Interaktives Lernspielzeug: Die nächste Generation des Bildungssektors

25.4.2025
Spielwaren
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Lernspielzeug befand sich schon lange vor 2020 in einer Evolution. Interaktiver sollte alles werden und bitte auch moderne Technologie sinnbringend nutzen. Dennoch war die Pandemie auf diversen Ebenen eine historische Zäsur, nach der die Industrie auf neue Erwartungshaltungen reagieren musste. Welche Anforderungen muss Lernspielzeug anno 2025 erfüllen?

Klingt komisch, ist aber so: Der flächendeckende Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich bereits zum fünften Mal gejährt. Während sich ein Großteil der Menschheit mittlerweile (wieder) um andere globale Krisen sorgt – dazu später mehr – hat manch einer immer noch mit gesundheitlichen oder anderen Spätfolgen zu kämpfen oder fürchtet eine Neuauflage. Klar ist: Was im Frühjahr 2020 seinen Anfang nahm, hat viele gesellschaftliche Bereiche für immer verändert.

Dazu gehört auch der Anspruch, den Verbraucher an interaktives Lernspielzeug stellen. Eines der vielen Memes, die 2020 die Runde machten, zeigte eine berufstätige Mutter an einem Laptop. Neben ihr lagen drei gefesselte und geknebelte Jungen. Untertitelt war das Ganze mit: „Homeoffice mit Kindern ist richtig entspannend“. Die Frage, wie Kinder und Jugendliche zu betreuen sind, ihre Freizeit verbringen, aber auch welche pädagogischen Inhalte neben Schule, Tagesstätte und Elternhaus auf sie einwirken, gewann in dieser Zeit eine vorher ungekannte Intensität. Während die Sorgen für manche Eltern trotz der ins Land gezogenen Zeit noch sehr präsent sind, erblickte eine neue Generation der sogenannten „Corona-Babys“ die Welt unter völlig neuen Prämissen.

Lernspielzeug muss heutzutage also durchaus höhere Ansprüche erfüllen, als dies in früheren Generationen der Fall war. Zahlreiche Hersteller haben reagiert. So präsentierte Ravensburger etwa 2022 einen umfassenden Relaunch der Produktreihe tiptoi®, die darauf basiert, dass interaktive Inhalte in Büchern, Spielen und Puzzles mit einem batterie- oder akkubetriebenen Stift ausgewählt werden. Dank OID (Optical Identification) Technik erkennt dieser fast unsichtbar gedruckte Codes und gibt damit abgerufene, passende Audio-Inhalte wieder.

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Produkte müssen intuitiv bedienbar sein

Mit dem Neuauftritt wurde die Navigationsstruktur noch einmal vereinfacht. Die bis dahin verwendeten vorgeschalteten Erlebnisebenen wichen einer intuitiveren Lösung. So finden sich auch kleinere Kinder besser mit den Produkten zurecht und die Altersempfehlung wurde gesenkt. Mittlerweile gibt es auch tiptoi ®-Inhalte für Kinder ab 2 Jahren.

Die Inhalte sind auf verschiedene Altersgruppen zugeschnitten, wobei die Spanne mit zunehmendem Alter tendenziell größer wird. Bei Lerninhalten für Kleinkinder findet sich beispielsweise häufig die Altersempfehlung 2-3 Jahre. Bei den größeren kann sie hingegen von 6 bis 10 Jahren reichen. „Aber ganz wichtig: Das eigentliche System, also der Stift, muss für alle Altersklassen als Werkzeug funktionieren“, sagt Florian Mühlegg, der bei Ravensburger als Deputy International Product Manager für die Produktreihe tiptoi® tätig ist.

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In erzählte Welten abtauchen

„Uns war immer wichtig, dass die Elektronik einen echten Mehrwert bietet. Wir wollten keine Technik um der Technik willen, getreu dem Motto: ‚Weil wir es können‘. Stattdessen sollte die Technik das Produkt anreichern.“ So Mühlegg. Das tut sie in der Tat, denn die narrative Ebene kann durch das akustische Erzählen nicht nur deutlich mehr Inhalt transportieren als es mit geschriebenem Text möglich wäre.

„Die Immersion kann so auch viel weiter in den Vordergrund gerückt werden. So können wir zum Beispiel mit Musik, mit Sounds oder mit O-Tönen arbeiten“, erklärt Mühlegg. Insbesondere seit der Corona-Pandemie bestehe der Wunsch, von Lern-Spielwaren nicht nur klassisch beschult, sondern auch unterhalten zu werden. „Diesen Storytelling-Aspekt, das Abtauchen in andere Welten, können wir dank der Technologie viel weiter ausgestalten.“

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Frühkindliches Leseverhalten wird gefördert

Trotz oder grade wegen der kreativen Nutzung von Technik steht bei Lernspielzeug im Jahr 2025 auch der Mitmach-Faktor sehr im Fokus. Ob ein spannender Kriminalfall, den es gemeinsam mit einer Detektiv-Bande zu lösen gilt oder ein Yoga-Spiel, bei dem es um Bewegung, Entspannung und Achtsamkeit geht: Bei diesem modernen, interaktiven Spielzeug geht es nicht nur um Rezeption, sondern immer öfter auch um aktive Teilnahme.

„Interaktive Bücher fördern nicht zuletzt auch das frühkindliche Leseverhalten“, ergänzt Mühlegg. Ein Buch in der Hand zu halten, sich damit zu orientieren, zu verstehen, wo es anfängt und wo es aufhört – all das sind schon erste Schritte. Wie ist es dabei eigentlich um die Beteiligung der Eltern bestellt? „Das gemeinsame Lesen mit den Eltern bleibt natürlich der Idealzustand und kann und soll mit interaktivem Lernspielzeug auf keinen Fall ersetzt werden“, versichert Product Manager Mühlegg. „Dennoch geben Produkte wie die interaktiven tiptoi®- Bücher Kindern auch die Möglichkeit, sich mit der Lektüre zurückzuziehen, sich auszuklinken und Dinge auf eigene Faust zu entdecken“.

Pädagogische Funktion für neue und alte Probleme

Der pädagogische Aspekt steht heutzutage ebenfalls im Vordergrund. „Uns war und ist es immer wichtig, auch Werte und soziale Fähigkeiten zu vermitteln“, betont Ravensburger-Mann Mühlegg. Dafür sprechen auch die neusten Inhalte in der Pipeline, die sich unter anderem mit den Themen Streit und Vielfalt befassen. In diesem Zusammenhang kann auch die App „Weltretterbande“ genannt werden. Creata hat diese anlässlich einer Kooperation zwischen schleich und der Drogeriemarkt-Kette dm entwickelt. Hier werden Kinder spielerisch an diverse Aspekte des Umweltschutzes herangeführt.

Womit sich der Kreis zum Beginn des Beitrags schließt. Interaktives Lernspielzeug der Post-Pandemie-Ära muss gesteigerte Anforderungen in puncto Technik, Bedienbarkeit und inhaltlicher Ausgestaltung erfüllen. Und sie soll Kinder auf die aktuellen Probleme der Welt vorbereiten.

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Der BRANDORA Fachartikel Service ist eine Plattform, die sich auf die Themen der Spielwarenindustrie spezialisiert hat. Einmal im Monat widmet sich die Redaktion der "Spielwaren Insights" einem Leitthema, das intensiv recherchiert und beleuchtet wird. Die Redaktion stellt Fragen und sucht nach Antworten, um ein umfassendes Bild des Themas zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um die reinen Fakten, sondern auch um die Meinungen und Ansichten von Experten und Beteiligten in der Branche.

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Ein Bericht von Jan Herzmann

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