In der vergangenen Woche fand wieder die SPIEL Essen statt – Europas größte Brettspiel-Messe. BRANDORA besuchte die Pressekonferenz sowie die Neuheitenschau am Mittwoch. Der erste Teil unseres Rückblicks befasst sich mit Trends und Schwerpunkten, die sich innerhalb der Brettspiel-Branche identifizieren lassen.
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Der Brettspielbranche geht es gut. Das merkt man nicht nur aber auch am Zuspruch, den die SPIEL Essen als weltgrößte Brettspiel-Messe erfährt. „Der Donnerstag ist jetzt schon komplett ausverkauft und der Freitag auch beinahe“, bilanzierte SPIEL-Geschäftsführerin Carol Rapp mit großer Freude bei der Eröffnungs-PK. „Es werden in diesem Jahr garantiert 200.000 Besucher auf unsere Messe kommen."
In jedem Fall werde dies ein Plus im Vergleich zum Vorjahr darstellen. 923 Aussteller aus 52 Nationen sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Darunter waren auch komplett neue Länder, wie Brasilien, Indonesien und Malaysia. Auf der Messe präsentierten die Aussteller insgesamt 1.562 Neuheiten.

Brettspiele trotzen der Rezession
Auch die präsentierten Zahlen zur Branche lesen sich recht gut. Während der Markt für Spielwaren insgesamt im Zeitraum Januar bis August 2024 einen Rückgang von 4,9 Prozent verzeichnete – was sicherlich auch mit der wirtschaftlichen Gesamtlage zusammenhängt – sind es im Sektor Spiele & Puzzles lediglich -0,1 Prozent. Der Markt trotz also der Rezession und bleibt nahezu stabil. Er wird dabei geschultert von den Spielen, denn diese legten sogar 0,9 Prozent zu, während die Puzzles ein Minus von 6,8 Prozent notieren.
Legt man diese Zahlen nebeneinander wird auch die Dominanz von Spielen im Vergleich zu Puzzles deutlich. Letztere machen lediglich 8 Prozent des Marktes aus, wie Hermann Hutter, 1. Vorsitzender des Spieleverlage e.V. auf Nachfrage von BRANDORA erklärte.
Innerhalb des Spiele-Marktes performten Trading-Cards wie Lorcana oder One Piece besonders gut – was jedoch für niemanden eine Neuigkeit darstellt. Insgesamt hat der Markt ein Volumen von fast 900 Millionen Euro. Vor zehn Jahren, so Hutter, seien es noch 500 Millionen gewesen – also fast eine Verdopplung in diesem Zeitraum.

Brettspiele werden musikalisch
Und wie sieht es inhaltlich mit den Trends aus? Da wäre zum einen das Thema Musik, das laut Rapp in diesem Jahr eine gewichtige Rolle spiele. In der Tat ließen sich hier einige Beispiele finden. So war Jörg Roth alias Alea von der Rockband Saltatio Mortis in diesem Jahr nicht nur das Gesicht der SPIEL Essen – stilecht im The Witcher-Kostüm. Roth ist auch einer der Köpfe hinter dem multimedialen Projekt Finsterwacht, das Musik, Pen&Paper Rollenspiel und Literatur verbindet.
Roths Musiker-Kollege Frederick Ehmke – hauptberuflich Drummer der Metalband Blind Guardian – ist sogar selbst zum Spieleautor geworden und hat das Brettspiel From the Other Side im Branding seiner Band veröffentlicht. Ein Interview mit Ehmke folgt in den nächsten Tagen bei BRANDORA.

Nachhaltigkeit, Fantasy und soziale Interaktion
Und schließlich war die neue Bingo-Version des Party-Musik-Quizzes Hitster (Jumbo) einer der Publikumsmagnete auf der Neuheitenschau.
Nachhaltigkeit bleibt ebenfalls ein heißes Thema. Diese bezieht sich nicht nur auf ökologisch verantwortungsvolle Produktionsweisen, sondern wird auch inhaltlich immer häufiger Thema. Zugkräftiger Hebel ist hier natürlich der Riesenerfolg von e-Mission. Nicht zufällig wurde dann ja auch Mischwald (Lookout Spiele) mit dem Deutschen Spielepreis 2024 ausgezeichnet. Auch auf der Neuheitenschau konnte man diverse Releases finden, die zumindest teilweise den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu thematisieren scheinen, darunter etwa Civolution (Pegasus) oder die neue Catan-Erweiterung „Energien“.
Ansonsten bleiben Fantasy in diverser Ausprägung und verschiedenste Battle-Formate weiterhin präsent. Vieles kommt im Anime-Style daher und so war denn auch „Japan“ ein weiterer Schwerpunkt, den Carol Rapp in ihrer Keynote ankündigte. Aber auch soziale Experimente und persönliche Interaktion stehen bei vielen neuen Ideen im Mittelpunkt, was eine Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft sein könnte. Einige Beispiele hierzu erwarten Sie im zweiten Teil unserer großen SPIEL-Rückschau.

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SPIEL Essen 2024 Teil 2: Die Neuheiten