Er zieht seine Golfhosen nie aus, die keck nach oben
ragende Haartolle könnte das Vorbild für die Jungen von heute sein. Mit seinem
schneeweißen Foxterrier zog der junge Reporter am 10. Januar 1929 in das
kommunistische Russland, um sein erstes Abenteuer zu bestehen. Die Rede ist von
Tim (Tintin) und seinem ständigen Begleiter Struppi (Milou). Die unsterblichen
Comic-Figuren des belgischen Zeichners Hergé (Georges Remi) erschienen
zunächst in der Kinderbeilage der belgischen Tageszeitung "Le Vingtième Siècle"
(Das Zwanzigste Jahrhundert). Mit nur zwei Bildchen pro Woche musste Hergé die
Freunde von Tintin und Milou
- so heißen Reporter und Hund auf Französisch - zunächst unterhalten. 1930 kam
die Geschichte dann als Comicband heraus. Insgesamt sollten 23 weitere Bände
folgen, der letzte, unvollendete wurde 1986 veröffentlicht, drei Jahre nach
Hergés Tod.
In 23 Sprachen wurden die Abenteuer von
Tim und Struppi mehr als 200 Millionen mal verkauft. Nach und
nach gesellten sich den mutigen und trickreichen Protagonisten einzigartige
Freunde hinzu: Professor Bienlein (Tournesol) und die zum Verwechseln ähnlichen
Schulze und Schultze (Dupont und Dupond) wurden ergänzt durch Kapitän Haddock,
Tims väterlicher Freund. Der cholerische Seebär beschäftigte mit seinen
unglaublichen Schimpfwörtern wie z.Bsp. "Gurke" (cornichon) oder "Abart eines
Logarithmus" die Übersetzer weltweit. Gemeinsam jagten sie Verbrechern auf fast
allen Kontinenten hinterher und sogar auf dem Mond wurden Gesetzesbrecher
besiegt. Werte wie Freundschaft, Loyalität, Großzügigkeit, Mut und Intelligenz
verkörpern den weltweiten Erfolg des jungen Detektivs mit Reporterqualitäten.
Georges Remi - sein Kürzel R.G. wird auf französisch Hergé
ausgesprochen - wurde 1907 in Brüssel geboren, er starb 1983 an Leukämie.
Seither müssen Tim und Struppi von ihren Erinnerungen zehren, denn neue
Abenteuer gibt es nicht, so hat es der Zeichner testamentarisch verfügt. Ab den
30er-Jahren, insbesondere aber nach dem Zweiten Weltkrieg, hat er mit seinem
einfachen, aber unverwechselbaren Stil - klare Linien und bunte Farben, fast
ohne Schattierung - Generationen von Comiczeichnern maßgeblich inspiriert. Sein
Riesenwerk wird heute von seiner zweiten Frau Fanny Rodwell über die
Stiftung Fondation
Hergé vermarktet. Immer noch werden weltweit jedes Jahr mehr
als drei Millionen Tim und
Struppi-Alben verkauft. Mit unzähligen Geschenkartikeln,
T-Shirts, Kaffeetassen, Uhren, Handtücher, Schlüsselanhänger - alles ist mit
Motiven aus Tintins Abenteuern zu haben - wird der Riesenerfolg fortgeführt.
Verfilmung durch Steven Spielberg?
Von den Abenteuern des trickreichen Gespanns gibt es bereits zahlreiche
Zeichentrick-Verfilmungen und jede Menge Hörspiele. Hollywoods erfolgreichster
Regisseur, Steven Spielberg plant wohl schon seit längerem,
"Tim und Struppi" mit seiner Produktionsfirma DreamWorks zu
verfilmen. Die Rechte hat er sich längst gesichert. Es soll bereits ernsthafte
Pläne für ein größeres Filmprojekt geben, drei Filme sollen aus sechs Vorlagen
entstehen. Welche Schauspieler Steven Spielberg für die Hauptrollen
verpflichten würde, ist noch nicht klar. Es bleibt also abzuwarten, wer den
gerissenen Redakteur Tim, den brummbärigen Kapitän Haddock und den zerstreuten
Professor Bienlein spielen wird.
Euro Geburtstagsmünze für Tim und Struppi
Zu ihrem 75. Geburtstag wurden die Comic-Helden
Tim und Struppi mit einer eigenen Euro-Münze geehrt. Die
Silbermünze, die auf der einen Seite Tim und seinen ständigen Begleiter
Struppi, auf der anderen Seite die Landkarte Europas zeigt, kam in Belgien
rechtzeitig zum Jubiläum heraus. Stolz auf den Sohn des Landes und dessen
Schöpfer Hergé zeigte sich Finanzminister Didier Reynders, als die erste
der 10-Euro-Münzen aus der Presse rollte: "Es ist wichtig, Tim und Hergé nicht
nur in Belgien, sondern in der ganzen Welt zu feiern", sagte er. Die
Nachfrage nach den 50.000 Münzen, die als Sammlerstück für je 31 Euro verkauft
werden, soll ausgesprochen hoch sein, gab die Königliche Belgische Prägeanstalt
bekannt. Ab Februar werden die Münzen übers Internet vertrieben oder können per
Post bestellt werden. Sie gehören zu einer Serie von Sonderprägungen, auf denen
bislang schon europäische Monarchen, der Papst und Mozart abgebildet wurden.
Womit deutlich wird, dass Tim von seinen belgischen Münz-Paten als europäisches
Weltkulturerbe betrachtet wird.
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