Brandora Rezension zu "Graffiti": Alle malen – einer rät

Brandora Redaktion (Sandra Schlösser) - Juni 2008

 
Wer erinnert sich noch an die legendären „Montagsmaler“ mit Frank Elstner? Bei Graffiti, dem unterhaltsamen Spiel aus dem Hause Huch & Friends, wird zwar gemalt und geraten, doch wer glaubt, Jacques Zeimet habe sich hier nur ein Remake ausgedacht, der wird schnell erkennen, dass die Aufgabenstellung bei Graffiti genau entgegengesetzt ist. Hier rät nämlich nur einer und alle anderen malen. Doch damit nicht genug. Nachdem der gefragte Begriff erraten wurde, oder auch nicht, wird das beste Bild prämiert und jedes „Kunstwerk“ seinem mutmaßlichen Zeichner zugeordnet. Insgesamt gibt es also 3 Kategorien, in denen Punkte gesammelt werden können.

Spielinhalt:
  • 200 Begriffskarten mit je 2 Begriffen (leicht/schwer)
  • 7 Graffiti-Tafeln mit Stiften
  • 1 Sanduhr
  • 56 Chips (40x mit Wert 1, 16x mit Wert 5)
  • Spielanleitung

Spielablauf:
Vor Spielbeginn wird gemeinsam entschieden, ob mit den leichten oder schwierigen Begriffen gespielt wird und wie viel Begriffe geraten werden sollen. Der älteste Spieler darf als Erster raten, d.h. er hält sich entweder am Tisch die Augen zu oder vertreibt sich die Zeit mit Speisen und Getränke holen oder ähnlich sinnvollen Beschäftigungen, während die anderen die Tafeln verteilen und eine Karte vom zuvor in der Tischmitte bereit gelegten Kartenstapel ziehen und nun versuchen, in der durch die Sanduhr vorgegebenen Zeit den angegebenen Begriff zeichnerisch darzustellen. Ist die Zeit um, werden alle Tafeln gemischt und vor den Rater gelegt. Dieser darf nun die Augen wieder öffnen und muss als erstes den dargestellten Begriff raten. Dazu hat er 3 Versuche. Errät er den Begriff auf Anhieb, erhält er zwei kleine Chips, benötigt er zwei oder drei Versuche bekommt er nur einen Chip. Für den Fall, dass er den Begriff nicht errät, gibt es natürlich auch keinen Chip. Nun darf der Rater nach selbst gewählten Kriterien (Genauigkeit, Originalität, Ausdrucksstärke) die beste Zeichnung aussuchen. Bevor der Zeichner des prämierten Bildes seine beiden Chips erhält, müssen alle Zeichnungen ihren vermeintlichen „Künstlern“ zugeordnet werden. Für jede richtige Zuordnung erhält der Rater einen kleinen Chip. Für jede falsche Zuordnung erhält derjenige einen kleinen Chip, dessen Zeichnung nicht ihm, sondern einem anderen Mitspieler zugeordnet wurde. Wenn die Anzahl der vereinbarten Karten gespielt wurde, endet das Spiel. Der Spieler mit dem höchsten Punktestand gewinnt. Während des Spiels können fünf kleine Chips durch einen großen ersetzt werden.

Fazit:
Graffiti ist ein lustiges und unterhaltsames Familien- und Party-Spiel, das man eigentlich immer weiter spielen möchte. Da immer alle gleichzeitig spielen, kommt keine Langeweile auf. Selbst der Rater kann die Wartezeit sinnvoll nutzen, z.B. wie oben beschrieben oder indem er einfach lauscht, was den Malern versehentlich an Kommentaren herausrutscht. Daraus lassen sich bei der späteren Zuordnung der Bilder gute Rückschlüsse ziehen. Es hat sich bei unserer Spielrunde nämlich herausgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, unter Zeitdruck stillschweigend Begriffe wie z.B. Leihmutter, Eifersucht, Viagra oder Überstunden zu zeichnen. Gerade bei den jüngeren Mitspielern kam es öfter zu Ausrufen wie: „Was ist das denn? Wie soll ich das denn malen? Meins sieht voll blöd aus! Jetzt habe ich da auch noch so einen Knubbel in die Mitte gemalt!“ (sehr verräterisch!) Aber auch als erwachsener Graffiti-Neuling muss man aufpassen, dass man z.B. bei der Prämierung für das beste Bild nicht schon die Spielchips über den Tisch schiebt, obwohl die Zuordnung noch nicht stattgefunden hat. Je nach Anzahl der Mitspieler erfordert es auch ein bisschen Konzentration, bei der Chipvergabe nichts und niemanden zu vergessen. Taktische Raffinesse ist bei diesem Spiel ebenfalls gefragt. Merkt man z.B. im Vergleich mit den anderen Mitspielern, dass sich ein Malstil von den anderen abhebt, kann man versuchen, diesen zu kopieren oder aber den eigenen weniger markant auszuführen. Auch ein „Pokerface“ bei der Zuordnung kann nicht schaden. Bei der Beurteilung des Spielmaterials würde ich die Qualität von Karten, Holzchips und Sanduhr als solide bewerten. Wie es mit der Langlebigkeit der Zeichentafeln aussieht, lässt sich wohl erst nach häufigerem Gebrauch beurteilen. Negative Erfahrungen mit Tafeln dieser Art hat wohl jeder irgendwann schon mal gemacht. Sollten sich diesbezüglich Materialschwächen ergeben, tut das dem Spiel jedoch keinen Abbruch, da die Tafeln ja auch durch Stift und Papier ersetzt werden können. Einmal abgesehen von diesem persönlichen Vorbehalt, ist Graffiti ein absolut empfehlenswertes Spiel, bei dem der Spaß garantiert ist. Wem die Begriffe auf der Karte nicht ausreichen, kann selber eigene erfinden. Etwas abgewandelt kann man Graffiti auch zu zweit spielen, indem einfach nur abwechselnd geraten wird, was der andere gemalt hat. Im dem Fall kann man das ansonsten angemessene Mindestalter von 12 Jahren eventuell noch etwas nach unten verschieben, besonders bei selbst gewählten Begriffen.

Graffiti – Einer rät, alle haben Spaß!