Größter chinesischer Modellbahn-Zulieferer produziert nicht mehr für einen Großteil seiner europäischen Kunden

BRANDORA Redaktion - Juni 2010

 
Betroffen sind neben Märklin mit Trix, BRAWA, Brekina, Hornby auch eine Vielzahl weiterer europäischer Hersteller.

Das auf den Cayman Islands beheimatete und von Hong Kong aus operierende Unternehmen Sanda Kan hat überraschend die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von europäischen Kunden beendet. Das zum weltweit größten Spielwarenhersteller Kader Industrial Co. Ltd gehörende Unternehmen, hat sich auf die Produktion von hochwertigen Modelleisenbahn und Slot-Car-Produkten spezialisiert. Nach einer Meldung der unabhängigen Presseagentur FERPRESS und einem Online-Bericht des amerikanischen Magazins Model Railroad News, hat Sanda Kan einem Großteil seiner Kunden ein Schreiben zugestellt, indem das Unternehmen erklärte, zukünftig keine weiteren Aufträge annehmen zu können. Bestätigte Aufträge sollen aber noch ausgeführt werden. Als Grund wird eine Konzentration auf Großkunden wie Lionel und Atlas angegeben. Es kursieren Gerüchte, dass von 80 Modellbahn-Kunden bis zu 60 Firmen betroffen sind.

Sanda Kan Industrial Hong Kong Ltd. produziert oder produzierte u.a. für Atlas, BRAWA, Electrotren, Hornby, Intermountain, Jouef, Life-Like, Lionel, Lima/Rivarossi, Märklin und zeitweilig Roco. Im November 2008 war Sanda Kan selbst in finanzielle Probleme geraten und vom größten Mitbewerber Kader Holdings für 8,5 Millionen US-Dollar gekauft worden. Kader, denen Bachmann Europe gehört, produziert auch für Aristocraft, DPM, Graham Farish, Lilliput, Tenshodo und Woodland. Sanda Kan war in der letzten Dekade in amerikanischem Besitz, wurde für 40 Millionen US-Dollar verkauft um kurz danach für 100 Millionen US-Dollar weiterverkauft zu werden. Der letzte Verkauf erfolgte dann für einen Spottpreis. Kader ist registriert auf den Bermudas und tätigt seine Geschäfte von Hong Kong aus.

Im Jahr 2009 hat Kader International einen Umsatz von umgerechnet 195 Millionen US-Dollar erwirtschaftet und einen Vorsteuergewinn von etwa 3 Millionen US-Dollar gemacht. Der größte Umsatzanteil kam mit etwa 108 Millionen US-Dollar aus der Modelleisenbahn. Da es sich hier um Erzeugerpreise handelt, kann man davon ausgehen, dass dies einen Großteil des Gesamtmarktes ausmacht.

Natürlich könnte darin ein Versuch zu sehen sein, höhere Preise zu erzielen. FERPRESS führt hingegen das Gerücht an, dass die Kader-Gruppe das Ziel verfolgt, die europäische Produktion der in Salzburg beheimateten Modelleisenbahn Holding mit deren Marken Roco und Fleischmann zu übernehmen und anschließend ins preisgünstigere China zu verlagern. Dafür müsste Sanda Kan Kapazitäten an anderer Stelle freimachen, denn mit der Produktion für den neuen Kunden, der Herstellung für die eigenen Marken und der fortgesetzten Zusammenarbeit mit den amerikanischen Firmen Lionel und Atlas wäre die Produktion von Sanda Kan voll ausgelastet.

Was auch immer der Grund von Sanda Kan ist, die krisengeschüttelte Modellbahnbranche in Deutschland erhält damit einen neuen Schlag. Die Lieferanten müssen nun eiligst neue Produzenten suchen, in andere Länder wie zum Beispiel Vietnam ausweichen oder die Fertigung wieder nach Deutschland holen. Sicherlich wird es schwierig sein, den Qualitätsstandard und die Preise zu erhalten. Überlebenswichtig ist wohl auch die Sicherstellung der teuren Formen, die in China lagern.