Märklin verlässt zum Jahreswechsel die Insolvenz

BRANDORA Redaktion - 21. Dezember 2010

 
Gläubiger stimmen für Insolvenzplan

Das Göppinger Traditionsunternehmen Märklin wird wahrscheinlich nach fast zwei Jahren die Insolvenz verlassen können und zum Jahreswechsel einen neuen Anfang finden. Bei der Gläubigerversammlung am Unternehmenssitz stimmten fast alle Gläubiger dem Sanierungsplan des Insolvenzverwalters Michael Pluta zu. Einzig die Zustimmungen der Stadt Göppingen und der Finanzverwaltung stehen noch aus - es kann jedoch von einer Bestätigung ausgegangen werden.

"Der Insolvenzplan greift sofort, weil wir 33 Millionen Euro an die Gläubiger auszahlen", sagte Pluta in Göppingen, nachdem 99,8 Prozent der 1349 Gläubiger zugestimmt hatten. Die Mittel stammen aus den Erträgen der vergangenen zwei Jahre. Der Plan sieht vor, dass das Unternehmen etwa ein Drittel der 90 Millionen Euro Schulden begleicht, wobei die größten Gläubiger 45 Prozent und die kleineren 27 Prozent bekommen sollen.

Mit der Sofortausschüttung werden vor allem die Banken bedient. Die Kreissparkasse Göppingen, die BW-Bank und Goldman Sachs halten als Hauptgläubiger rund 61 der insgesamt 93 Millionen Euro Schuldsumme. Sie erhalten nun rund 27 Millionen Euro. Sie zählen zu den sogenannte besicherten Gläubiger, denn ihre Forderungen sind mit Vermögenswerten abgesichert. Die "unbesicherten" Gläubiger erhalten zunächst nur rund zehn Prozent ihres Geldes - rund 2,5 Millionen Euro. Für ihre restlichen Forderungen bekommen sie "Besserungsscheine", mit denen sie ein Anrecht auf einen Erlös aus einem späteren Verkauf geltend machen können. Weitere 3 Millionen Euro der Ausschüttung entfallen auf den Sozialplan für die rund 430 abgebauten Stellen.

Märklin stehe gut da, sagte der noch amtierende Geschäftsführer Kurt Seitzinger. Zwar werde man 2010 nicht ganz den angepeilten Umsatz von 115 Millionen Euro erreichen, dafür aber einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 9 Millionen Euro einfahren. Im Vorjahr lagen die Erlöse bei rund 111 Millionen Euro und Märklin erzielte einen Gewinn von etwa 12 Millionen Euro.

Gesellschafter bei Märklin werden beim Neustart am 1. Januar 2011 voraussichtlich die Gläubiger sein, allen voran die Kreissparkasse Göppingen und die Baden-Württembergische Bank. "Faktisch gehört Märklin jetzt den Gläubigern", sagte Pluta. Juristisch vertrete er als Treuhänder weiter deren Forderungen. Das Unternehmen soll nun aus eigener Kraft weiter gesunden. Der Insolvenzverwalter hatte knapp zwei Jahre vergeblich einen Käufer für Märklin gesucht. Die Angebote waren ihm aber alle zu niedrig. Der Verkauf des Modellbahn-Herstellers solle weiter vorangetrieben werden, jedoch "ohne jeglichen Verkaufsdruck".