dieses Jahr Weihnachten gleich doppelt feiern: Denn bis zum Fest stehen insgesamt 200 Titel für den Nintendo-GameCube in den Regalen, darunter zahlreiche Titel, die ausschließlich für den Nintendo-GameCube erhältlich sind.

Dieser Schritt erfolgt kurz nachdem die Muttergesellschaft Nintendo Co Ltd, Kyoto, im August angekündigt hat, sie werde die Produktion des Systems wegen hoher Lagerbestände im Herbst ruhen lassen. Eine Zahl zum Bestand wollte Nintendo seinerzeit nicht nennen; Analysten gingen von mehr als einer Mio Stück aus. Der Absatz des GameCube bleibe hinter den Verkäufen der Konkurrenzprodukte PlayStation 2 (Sony) und Xbox ( Microsoft) zurück.

Wie Satoru Iwata, der Vorsitzende des Nintendo Konzerns, laut Financial Times Deutschland einräumt, sei man mit dem Produkt ins Straucheln geraten. Außerdem habe man nicht für einen konstanten Nachschub an neuen, interessanten Spielen gesorgt. Der Game Cube hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs nur 80.000 Käufer gefunden, das Gesamtjahresziel liegt jedoch bei sechs Mio. abgesetzten Geräten.

Durch steigenden Druck sind Innovationen gefordert

Als Reaktion auf diese Entwicklung kündigte Iwata, wie die Financial Times Deutschland weiter berichtet, ein vollkommen neuartiges Produkt an. "Wir bereiten zur Zeit ein neues Produkt vor, es wird überraschend und einzigartig sein", sagte Iwata. Es werde dem Unternehmen neue Wachstumswege eröffnen und vor allem Neueinsteiger ansprechen. Ob es sich um eine neue Konsole, eine Erweiterung von Game Boy und GameCube oder eine Software handele, wollte Iwata aus "Wettbewerbsgründen" nicht verraten. Die offizielle Ankündigung folge im Frühjahr kommenden Jahres, hieß es. Auch zum Verkaufsstart des Produktes äußerte er sich nicht.

In nächster Zeit werden zwei neue Produkte den bisher ausschließlich von Nintendo beherrschten Markt für tragbare Spielekonsolen unter Druck setzen: die PSP von Sony und das im Oktober erscheinende N-Gage, die Spiele-Plattform mit Handy von Nokia. Da der Game Boy für Nintendo der wichtigste und rentabelste Geschäftsbereich ist, benötigt der japanische Konzern dringend Innovationen.

Erste Spielekonsolen für die Chinesen

Große Hoffnungen setzt Nintendo in den chinesischen Markt, in dem Konsolenspiele noch kaum verbreitet sind. So wird Mitte Oktober dort eine billige Videospielkonsole namens iQue player auf den Markt kommen. Das Gerät solle mit einem Preis von umgerechnet 52 Euro (Durchschnittlich ein dortiges Monatseinkommen) in der Volksrepublik angeboten werden, sagte Nintendo-Sprecher Ken Toyoda in Tokio. Ausgestattet ist das Gerät mit einer Flash-Memory-Card. Spiele wie der Nintendo-Klassiker Super Mario Brothers sollen über lizenzierte Buch- und CD-Händler preiswert auf die Karte geladen werden. Mit einem Vertreib in Europa sei aber laut Toyoda nicht zu rechnen.

Bonuspunkte zur Kundenbindung

Zusätzlich wird Nintendo seine Kunden mit einem Bonusprogramm stärker an sich binden. In Japan erhalten Spieler für den Kauf von Nintendoprodukten bereits Treuepunkte, die sie in Prämien umtauschen können. Dieses System will der Konzern nun international einführen.