BRANDORA-Rezension zu Mord im Arosa vom Zoch Verlag

BRANDORA Redaktion (Sandra Schlösser) - November 2010

 
Mord im Arosa – Der „Hör-Krimi“ für Spürohren

Essen ist nicht nur Kulturhauptstadt 2010; in der Stadt, in der alljährlich die Internationalen Spieltage, die weltweit größte Publikumsmesse für Spiele, stattfinden, gibt es ein Hotel, dem eines der diesjährig vorgestellten Spiele gewidmet ist: das Hotel Arosa. Die Mitarbeiter des Zoch Verlages haben viele Male in diesem Hotel gewohnt und wollen sich nun auf diese Weise für die Gastfreundschaft bedanken. Leichen haben sie dort selbstverständlich nicht hinterlassen. Lediglich in der Fantasie des Spielautors Alessandro Zucchini ist es nun passiert, im Arosa sind zwei Morde geschehen! Gesehen hat niemand etwas, dafür gab es umso mehr zu hören: einen Knall, einen Schrei, hastige Schritte. Jeder ist potentiell verdächtig, doch wer hat besonders auffällige Spuren in Tatortnähe hinterlassen und wem gelingt es, seine eigenen Spuren zu verwischen?

Spielinhalt:
1 Hotel bestehend aus 8 Einzelteilen
2 Opfer (rot)
120 Spuren in 6 Farben
1 Ermittlungsbogen

Spielablauf:
Vor Spielbeginn werden die acht Hotelteile so aufeinander gesteckt, dass ein Gebäude mit nach oben offenem Schacht entsteht. Der Ermittlungsbogen wird daneben gelegt. Jeder Spieler erhält 20 Spuren einer Farbe, die er als Vorrat vor sich ablegt. Wer zuletzt ein Messer in der Hand hatte, darf die beiden Opfersteine in den Hotelschacht werfen, danach lassen die Spieler je zwei ihrer Spuren nacheinander in den Schacht fallen. Hier gilt es schon genau hinzuhören, um erfolgreich zu ermitteln, denn nun beginnt der 1. Akt, in dem erst einmal die beiden Opfer gefunden werden müssen. Wer zuletzt in einem Hotel war, fängt an. Danach wird im Uhrzeigersinn weitergespielt. Wer an der Reihe ist, darf ermitteln indem er die Etage anhebt, auf der er ein Opfer vermutet. Findet der Ermittler kein Opfer aber Spuren, entnimmt er diese, setzt die Gebäudeteile wieder auf und wirft alle entnommenen Spuren einzeln wieder in den Schacht. Da er schlampig ermittelt hat, muss er nun zusätzlich eine eigene Spur aus seinem Vorrat in den Schacht werfen. Findet er jedoch ein Opfer, legt der Ermittler dieses auf das entsprechende Feld des Ermittlungsbogens. Es kann auch passieren, dass beide Opfer auf der gleichen Etage liegen, dann gibt es nur einen Tatort. Befinden sich am Tatort auch noch Spuren von Mitspielern, wird dies sofort im Ermittlungsbogen vermerkt, das heißt jeder ertappte Spieler muss für jede gefundene Spur am Tatort eine Spur aus seinem Vorrat auf die entsprechende Etage des Ermittlungsbogens legen. Eigene Spuren übersieht der Ermittler natürlich geflissentlich. Alle auf der untersuchten Etage gefundenen Spuren werden nun entnommen, das Hotel wieder verschlossen und die Spuren nacheinander einzeln erneut in den Schacht geworfen.
Wenn beide Opfer gefunden wurden, beginnt der 2. Akt. Nun geht es darum, sich gegenseitig zu verdächtigen und eigene Spuren zu verwischen. Wieder ist jeder reihum der Ermittler und wählt eine der beiden Aktionen aus und gibt dies immer laut vor der Ausführung bekannt. Verdächtigt der Ermittler einen oder mehrere Mitspieler, muss er deren Namen nennen. Jetzt öffnet er eine Etage, auf der er Spuren vermutet. Findet der Ermittler dort Spuren der Verdächtigten, müssen diese für jede eigene Spur auf der geöffneten Etage je einen Spielstein aus ihrem Vorrat auf die entsprechende Etage des Ermittlungsbogens legen. Anschließend nimmt der Ermittler alle Spuren, auch die der Nicht-Verdächtigten, aus der Hoteletage, setzt das Hotel wieder zusammen und wirft die Spuren einzeln nacheinander in den Schacht. Hat der Ermittler jedoch nachlässig gearbeitet und findet keine Spuren des verdächtigten Spielers auf der geöffneten Etage, muss er für jeden zu Unrecht Verdächtigten eine zusätzliche eigene Spur aus seinem Vorrat in den Schacht werfen.
Da die Rolle des Ermittlers reihum wechselt kann es für jeden brenzlig werden und es erforderlich machen, seine Spuren zu verwischen. Dies macht jedoch nur Sinn, wenn bereits eigene Spuren auf dem Ermittlungsbogen liegen. Sollte das der Fall sein, wählt der Ermittler eine Etage des Hotels von der er glaubt, dass er dort eigene Spuren hinterlassen hat und öffnet diese. Dann zählt er die vorgefundenen eigenen Spuren und entfernt maximal so viele eigene Spuren von der entsprechenden Etage des Ermittlungsbogens und legt sie zu seinem Vorrat zurück. Jetzt nimmt er, wie gewohnt, alle Spuren von der Etage, schließt das Hotel wieder und wirft alle entnommenen Spuren einzeln in den Schacht.
Hat er aber mal wieder schlampig gearbeitet, muss er einen Spielstein aus seinem Vorrat in den Hotelschacht werfen. Ein Sonderfall bei der Ermittlung liegt im Erdgeschoss vor. Soll dort ermittelt werden, muss mindestens eine eigene Spur vorfinden. Ist dies der Fall, wird das Erdgeschoss wie alle anderen Etagen behandelt. Wenn der Ermittler jedoch keine eigenen Spuren finden, passiert folgendes: Es werden keine Spuren von Verdächtigten auf den Ermittlungsbogen gelegt. Dafür wirft jedoch der Ermittler für jeden verdächtigten Spieler eine eigene Spur aus seinem Vorrat in den Schacht. Alle im Erdgeschoss gefundenen Spuren wirft er wie immer erneut in den Schacht.
Das Spiel ist beendet sobald 10 Spuren eines Spielers auf dem Ermittlungsbogen liegen oder ein Spieler keine Spuren mehr hat. Dann werden Täter und Sieger anhand der Spuren auf dem Ermittlungsbogen „errechnet“. Jede Spur an einem Tatort zählt 3 Verdachtspunkte, jede Spur benachbart zu einem Tatort zählt 2 Verdachtspunkte und jede sonstige Spur 1 Verdachtspunkt. Täter ist derjenige mit den meisten Verdachtspunkten und der Sieger ist folgerichtig der Spieler mit den wenigsten Verdachtspunkten. Wie im echten Leben kann es natürlich mehrere Täter und auch Sieger geben.

