„Das Interesse ist sehr groß an diesem Beruf“: Josephine Dransfeld über die Ausbildung zum Spielzeughersteller

Spielzeug hat in Sonneberg und Neustadt eine lange Tradition – und mit ihm auch das Handwerk des Spielzeugherstellers. Seit 2018 bildet die HEUNEC-Plüschspielwaren GmbH in Neustadt bei Coburg junge Menschen in diesem selten gewordenen Beruf aus. Im Gespräch berichtet Geschäftsführerin Josephine Dransfeld, wie es zu diesem Schritt kam, welche Herausforderungen die Ausbildung mit sich bringt und warum das Interesse an diesem kreativen Handwerk nach wie vor groß ist.
Seit 2018 bildet HEUNEC Spielzeughersteller:innen aus. Wie kam es dazu?
Eine Lehrerin von der SBBS in Sonneberg hatte uns kontaktiert, da sie eine Interessentin hatte für das Berufsbild des Spielzeugherstellers. Wir hatten bis dahin selbst nicht gewusst, dass es diesen Ausbildungsberuf gibt. Wir hatten uns mit unserer damaligen Produktionsleiterin zusammengesetzt und überlegt, ob wir das leisten können. Das Resultat war „Ja“ und so begann Hasiba Mohammadi als erste Frau in vielen Jahren diese Ausbildung.
Das Handwerk selbst ist keinesfalls ein „neues“ oder „exotisches“, sondern hat vielmehr eine lange Tradition…
Ja, das ist richtig. Die gesamte Spielwarenbranche, insbesondere das Puppenmachen und die Herstellung von Kuscheltieren, haben in Neustadt und Sonneberg ihre Ursprünge. Die Vorgängerin der weltberühmten Barbie kommt aus unserer kleinen Stadt.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer und der Staatlichen Berufsbildenden Schule Sonneberg? Gab es bürokratische Hürden?
Es kommt immer wieder mal zu Abstimmungsproblemen, weil unser Unternehmen in Bayern sitzt, die einzige Berufsschule jedoch in Thüringen ist. Ferienzeiten sind nicht identisch und bei der Abstimmung von praktischen Prüfungsterminen kann es mal länger dauern.
Würden Sie die Berufsausbildung einmal zusammenfassen? Wie verlaufen die drei Lehrjahre und welche Perspektiven haben die Berufsanfänger?
Die Azubis lernen in den drei Jahren alle Fertigkeiten, die notwendig sind für die Erstellung eines Spielzeugs. Das kann aus Textil, Holz, Kunststoff oder Metall sein. Dazu gehört Materialkunde, wie man Schnitte erstellt, wie man verschiedene Maschinen bedient (Nähmaschine, Bandmesser, Stopfmaschine u.v.m.), wie man eine Kalkulation macht und natürlich wie man pädagogisch wertvolles Spielzeug gestaltet. Und speziell bei uns dürfen die Azubis in Ideen und Design mit hinein schnuppern und mitgestalten.
Was muss man für den Beruf des Spielzeugherstellers mitbringen?
Zeichentalent, Affinität für eine Nähmaschine (in unserem Fall) und gute Auge-Hand-Koordination.
Wie ist es derzeit um das Interesse der Bewerber bestellt?
Wir bekommen jedes Jahr mehrere Bewerbungen. Das Interesse ist sehr groß an diesem Beruf. Es gibt nur leider sehr wenige Firmen, die diesen Beruf ausbilden können und wollen.
Neben dem Design ist ja offenbar auch die Produktion ein wesentlicher Bestandteil des Berufs. Ist dies auch ein Statement, dass Fertigung nicht zwangsläufig in Fernost stattfinden muss?
Die Produktion muss zwangsläufig in Fernost stattfinden, da die Mehrheit der Konsumenten nicht gewillt ist, die Preise zu zahlen, die Produkte mit dem Label „Made in Germany“ mit sich bringen. Ich persönlich hege große Zweifel, dass es in Europa jemals wieder Produktionshallen geben wird, so wie sie beispielsweise in China üblich sind. Automation ist in unserer Branche noch sehr weit weg. Ohne den Menschen, der an einer Nähmaschine sitzt, geht es einfach nicht. Aber wer weiß schon, wie’s kommen wird. Vielleicht kann die KI irgendwann mal nähen...