Spielwarenindustrie und die Politik: Rückblick auf das DVSI & BVS Zusammenspiel 2023 im Willy-Brandt-Haus Berlin

Am 5. Juli 2023 fand im Willy-Brandt-Haus in Berlin eine wichtige Veranstaltung statt, bei der der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) und der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) eng zusammenarbeiteten.

Dies war bereits die zweite gemeinsame Veranstaltung der beiden Verbände, nachdem im vergangenen Jahr ein erfolgreicher Auftakt in Köln stattgefunden hatte. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die Mitgliederversammlungen beider Verbände abgehalten.

Der Verlauf der Veranstaltung war äußerst dynamisch und bereichernd. Gleich zu Beginn begrüßte Kevin Kühnert die Teilnehmer der Spielwarenindustrie und des Spielwaren-Einzelhandels im SPD-Haus und begann direkt mit einem Aufruf an jeden einzelnen Teilnehmer. Er wies darauf hin, dass es eine schlimme Ironie des Schicksals sei, dass gerade im Landkreis Sonneberg, der historisch stark mit der Spielzeugindustrie verbunden ist, die AfD den Landrat stellen würde.
(Lesen Sie hier den Aufruf von Kevin Kühnert- wir danken dem Presseteam der SPD für die Zusammenarbeit.)

Kühnert erinnerte daran, dass Sonneberg nicht nur für eine erfolgreiche Spielwarenproduktion und das Deutsche Spielwarenmuseum bekannt ist, sondern auch für die internationalen Erfolge, die Menschen aus der Region mit der Herstellung von Spielzeug erreicht haben.

Mit den Worten "Es ist mir zu leise" drückte Kühnert seine Sorge darüber aus, dass in der Gesellschaft zu wenig Widerstand gegen politische Kräfte geleistet wird, die die Grundlagen unserer Werte, des Zusammenhalts und der Demokratie gefährden. Er forderte die Anwesenden dazu auf, über Partei- und sonstige Grenzen hinweg das Wort zu erheben und sich gegen Ideologien zu positionieren, die den Wohlstand und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen.

Vielen Teilnehmern war es sicher nicht bewusst, dass Kevin Kühnert eine Vergangenheit im Spielwarenhandel bei mytoys hat. In diesem Zusammenhang blieb ihm eine Anekdote besonders in Erinnerung, die er gerne mit den Anwesenden teilte. Es handelte sich um die Reklamation eines älteren Herrn bezüglich eines defekten Kackel Dackels, bei dem die Knetmasse ausgegangen war: „Der Kackel Dackel kackt nicht mehr.“

In Erinnerung an diese Anektdote überreichte der DVSI Kevin Kühnert dann auch gleich einen Kackel Dackel aus dem Hause Goliath.

Status der Interessenvertretung: Ein Wunschzettel für die Spielwarenbranche

Der DVSI hat als Interessenvertreter der Spielwarenindustrie einen Wunschzettel an die Politik formuliert und an die entsprechenden Kulturverantwortlichen versandt. Dieser Wunschzettel umfasst fünf zentrale Punkte: ein stärkeres Engagement für den Wert des Spielens, die Stärkung der Spielwarenindustrie in Bezug auf die Produktion in Deutschland, die Anerkennung von Spielwaren als Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft, mehr wissenschaftliche Expertise zum positiven Einfluss von Spielen auf die Entwicklung von Kindern und den Abbau von bürokratischen Hemmnissen im Handel.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung berichtete Uli Brobeil von einer positiven Entwicklung, die sich im Prozess der Interessenvertretung der Spielwarenindustrie abzeichnet. Er betonte, dass Dynamik in den Prozess gekommen sei und positive Reaktionen von Verantwortlichen aus der Politik zu verzeichnen seien. Insbesondere erwähnte er die baldige Einrichtung eines neuen Parlamentskreises Spielwaren, der einen regelmäßigen Austausch zwischen Mitgliedern des Bundestages ermöglichen wird.

Die Schule brennt:

Die Teilnehmer wurden durch den Aufruf der Aktion "Spielen macht Schule" aufgerüttelt. Unter dem Aufruf "Die Schule brennt" wurden die Teilnehmer von Annette Zander von der Aktion "Spielen macht Schule" auf die dramatischen Zustände hingewiesen. Kinder und Jugendliche werden immer stärker von digitalen Medien geprägt und haben kaum noch Berührungspunkte mit analogem Spiel. Es bestehen sprachliche Hindernisse, eine sinkenden Lesekompetenz, Verhaltensauffälligkeiten und fehlenden sozialen Kontakten, verstärkt durch die Corona-Pandemie. Die Organisationen forderten daher eine verstärkte Förderung des Spielens als wichtigen Bestandteil der kindlichen Entwicklung.

Die Novellierung der Spielzeugrichtline lässt auf sich warten

Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war die Novellierung der Spielzeugrichtlinie. Experten wie Joachim Geiß vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gingen davon aus, dass voraussichtlich Ende 2024 oder Anfang 2025 eine neue Spielzeugverordnung verabschiedet wird. Dr. Arun Kapoor informierte in seiner Keynote über die Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen im Bereich des Produktrückrufs, die bereits in Kraft getreten sind.

In der abschließenden Debatte äußerten verschiedene Vertreter aus Industrie und Regierung ihre Standpunkte. Dabei wünschte sich insbesondere die Industrie eine angemessenen Regulierung der chemischen Grenzwerte, die bereits heute in einem kaum messbaren Bereich liegen. Zudem wurde der Wunsch geäußert, im Online-Handel das Schlupfloch für Hersteller aus dem Ausland zu schließen, die unsichere Produkte einführen.

Die Diskussion zeigte, dass die Spielwarenindustrie und die beteiligten Akteure ein starkes Interesse an der Sicherheit und Qualität von Spielzeugen haben. Es wurde deutlich, dass die geplante Novellierung der Spielzeugrichtlinie eine Chance bietet, die Standards für Produkte weiter zu verbessern und den Schutz der Verbraucher zu stärken. Gleichzeitig wurde der Bedarf nach einer ausgewogenen und praxisorientierten Regulierung betont, die den hohen Sicherheitsanforderungen gerecht wird, aber auch den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Branche Rechnung trägt.

Ausklang auf der Spree

Abschließend hatten die Teilnehmer die Möglichkeit sich in entspannter Atmosphäre während einer Schifffahrt auf der Spree zu vernetzen. In dieser angenehmen Umgebung konnten sie ihre Eindrücke des Tages teilen und die interessanten Aspekte der Veranstaltung diskutieren. Die Schifffahrt bot eine ideale Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu vertiefen. Sie bildete einen gelungenen Abschluss einer erfolgreichen Veranstaltung, die wichtige Impulse für die Spielwarenbranche setzte.

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Ein Bericht von Yvette Vaessen