Fazit:
Das Besondere an Mord im Arosa ist, dass ein sonst beim Spielen selten angesprochener Sinn trainiert wird, nämlich das Hören. Um abschätzen zu können, auf welcher Etage des Hotels sich bestimmte Spuren befinden, muss man beim Hereinwerfen der Steine in den Schacht ganz genau hinhören. Am einfachsten lässt sich eine Spur im Erdgeschoss erkennen, da sich das Aufprallgeräusch durch den andersartigen Untergrund auch anders anhört. Außerdem wird natürlich auch das Gedächtnis gefordert, denn je größer die Anzahl der Mitspieler, desto schwieriger wird es auch, sich zu merken, wessen Spur (eventuell!) auf welcher Etage gelandet ist. Mord im Arosa kann auch nur zu zweit gespielt werden, spannender (und das soll ein Krimi-Spiel ja sein) ist es jedoch, mit mehreren Mitspielern. Das Spiel ist, genau wie seine Verpackung schon andeutet, ein kleines Spiel. Es ist schnell aufgebaut und bietet sich an für eine kleine Spielrunde zwischendurch. Die Spielregeln (DE/ FR/GB/IT) sind leicht verständlich und so kann man gleich mit viel Spaß losspielen. Die Verpackung ist stabil und handlich und trotz der geringen Größe lässt sich das achtstöckige Hotel samt restlichem Spielmaterial gut darin verstauen. Auch die Gestaltung des Kartons ist gut gelungen, geht es doch auf allen vier Außenseiten ganz schön spannend zu. Besonders gefallen hat mir jedoch die Imitation einer Tapete an den Innenseiten der Schachtel.
Ein kurzweiliges Spiel nicht nur für dunkle Winterabende!