„Klassische Unterhaltungsspiele können das seelische Gleichgewicht fördern“: Felix Falk über die gesundheitlichen Vorteile von Videospielen

Die aktuelle Studie „Power of Play 2025“ belegt deutlich, wie Videospiele unter anderem helfen, Stress abzubauen und soziale Verbundenheit zu fördern. Die weltweite Erhebung umfasst knapp 25.000 Teilnahmen in 21 Ländern auf sechs Kontinenten. Das Ergebnis unterstreicht, dass Gaming weit mehr ist als bloße Unterhaltung.
Doch welche politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen braucht es, um dieses Potenzial gezielt zu nutzen?
Darüber spricht Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche, im Interview mit Brandora.
1. Was müsste aus Ihrer Sicht politisch passieren, wenn man die „Power of Play 2025“-Studie ernst nimmt und Gaming als Faktor für mentale Gesundheit fördern will?
Die positiven Effekte von Games auf die mentale Gesundheit werden bislang stark unterschätzt. Dabei können sie bei vielen gesellschaftlichen Herausforderungen eine wichtige Rolle spielen – sie helfen, Stress abzubauen, Ängste zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu stärken. Das belegt auch die Studie „Power of Play“ eindrucksvoll. Und es geht dabei nicht nur um sogenannte Health Games mit therapeutischem Ansatz – auch klassische Unterhaltungsspiele können das seelische Gleichgewicht fördern. Besonders beliebt sind aktuell „Cozy Games“ – Spiele, die gezielt auf Entschleunigung und Entspannung setzen.
2. Was würden Sie jemandem entgegnen, der Gaming weiterhin als Risiko einordnet — etwa mit Blick auf einen potenziellen Suchtfaktor oder negative Auswirkungen auf die Konzentration? Ist diese Sichtweise überholt?
Wie bei allen Medien kommt es auch beim Gaming auf den eigenen Umgang damit an. Übermäßiges Spielen – meist verbunden mit persönlichen Herausforderungen im realen Leben – kann negative Folgen haben. In solchen Fällen kann beispielsweise professionelle Unterstützung helfen. In erster Linie sind Games aber unglaublich bereichernd: Sie sind beste Unterhaltung, fördern Kreativität, helfen, nach einem stressigen Tag abzuschalten, unterstützen soziale Kontakte und schaffen gemeinsame Erlebnisse mit Freunden und Familie. Viele Spielerinnen und Spieler empfinden Games als wertvollen Ausgleich zum Alltag – das bestätigt auch die „Power of Play“-Studie.
3. Jetzt wurde die Studie ja mit Personen durchgeführt, die dedizierte Gamer sind. Können sich diese Effekte auch auf Personen übertragen, die sonst mit Gaming keine Berührung haben? Würden Sie also Nicht-Spielern raten zu spielen?
Die „Power of Play“-Studie zeigt deutlich: Kaum ein anderes Medium kann das Leben so bereichern wie Games – und dabei sogar die mentale Gesundheit stärken. Mein Rat an alle, die bisher noch nicht spielen: Probieren Sie es aus! Suchen Sie sich ein Spiel, das Ihnen Freude macht – und spielen Sie einfach.
4. Moderne Spiele stärken Zugehörigkeit und Resilienz. Wie sieht es mit Retrogaming aus? Handelt es sich hierbei um einen Sonderfall oder nur ein anderer Modus desselben Effekts?
Nicht nur 6 von 10 Deutschen spielen. Mittlerweile liegt das Durchschnittsalter der Spielenden in Deutschland bei fast 40 Jahren. Das zeigt, dass viele Menschen mit Games aufgewachsen sind und deshalb auch gern in ihre Jugend zurückgehen mit den Spielen von damals. Games sind inzwischen ein wichtiges Kulturgut und zu solchen gehört die Historie einfach dazu.
5. Die Mehrheit der Retro-Games spielt sich offline, ohne permanente Monetarisierungsbemühungen – sehen Sie darin einen Vorteil für das psychische Verarbeiten?
Die positiven Effekte des Spielens sind zeitlos – sie hängen weder vom Alter eines Spiels noch von seiner Monetarisierung ab. Schon früher gab es Games, die entschleunigten oder die man gemeinsam vor dem Fernseher spielte. Der positive Einfluss auf Entspannung und soziale Verbundenheit ist also kein neuer Trend. Auch die Finanzierungsform spielt dabei kaum eine Rolle: Ob klassischer Kauf-Titel oder Free-to-Play-App – entscheidend ist, wie das Spiel individuell wirkt. Denn ob Games helfen, zu entspannen, Kontakte zu pflegen oder einfach Freude zu bereiten, ist immer ganz persönlich.
6. Welche Forschungsfrage zur Wirkung von Games würden Sie als nächstes untersuchen lassen, wenn Geld kein Faktor wäre?
Games besitzen ein enormes Potenzial für viele gesellschaftliche Bereiche – von der mentalen Gesundheit über die Medizin bis hin zur Bildung. Dieses Potenzial wird bislang jedoch noch zu wenig ausgeschöpft. Weitere Studien könnten helfen, den positiven Einfluss von Games noch sichtbarer zu machen – und damit den Weg für neue, innovative Angebote in diesen Feldern ebnen.