BRANDORA-Rezension zu "ego" von huch and friends

BRANDORA Redaktion (Sandra Schlösser) - 2.Dezember 2008

 
ego – Das Spiel mit Anleitung zur Selbstanalyse

Hast du Probleme damit, zum Zahnarzt zu gehen?
● Nein.
●● Das macht mir nicht viel aus.
●●● Ich habe etwas Angst davor.

Egal, wie die Antwort ausfällt, bei allen 432 Fragen in diesem Kennenlern-Spiel von huch and friends wird auf den Zahn gefühlt. Dabei gilt es, abwechselnd sich und die Mitspieler einzuschätzen und es ist nicht unbedingt immer einfacher, das eigene Ego zu beurteilen, denn unter Umständen ist man eher in der Lage zu sagen, was der Mitspieler auf die Frage „Welches legendäre Album magst du am liebsten? – The River von Bruce Springsteen, Thriller von Michael Jackson oder The Wall von Pink Floyd“ antworten wird, als zu entscheiden was man selber für die schlimmste Todesangst hält: lebendig begraben zu werden, mit dem Flugzeug abzustürzen oder von Haien angegriffen zu werden.

Spielmaterial
432 Fragen
1 Kartenbox
18 Antwortsteine
120 ego-chips
1 ego-Tableau

 

Spielablauf
Zu Beginn des Spiels wird die Kartenbox für alle gut erreichbar bereitgestellt. Das ego-Tableau kommt in die Tischmitte. Jeder erhält drei schwarze Antwortsteine mit den Werten ●, ●●, ●●● sowie 10 ego-Chips. Pro Mitspieler werden außerdem 10 ego-Chips als Vorrat auf das ego-Tableau gelegt. Der älteste Spieler beginnt das Spiel und nimmt eine Karte aus der Box. Nun liest er die Frage samt den dazugehörigen Antwortmöglichkeiten laut vor. Nachdem er sich stillschweigend für die passendste Variante entschieden hat, legt er verdeckt den entsprechenden Antwortstein vor sich ab. Nun müssen die Mitspieler ihre Einschätzung abgeben. Sie wählen ebenfalls einen Antwortstein mit der Anzahl roter Punkte, von dem sie glauben, dass er mit der Wahl des Fragestellers übereinstimmt und legen diesen verdeckt ab. Hinzugefügt wird jedoch ein Einsatz, der je nach Überzeugung 1-2 ego-Chips aus dem jeweils eigenen Vorrat beträgt. Haben alle Mitspieler ihren Einsatz gemacht, wird ausgewertet, indem die Antwortsteine aufgedeckt werden. Wer falsch getippt hat, verliert seinen Einsatz. Die eingesetzten ego-Chips werden auf das ego-Tableau gelegt. Alle, die eine richtige Einschätzung abgegeben haben, bekommen die eingesetzten ego-Chips aus dem Vorrat verdoppelt. Der Fragende selber erhält für jeden Mitspieler, der ihn richtig eingeschätzt hat, einen ego-Chip aus dem Vorrat. So geht es reihum bis sich keine ego-Chips mehr auf dem Tableau befinden. Der Mitspieler mit den meisten Chips gewinnt das Spiel.

Fazit
Das Spielmaterial von ego ist wie bei huch and friends üblich von guter, solider Qualität. Die Verpackung ist ansprechend, wenn auch im Verhältnis zum Volumen des Spielmaterials etwas zu überdimensioniert, gestaltet. Vielleicht soll damit aber auch ein großes Ego symbolisiert werden. Rein verpackungstechnisch gesehen, würde der Inhalt auch in eine kleinere Schachtel passen.
Die Fragen decken die unterschiedlichsten Gebiete wie z.B. Vorlieben, Wissen, Einschätzungen, Bekenntnisse und Meinungen ab und sind von der Thematik gut gewählt, auch wenn sich manche ein wenig ähneln. Bei den vorgegebenen Antworten ist es z.T. etwas schwierig, sich zu entscheiden, da es vorkommen kann, dass keine so richtig passt. Dann muss man nach dem Motto vorgehen „Was trifft am ehesten zu?“
Obwohl das Spieleralter mit 12-99 angegeben ist, eignet sich das Spiel meiner Meinung nach eher für ältere Jugendliche und Erwachsene, denn ein 12- oder 13-Jähriger ist mit Fragen wie „Welche politische Einstellung ist auch deine? Liberalismus, Sozialismus oder Konservatismus“ doch leicht überfordert. Beim Spielen kann in solchen Fällen natürlich immer noch auf die Kartenrückseite oder eine ganz neue Karte ausgewichen werden.
Insgesamt kann man jedoch sagen, dass die Auswahl der Fragen und auch der Antworten originell, oft lustig, teils spannend, manchmal schlüpfrig, für den ein oder anderen lehrreich und auf jeden Fall unterhaltsam ist.
Je nach Ego wird vielleicht ein mancher dazu geneigt sein, nicht ganz so konkret gestellte Fragen von allen Seiten zu beleuchten, was für den Spielablauf selber nicht unbedingt förderlich ist, aber zu aufschlussreichen Gesprächen nach dem Spiel führen kann. Außerdem geben viele Karten Denkanstöße sich mit den angesprochenen Themen noch einmal in Ruhe auseinander zu setzen und sich die Frage zu stellen „War meine Antwort vorhin tatsächlich ehrlich?“ oder „Würde ich wirklich so reagieren?“ Auch ist es interessant bis dato vielleicht unbekannte Personen besser kennen zu lernen und auch sich von vertrauten Personen durch nicht erwartete Antworten verblüffen zu lassen.
Die Frage, die sich bei Spielen dieser Art natürlich immer stellt, ist die nach dem Wiederholungseffekt. Ich schätze jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass man sich selbst bei häufigem Spielen dauernd die gleichen Fragen stellt, als recht gering ein. Und auch in diesem Fall kann man sich einfach der Kartenrückseite bedienen. Kreative Köpfe entwerfen vielleicht auch eigene Fragen und Antworten…
Trotz ein paar kleiner Minuspünktchen (aber wer ist schon perfekt?) kann ich jedoch sagen, dass ego ganz meinem Spieler-Ich entspricht und in unterschiedlichen Spielrunden immer viel Spaß gemacht hat.