Tim und Struppi sind 75 geworden

Für das belgische Weltkulturerbe mit kecker Stirnlocke wurde sogar eine 10 Euro Gedenkmünze aufgelegt
Brandora Redaktion - Januar 2004
 

Er zieht seine Golfhosen nie aus, die keck nach oben ragende Haartolle könnte das Vorbild für die Jungen von heute sein. Mit seinem schneeweißen Foxterrier zog der junge Reporter am 10. Januar 1929 in das kommunistische Russland, um sein erstes Abenteuer zu bestehen. Die Rede ist von Tim (Tintin) und seinem ständigen Begleiter Struppi (Milou). Die unsterblichen Comic-Figuren des belgischen Zeichners Hergé (Georges Remi) erschienen zunächst in der Kinderbeilage der belgischen Tageszeitung "Le Vingtième Siècle" (Das Zwanzigste Jahrhundert). Mit nur zwei Bildchen pro Woche musste Hergé die Freunde von Tintin und Milou - so heißen Reporter und Hund auf Französisch - zunächst unterhalten. 1930 kam die Geschichte dann als Comicband heraus. Insgesamt sollten 23 weitere Bände folgen, der letzte, unvollendete wurde 1986 veröffentlicht, drei Jahre nach Hergés Tod.

In 23 Sprachen wurden die Abenteuer von Tim und Struppi mehr als 200 Millionen mal verkauft. Nach und nach gesellten sich den mutigen und trickreichen Protagonisten einzigartige Freunde hinzu: Professor Bienlein (Tournesol) und die zum Verwechseln ähnlichen Schulze und Schultze (Dupont und Dupond) wurden ergänzt durch Kapitän Haddock, Tims väterlicher Freund. Der cholerische Seebär beschäftigte mit seinen unglaublichen Schimpfwörtern wie z.Bsp. "Gurke" (cornichon) oder "Abart eines Logarithmus" die Übersetzer weltweit. Gemeinsam jagten sie Verbrechern auf fast allen Kontinenten hinterher und sogar auf dem Mond wurden Gesetzesbrecher besiegt. Werte wie Freundschaft, Loyalität, Großzügigkeit, Mut und Intelligenz verkörpern den weltweiten Erfolg des jungen Detektivs mit Reporterqualitäten.

Georges Remi - sein Kürzel R.G. wird auf französisch Hergé ausgesprochen - wurde 1907 in Brüssel geboren, er starb 1983 an Leukämie. Seither müssen Tim und Struppi von ihren Erinnerungen zehren, denn neue Abenteuer gibt es nicht, so hat es der Zeichner testamentarisch verfügt. Ab den 30er-Jahren, insbesondere aber nach dem Zweiten Weltkrieg, hat er mit seinem einfachen, aber unverwechselbaren Stil - klare Linien und bunte Farben, fast ohne Schattierung - Generationen von Comiczeichnern maßgeblich inspiriert. Sein Riesenwerk wird heute von seiner zweiten Frau Fanny Rodwell über die Stiftung Fondation Hergé vermarktet. Immer noch werden weltweit jedes Jahr mehr als drei Millionen Tim und Struppi-Alben verkauft. Mit unzähligen Geschenkartikeln, T-Shirts, Kaffeetassen, Uhren, Handtücher, Schlüsselanhänger - alles ist mit Motiven aus Tintins Abenteuern zu haben - wird der Riesenerfolg fortgeführt.

Verfilmung durch Steven Spielberg?

Von den Abenteuern des trickreichen Gespanns gibt es bereits zahlreiche Zeichentrick-Verfilmungen und jede Menge Hörspiele. Hollywoods erfolgreichster Regisseur, Steven Spielberg plant wohl schon seit längerem, "Tim und Struppi" mit seiner Produktionsfirma DreamWorks zu verfilmen. Die Rechte hat er sich längst gesichert. Es soll bereits ernsthafte Pläne für ein größeres Filmprojekt geben, drei Filme sollen aus sechs Vorlagen entstehen. Welche Schauspieler Steven Spielberg für die Hauptrollen verpflichten würde, ist noch nicht klar. Es bleibt also abzuwarten, wer den gerissenen Redakteur Tim, den brummbärigen Kapitän Haddock und den zerstreuten Professor Bienlein spielen wird.

Euro Geburtstagsmünze für Tim und Struppi

Zu ihrem 75. Geburtstag wurden die Comic-Helden Tim und Struppi mit einer eigenen Euro-Münze geehrt. Die Silbermünze, die auf der einen Seite Tim und seinen ständigen Begleiter Struppi, auf der anderen Seite die Landkarte Europas zeigt, kam in Belgien rechtzeitig zum Jubiläum heraus. Stolz auf den Sohn des Landes und dessen Schöpfer Hergé zeigte sich Finanzminister Didier Reynders, als die erste der 10-Euro-Münzen aus der Presse rollte: "Es ist wichtig, Tim und Hergé nicht nur in Belgien, sondern in der ganzen Welt zu feiern", sagte er. Die Nachfrage nach den 50.000 Münzen, die als Sammlerstück für je 31 Euro verkauft werden, soll ausgesprochen hoch sein, gab die Königliche Belgische Prägeanstalt bekannt. Ab Februar werden die Münzen übers Internet vertrieben oder können per Post bestellt werden. Sie gehören zu einer Serie von Sonderprägungen, auf denen bislang schon europäische Monarchen, der Papst und Mozart abgebildet wurden. Womit deutlich wird, dass Tim von seinen belgischen Münz-Paten als europäisches Weltkulturerbe betrachtet wird.