Modell-Eisenbahn-Hersteller Märklin zieht positive Halbjahresbilanz

BRANDORA Redaktion - 23. Juli 2010

 
Insolvenzverfahren der Gebr. Märklin & Cie. GmbH

Das Göppinger Traditionsunternehmen Märklin zieht eine positive Bilanz für das erste Halbjahr 2010. Auftragseingang und Umsatz bewegten sich trotz Fußball-WM und hochsommerlicher Hitze in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, der Insolvenzverwalter Pluta freut sich über eine deutliche Verbesserung auf der Ergebnisseite. Während zum 30.06.2009 noch ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von minus 1,5 Mio. EUR in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden musste, wird jetzt, nur ein Jahr später, ein dickes Plus von 1,8 Mio. EUR ausgewiesen. Dieser Wert liegt auch deutlich über den Planzielen für diesen Zeitraum, da gingen die vorsichtigen Märklin-Planer noch von einem leicht negativen Ergebnis aus. Dabei sind die ersten Monate eines jeden Jahres erfahrungsgemäß die umsatzschwachen, für den Modelleisanbahn-Hersteller kommen die ertrags- und umsatzstarken Monate üblicherweise im Herbst, und sie erstrecken sich dann bis zum Jahresende. Die dem Unternehmen vom Insolvenzverwalter verordnete Rosskur wirkt ganz offensichtlich nachhaltig.

Märklin geriet letztmalig im Monat Mai in die Schlagzeilen der Presse, weil die Firma Sanda Kan, einer der langjährigen chinesischen Partner die Zusammenarbeit mit den Schwaben aufgekündigt hatte. Die von Sanda Kan bezogenen Waren stehen aber nur für etwa 6 bis 7 Prozent des Märklin-Umsatzes, so dass dieser Schritt für das Unternehmen keine größeren Probleme mit sich bringt, zumal er für Märklin nicht unerwartet kam und natürlich alle laufenden Bestellungen vertragsgemäß abgewickelt werden. Das Märklin-Management war ohnehin seit Monaten mit Plänen zu einer verstärkten Rückverlagerung von Produkten aus China in die eigenen Werke Göppingen und Györ/Ungarn beschäftigt. Außerdem steht eine Reihe von anderen, auf dem Sektor Modell-Eisenbahn erfahrenen chinesischen Firmen als neue Partner zur Verfügung. „Das Management von Sanda Kan und Kader, der Obergesellschaft, hat uns versichert, dass es auf allen Gebieten der Beendigung der Geschäftsbeziehungen eine faire und professionelle Abwicklung geben wird. Wir haben auf Grund unserer langjährigen Partnerschaft auch nichts anderes erwartet“, so der trotzdem sichtlich erleichtert wirkende Insolvenzverwalter Michael Pluta.

Aktuell beschäftigt das Unternehmen jeweils 500, insgesamt also 1000 Mitarbeiter, an seinen beiden europäischen Standorten. In Györ laufen derzeit Planungen für eine größere Erweiterung der Fertigung, nachdem sich die Möglichkeit ergibt, dort ein angrenzendes größeres Grundstück zu erwerben.

Seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 31.03.2009 arbeitet Märklin stabil mit positiven Ergebnissen und finanziert sich komplett aus den selbst erwirtschafteten Mitteln. Dem entsprechend entspannt ist auch das Verhältnis zu dem für das Unternehmen zuständigen Gläubigerausschuss, mit dem in den nächsten Wochen Möglichkeiten zu einer Beendigung des Insolvenzverfahrens auch ohne Investor diskutiert werden sollen. Insolvenzverwalter Pluta zu diesem Thema: „Die Zeit für diese Verhandlungen ist reif, und ich denke, dass wir seitens des Unternehmens optimale Rahmenbedingungen dafür geschaffen haben. Ich bin mir sicher, dass wir mit den Gläubigern Lösungen finden werden, die für alle Beteiligten gut sind, und die für das Unternehmen Märklin und seine Mitarbeiter eine Basis für eine stabile Zukunft bilden. Für Gespräche mit geeigneten Investoren gibt es keinen Zeitdruck.“